Die Schwesternschaft
gespeichert, sodass man auch zu einem späteren Zeitpunkt Zugriff darauf hatte.
Arvo begann, das Gelände rings um die besagte Stelle abzusuchen, wobei er den Apparat bewegte, als wolle er die Wiese bohnern. Währenddessen sah er ständig auf den Bildschirm.
»Wie groà ist der Stein?«
»Ich weià nicht genau«, erwiderte Lena. »Ziemlich groÃ.«
Es vergingen einige Minuten, bis Arvo einige Schritte von dem Punkt entfernt, den sie mit dem GPS -Gerät ermittelt hatten, stehen blieb.
»Hier unten ist ein groÃer Stein.«
»Wie gro�«
»Etwa siebzig Zentimeter.«
»Versuchen wirâs â¦Â«, sagte Lena.
Äerubina griff nach dem Spaten und begann zu graben. Arvo befreite sich von der Schlinge und half ihr mit dem anderen Spaten.
Lena beobachtete sie schweigend. Sie gruben mit ganzer Kraft, aber es dauerte rund eine halbe Stunde, bis der Stahl einer der beiden Spatenblätter auf etwas Hartes stieÃ. Sie legten die Ränder des Steines frei, und Lena bückte sich, um ihn zu untersuchen. Sie wischte die letzten Spuren Erde fort und lieà die Finger vorsichtig über die Oberfläche gleiten. »Ein ganz gewöhnlicher Stein«, bemerkte sie.
Arvo griff erneut nach dem Gerät und setzte die Untersuchung des Geländes fort, wobei er den Radius Runde um Runde erweiterte. Aber vergeblich.
Lena sah sich nachdenklich um. Etwa zwanzig Meter von der vermeintlichen Stelle entfernt ragte die Spitze eines grauen, pyramidenförmigen Steins aus der Erde. Wie hatte sie das bisher nicht bemerken können? Das war es: Das war das Erkennungszeichen.
Sie ergriff Arvos Spaten und fing an, sich rings um den Felsen zu schaffen zu machen. Sie stieà die Schaufel in den Boden und entfernte das Erdreich Stück um Stück. Äerubina eilte herbei, um ihr zu helfen. Arvo löste sie ab, und innerhalb kürzester Zeit hatten sie den Stein ringsum freigelegt. Er war mindestens hundert Kilogramm schwer. Man brauchte einen Hebel, um ihn zu bewegen.
Ohne auf einen Befehl zu warten, eilte Arvo zu der kleinen Schonung am Rand der Ebene und kehrte nach wenigen Minuten mit einem langen, rund vier Finger dicken Ast zurück. Nach mehreren Versuchen gelang es den dreien, den Stein von der Stelle zu bewegen.
Darunter befand sich nichts.
Verärgert griff Lena nach dem Spaten und begann erneut hektisch zu graben. Es vergingen einige Minuten, dann musste auch sie sich mit der Realität abfinden. Dort unten war absolut nichts.
Arvo nahm seinen Mut zusammen und fragte: »Nach was suchen wir eigentlich genau?«
Lena stieà wütend den Spaten in die feuchte Erde, dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie sah ihn an: »Einen Liebestrank«, erwiderte sie vieldeutig.
47
Moskau, Volokonin-Klinik
Sonntag, 2. Januar, 5.36 Uhr
Auf dem Rückweg nach Moskau hatte Kirill eine wunderbare Nachricht empfangen. Er gehörte nicht zu den Leuten, die sich von ihren Gefühlen überwältigen lassen, aber als er hörte, dass Gavril aus dem Koma erwacht war, spürte er deutlich seine Freude.
In den vergangenen Tagen hatte er versucht, seine Dämonen zu ignorieren, aber Vurdalak und Upyri waren ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Was hätte er anfangen sollen, wenn Gavril starb? Da auch Catherine nicht mehr lebte, wäre das Derzhavinâsche Erbe an Nadja gefallen, die sicher nicht in der Lage war, die Geschäfte des Vaters weiterzuführen. Sie war viel zu jung, sie war Ãrztin und hatte auÃerdem ein vollkommen anderes Weltbild. Und selbst wenn sie sich plötzlich entschlossen hätte, alles in die Hand zu nehmen, wäre sie niemals so geschickt und vor allem nicht so skrupellos wie Gavril gewesen. Wie viele von Derzhavins Feinden hätten sich dann an den sibirischen Vertrauensmann erinnert und wären, ohne allzu groÃe Gefahr zu laufen, gekommen, um sich an ihm zu rächen? Kirill hatte versucht, nicht daran zu denken, aber es war unmöglich. Ohne Gavrils Schutz und die Furcht, die seine Macht und sein Geld einflöÃten, war er sehr verletzlich. Natürlich hatte er es immer irgendwie geschafft, und vielleicht wäre er auch diesmal davongekommen, aber er hätte sein gesamtes Leben ändern müssen.
Die Nachricht von Gavrils gutem Zustand hatte er noch während des Rückfluges aus Kasachstan von Nadja erhalten. Nach der Landung hatte er sich von Tarasâ Leuten, die ihn abholen kamen, als
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