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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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von Olga, mit einer Beschreibung, wie man zum Buch der Blätter gelangt.«
    Die beiden andern waren sprachlos.
    Â»Aber Iv!«, platzte Florette schließlich heraus. »Wir haben es hier mit einer Legende zu tun!«
    Â»Am Anfang habe ich das auch gedacht«, räumte Iv ein. »Aber man kann nie vorsichtig genug sein. Also habe ich beschlossen, über einen meiner engen Vertrauten, einen angesehenen italienischen Antiquitätenhändler, Kontakt zu Derzhavin herzustellen. Er sollte ihm den Kauf dieses und weiterer Bühnenprospekte anbieten, das Ganze unter dem unverdächtigen Vorwand eines Museumserwerbs und durch einen Haufen Dollar schmackhaft gemacht.«
    Die beiden anderen Frauen erstarrten zu Statuen: Sie wussten nur zu gut, dass die mehrere Jahrtausend alte Tradition des Mahls, der sie ihr Leben gewidmet hatten, zum ersten Mal von ihrem Ende bedroht war, sollte etwas Derartiges wahr sein.
    Â»Es schien alles gut zu laufen«, fuhr Iv fort. »Der italienische Antiquitätenhändler hatte keine Schwierigkeiten, das Geschäft abzuschließen. Die Lieferung der Prospekte, mit der eine auf den Transport von Kunstwerken spezialisierte Firma beauftragt wurde, war für vorgestern vorgesehen, auf privatem Luftweg nach Italien … dann, welch Zufall, wird am Vorabend der Prospekt gestohlen.«
    Â»Gestohlen?«, entfuhr es Florette.
    Â»Du sagst es. Von einem Profi-Kommando, dem es gelungen ist, in Derzhavins Museumsbunker einzudringen. Leute, die nicht vor einem Mord zurückgeschreckt sind … Die Nachricht ging nicht durch die Presse, aber ich habe sichere Quellen, die durch die Tatsache bestätigt wurden, dass der Bühnenprospekt bei der Lieferung nicht dabei war.«
    Yana unterbrach sie: »Entschuldige Iv, aber was hat Lena Leskov mit alldem zu tun?«
    Â»Der Zusammenhang liegt leider auf der Hand: Der materielle Wert des Prospekts ist vernachlässigbar und rechtfertigt sicher keinen Mord und keinen terroristischen Übergriff. Offensichtlich ist dem Auftraggeber des Kommandos der wahre Wert bekannt. Wir haben es also mit einer Auftraggeberin zu tun. Mit einer von uns, um es auf den Punkt zu bringen.«
    Florette überlegte laut: »Fassen wir zusammen. In Derzhavins Leben gibt es zwei Schwestern, und eine wird umgebracht. Natürlich verdächtigt man die andere: Aber manchmal trügt der Schein. Ich habe drei Fragen, Iv. Erstens: Hat Lena den Bühnenprospekt gesehen? Zweitens: Wusste sie, dass auch Catherine ihn gesehen hatte? Und drittens: Wusste sie, dass Catherine eine von …«
    Â»Wir sollten mit Vernunft herangehen, meine Liebe«, schnitt ihr Iv das Wort ab. »Als Catherine mich anrief, drängte sie mich, den Bühnenprospekt so schnell wie möglich fortzuschaffen. Sie war sicher, dass Lena ihn noch nicht gesehen hatte, aber sie war auch sicher, dass Gavril sie bei nächster Gelegenheit dorthin mitnehmen würde. Durch die Rückverfolgung von Derzhavins Bewegungen wissen wir, dass er tatsächlich am 21. Dezember in Sotschi war, und zwar zufälligerweise mit Lena. Man kann sich leicht vorstellen, wie es gelaufen ist. Als Lena den Prospekt zu Gesicht bekam, war er offiziell bereits verkauft, und es war nicht schwer herauszufinden, dass Catherine ebenfalls bereits dort gewesen war. So war Catherine, die für Lena das einzige Hindernis zwischen ihr und Derzhavin darstellte, auch noch zum Hindernis zwischen ihr und dem Prospekt geworden. So viel zu deiner dritten Frage: Lena Leskov und Catherine Derzhavin mussten wissen, dass sie zu ein und derselben … Institution gehörten.«
    Florette nickte ernst. Die Argumentation war unanfechtbar, bis auf einen Punkt: »Etwas verstehe ich nicht«, überlegte sie. »Weshalb ruft dich Catherine, als sie den Bühnenprospekt sieht, sofort an, während Lena, die dieselben Ideale vertritt, in genau der gleichen Situation nicht daran denkt, Yana anzurufen?«
    Â»Ich befürchte, die Antwort ist schrecklich«, seufzte Iv. »Lena ist außer Kontrolle. Wie Yana bereits sagte, hat sie schon immer die größten Ambitionen gehabt. Und jetzt hat sie begriffen, dass sie ihr Ziel auch allein erreichen kann.«
    Alle drei verharrten in Schweigen. Schließlich bemerkte Yana: »Was du da sagst, Iv, klingt absolut schlüssig, aber es gründet sich lediglich auf Vermutungen. Wir haben keinerlei konkrete Beweise, meinst du nicht?«
    Â»Heute Nachmittag, nach

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