Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
Vom Netzwerk:
machte.
    Â»Hören Sie, Herr …«, begann Fëdor erneut in bedächtigem Ton.
    Â»Doktor Oxana Glebov, danke«, ergänzte der Beamte.
    Fëdor schluckte. Die Nase seines Gesprächspartners wurde noch einladender. Der Polizist kostete in Gedanken bereits das Knacken aus, das seine Faust in diesem Hamstergesicht verursachen würde.
    Â»Doktor Oxana Glebov«, fuhr er fort, »Ihre Vorgesetzten haben gut daran getan, Sie herzuschicken. Ich habe mich höchstpersönlich davon überzeugen können, wie gewissenhaft und genau Ihre Arbeitsweise ist. Ich kann gut nachvollziehen, weshalb Sie in Ihrem Bereich so geschätzt sind. Aber Ihre Ergebnisse dienen lediglich dazu, meine Zweifel an der Operation zu bekräftigen.«
    Â»Und zu welcher Erkenntnis sind Sie gelangt?«, fragte der Beamte spöttisch. »Nur zu, lassen Sie es mich wissen.«
    Â»Wenn Sie einen Augenblick …«, erwiderte Fëdor, ohne auf die Provokation einzugehen.
    Â»Ich bin neugierig und habe Zeit, so viel Sie wünschen«, erklärte Glebov hämisch.
    Für Fëdor war das der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Er ging zum Telefon und drückte einen Knopf, der ihn mit dem Nachbarzimmer verband.
    Â»Frau Menchova, lassen Sie ihn herein«, befahl er.
    Glebov stutzte: »Würden Sie mir bitte erklären, was vor sich geht?«
    Â»Ich werde Sie mit einem Mann bekannt machen, der interessante Informationen für Sie hat.«
    Der Beamte machte Anstalten sich zu erheben, aber Fëdor hinderte ihn daran.
    Â»Das ist alles nicht rechtens. Niemand darf diese Daten sehen, ich …«
    Â»Wenn Sie sich ein wenig gedulden, werden Sie merken, dass sich niemand für Ihre Statistiken interessiert.«
    Glebov lief rot an, aber er hielt sich zurück.
    Â»Ich weiß sehr wohl, dass sich die FONP um die Steuern des Landes kümmert«, nahm Fëdor den Faden wieder auf. »Ebenso weiß ich, dass diese Steuern zu unser aller Wohl bezahlt werden. Deshalb danke ich Leuten wie Ihnen, die durch ihre Opferbereitschaft so komplizierte Ermittlungen wie diese ermöglichen.«
    Â»Sie haben keine Ahnung, was wirklich kompliziert ist«, erklärte Glebov mit angewiderter Miene.
    Â»Glauben Sie mir. Ich weiß es.«
    Fëdor stellte sich hinter den Stuhl des Beamten und schob ihn vor den Schreibtisch, sodass die Knie des Mannes eingeklemmt waren: Jetzt konnte er nicht mehr aufstehen.
    Â»Was soll das?«, protestierte Glebov.
    Â»Das werden Sie gleich sehen«, beruhigte ihn Fëdor.
    Die Tür ging auf, und ein Mann trat ein. Sie hatten bei einigen wichtigen Ermittlungen zusammengearbeitet, die sogar durch die Presse gegangen waren und ihm einige wichtige Auszeichnungen eingebracht hatten. Einen Teil seiner Karriere hatte er eben diesem Mann zu verdanken, und er würde ihn auch diesmal nicht enttäuschen.
    Â»Kirill, darf ich dir Doktor Glebov vorstellen«, sagte er, ohne den Griff am Stuhl zu lockern.
    Der Beamte hatte seine gesamte Selbstsicherheit verloren. Er drehte den Kopf zur Tür und starrte den Mann mit aufgerissenen Augen an.
    Â»Ist er es?«, fragte der Sibirier mit seiner leisen, rauen Stimme.
    Â»Die MUR hat keinen Zweifel.«
    Â»Wird sie eingreifen?«
    Â»Es wurde nur darum gebeten, dass einer ihrer Männer dabei ist. Aber er wird abseits sitzen und den Mund nicht aufmachen.«
    Glebov starrte die beiden Männer mit vor Schreck versteinertem Gesicht an. »Was … was geht hier vor sich?«
    Fëdor legte ihm eine Hand auf die Schulter und spürte, dass er zitterte.
    Â»Vielleicht kennst du dich mit Zahlen doch nicht so gut aus, wie du meinst«, murmelte er.
    Kirill drehte den Stuhl des Beamten zur Tür, baute sich vor ihm auf und starrte ihn wortlos an. Sein Schweigen hatte etwas Beunruhigendes. Der unbewegliche Blick war der eines Scharfschützen, und Fëdor wusste sehr wohl, dass er früher einmal einer gewesen war.
    Dann beugte sich Kirill plötzlich unerwartet vor und legte Glebov die Hände auf die Knie. Er schwieg weiterhin und sah ihm nur in die Augen. Glebov lief ein Schweißrinnsal von der Schläfe über die gesamte Wange. Er war fassungslos, aber irgendetwas hinderte ihn daran, den Mund zu öffnen.
    Auch Fëdor fühlte sich allmählich unwohl. Er war Polizist, aber die Worte, die er nun aussprach, hätten eher zu einem Mafioso gepasst: »Dir steht wie immer

Weitere Kostenlose Bücher