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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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    Â»Letztendlich hat Yuri eine 2 in eine 9 verwandelt und eine 6 weggelassen«, bemerkte Nadja.
    Â»Stimmt. Aber wir sind genauso weit wie vorher. Zwar ist jetzt klar, dass die Zeichen bestimmten Zahlen entsprechen, aber was zum Teufel bedeuten diese Zahlenreihen?«
    Â»Keine Ahnung«, seufzte Nadja.
    Â»Und noch etwas frage ich mich.«
    Â»Was denn?«
    Â»Warum hatte deine Mutter eine Tätowierung mit diesen Zeichen?«

48
    London, Kerr Gallery
Sonntag, 2. Januar, 11.38 Uhr
    Die Unterschrift auf der Einladungskarte stammte unverkennbar von Florette. Iv las sie erneut. Es handelte sich um die Präsentation des zweiten Teils einer Briefmarkenserie, der »sechs für die Geschichte bedeutsamen Engländerinnen« gewidmet war.
    Schon die erste Teilserie hatte die Royal Mail mit einer Ausstellung beworben. Sie war ein großer Erfolg geworden. Damals waren es Frauen wie Marie Stopes, die Erste in der Geschichte, die einen Ratgeber zur Familienführung für Frauen verfasst hatte, oder Barbara Castle, eine der Ersten, die sich für das Frauenwahlrecht und das Recht auf Abtreibung einsetzte.
    Warum hatte Florette sie dorthin eingeladen? Ohne sie zuvor auch nur anzurufen? Irgendetwas stimmte da nicht. So hatte Iv ihre Verpflichtungen abgesagt und sich zur Kerr Gallery begeben, wo das Ereignis stattfinden sollte. Die Sache gefiel ihr nicht: Es würden viel zu viele Leute kommen, um sich ungestört unterhalten zu können. Außerdem waren sie und Florette bekannte Persönlichkeiten, und sicher würden viele den Kontakt zu ihnen suchen, sie um ein Foto, einen Rat, ein Interview bitten … oder einfach den neusten Klatsch mit ihnen austauschen. Aber Iv hatte keine Wahl. Nach so vielen Jahren war endlich eine Spur aufgetaucht, die vielleicht zum kostbarsten Gegenstand der Welt führte.
    Als das Taxi vor der Galerie hielt, konnte Iv ein Gefühl der Abscheu nicht unterdrücken. Die Menge hatte sich vor dem großen viktorianischen Eingangstor versammelt, das in den Hauptsaal mit den sechs einzigartigen Briefmarken führte.
    Wohlgesittet und miteinander plaudernd trat einer nach dem andern ein. Iv erkannte Sir Humphrey Monhagan mit seiner neuen Flamme, und sie empfand sein Verhalten als ziemlich dreist, zumal er ein Scheidungsverfahren laufen hatte, das ihn möglicherweise endgültig in die Knie zwingen würde. Unweit von ihm entdeckte sie Emma Holmes, die Dame aus den Bloomsbury Salons, im Rollstuhl und in Begleitung ihres derzeitigen Gigolos, eines stattlichen jungen Mannes im Smoking.
    Iv zögerte noch auszusteigen, als Florettes Gesicht im Wagenfenster erschien.
    Â»Ein kleines Gläschen vor dem Tanz?«, schlug die Freundin vor.
    Â»Ein Gläschen und ein paar Erklärungen, danke«, erwiderte Iv und öffnete die Wagentür.
    Florette begrüßte sie mit einer langen Umarmung, der sie sich nicht entzog. Als sie sich voneinander lösten, legte Iv sanft die Hand auf den Arm der Freundin. »Warum hast du mich hierherkommen lassen?«
    Auf dem Gesicht der Kreolin breitete sich ein vielsagendes Lächeln aus. »Ist doch ganz nett, mal wieder unter Leute zu kommen, oder?«
    Â»Seit ich dich kenne, hast du niemals irgendetwas ohne bestimmte Absicht dahinter getan.«
    Florette nahm die Freundin am Arm und führte sie auf die andere Straßenseite, der Warteschlange gegenüber.
    Â»Wo bringst du mich hin?«
    Â»Als ich gekommen bin, habe ich ganz in der Nähe eine italienische Weinbar entdeckt. Sie sah nett aus und ziemlich leer.«
    Iv schob Florettes Arm von sich. »Ich gehe keinen Schritt weiter, bevor du mir nicht eine Erklärung gibst.«
    Florette blieb stehen. Ein junger Fotoreporter hatte sie bemerkt, und sie ging sofort in Pose. Iv tat es ihr gleich.
    Â»Irgendwelche delikaten Neuigkeiten, Madame Lily?«, fragte der junge Mann.
    Â»Keine«, erwiderte Iv kühl.
    Â»Catherine Ferrari Derzhavin war wie eine Tochter für Sie. Wer wird ihre Rolle in dem neuen Film von Kenneth Branagh übernehmen?«
    Direkte Frage, offene Wunde. Iv hätte am liebsten nicht geantwortet, aber es war ihr Job. »Es gibt diesbezüglich gute Neuigkeiten.«
    Der Reporter ließ seine Kamera sinken und trat mit vertraulicher Miene näher. »Geben Sie mir einen Tipp?«
    Â»Für welches Blatt arbeiten Sie?«
    Â» Daily Express.«
    Iv sah mit gespieltem Staunen zu Florette,

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