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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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sofort.
    Kaum war Nadja eingetreten, stellte sich ihr ein Arzt in den Weg und hinderte sie am Weiterlaufen.
    Â»Ich bin seine Tochter. Und ich bin ebenfalls Ärztin. Anamnese?«
    Nach kurzem Zögern nahm der Arzt das Krankenblatt und stellte sich knapp vor. »Ich bin Doktor Symonenko, der Chef des Ärzteteams.«
    Im selben Augenblick zuckte Gavrils Körper zusammen, und der Herzfrequenzmesser erreichte ein paar Mal Höchstwerte.
    Â»Abnehmender Sauerstoffgehalt«, warnte ein Assistenzarzt.
    Â»Atmung?«, fragte Symonenko.
    Â»Unregelmäßig«, erklärte derselbe Arzt.
    Â»Raus mit der Kanüle. Wir müssen ihn sofort intubieren«, entschied Symonenko.
    Â»Wir sollten ihm zunächst intravenös 500 ml Heparin verabreichen«, schlug ein anderer Assistenzarzt vor.
    Â»Zu spät, er muss intubiert werden. Raus mit dem Schlauch für die Magenspülung, los«, befahl der Chefarzt.
    Nadja trat näher.
    Â»Sie sind hier nur im Weg«, sagte Symonenko.
    Â»Ich habe bereits erklärt, dass ich ebenfalls Ärztin bin. Und das hier ist mein Vater!«, erwiderte sie heftig.
    Â»Das ist mir egal. Bringt sie hinaus, und zwar sofort.«
    Einer der beiden Assistenzärzte kam auf sie zu, aber Nadja war schneller, wich nach rechts aus und erreichte den Operationstisch. »Das Herz schlägt zu unregelmäßig, es wird bald ganz aussetzen«, bemerkte sie.
    Â»Dann sind Sie also wirklich Ärztin?«, fragte Symonenko.
    Â»Machen wir uns an die Arbeit«, unterbrach sie ihn.
    Der Herzfrequenzmesser zeigte immer wieder extrem hohe Werte an, ein Zeichen, dass das Herz des Vaters tatsächlich bald ganz aussetzen würde.
    Â»Haben Sie schon herausgefunden, welches Gift verwendet wurde?«, fragte Nadja, während sie den Magenschlauch entfernte. Dann half ihr Symonenko, den Trachealdilator einzuführen. Mit einem einzigen fachkundigen Handgriff intubierte sie ihren Vater. Das Gerät für die künstliche Beatmung ging sofort in Betrieb, und innerhalb weniger Sekunden normalisierte sich der Herzschlag wieder.
    Â»Sein Zustand ist jetzt stabil«, sagte Nadja und seufzte. Nun da die Anspannung nachließ, wiederholte sie ihre Frage an Symonenko: »Welches Gift wurde verwendet?«
    Â»Wir wissen es noch nicht«, antwortete er. »Das Blutbild ist vollkommen verändert. Meine technischen Assistenten untersuchen das Glas, aus dem er getrunken hat.«
    Â»Haben Sie schon eine Vermutung?«, bohrte Nadja weiter.
    Â»Nach der Geschwindigkeit zu urteilen, mit der die Wirkung einsetzte, tippe ich auf eine Verbindung auf Cyanid-Basis. Das würde auch die Krämpfe, den Trismus und die Hypotonie erklären. Aber ich will mich noch nicht darauf versteifen.«
    Nadja warf einen Blick auf die verabreichten Medikamente. »Ich sehe gar kein Hydroxycobalamin.«
    Â»Na und?«
    Â»Es ist unverzichtbar, wenn man die Wirkung von Cyanid aufheben will.«
    Â»Aber falls es sich nicht um Cyanid handelt, ist es gefährlich«, erwiderte Symonenko trocken. »Sein Zustand ist jetzt stabil. Nun werden wir uns um Ihren Vater kümmern. Er ist bei uns in guten Händen.« Mit diesen Worten deutete er auf die Tür.
    Nadja konnte verstehen, wie dem Arzt zumute war: Es war immer ärgerlich, wenn die eigene Diagnose von irgendeinem Dahergelaufenen in Zweifel gezogen wurde. So streifte sie ohne ein weiteres Wort die Handschuhe ab, schmiss sie in den Müll und verließ den Raum.
    Sofort stand Kirill vor ihr: »Wie geht es ihm?«
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Sein Zustand ist vorläufig stabil. Aber wir wissen noch nicht, welches Gift er eingenommen hat.«
    Â»Dann werde ich denen jetzt ein wenig Dampf machen«, erklärte Kirill sichtlich erregt.
    Â»Das ist nicht nötig«, versuchte Nadja ihn zu beruhigen. »Ich denke, dass jeder hier weiß, für wen er arbeitet.«
    Â»Sie sind dort hinten in dem Raum, zur Sicherheit habe ich zwei meiner Leute zur Überwachung hingeschickt.«
    Â»Versuche, nicht zu viel Druck auszuüben. Ich möchte nicht, dass ihnen vor lauter Angst, zwei Gorillas im Nacken zu haben, die Objektträger runterfallen.«
    Nadja fühlte sich erschöpft. Die Autofahrt, die überstürzte Ankunft und der Noteingriff hatten sie an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Auch in Anabah gehörte Eile zum Alltag, aber dort war auch niemand aus ihrer Familie

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