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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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betroffen gewesen.
    Â»Können wir irgendwo hingehen, um zu reden?«, schlug sie Kirill vor.
    Â»Auch dafür gibt es einen Raum«, erklärte der Sibirier und deutete mit der Hand auf eine Tür am Ende des Flurs.
    Â»Danke«, murmelte sie.
    Das kleine Wartezimmer dieser unterirdischen Krankenstation verfügte über jeden erdenklichen Komfort: bequeme Sessel, Kaffee, Fernseher. Hinzu kam ein Duft nach Pino Silvestre, der den für Krankenhäuser so typischen Desinfektionsgeruch überlagerte.
    Nadja ließ sich schwer in den Sessel fallen, Kirill zog es dagegen vor, stehen zu bleiben.
    Â»Magst du etwas trinken?«, schlug sie ihm höflich vor.
    Kirill öffnete ein kleines Schränkchen und füllte zwei Gläser bis zum Rand. Er reichte eines davon Nadja, die einen kleinen Schluck nahm. Seines kippte er in einem Zug hinunter.
    Als sie sich ein wenig ruhiger fühlte, kam sie direkt auf den Punkt: »Mit wem war mein Vater zusammen?«
    Kirill schwieg.
    Â»Schlechtes Zeichen …«, bemerkte Nadja.
    Doch noch bevor sie etwas Weiteres hinzufügen konnte, antwortete der Sibirier: »Er hat sich mit Lena getroffen.«
    Â»Heute Abend? Während wir im Restaurant auf ihn gewartet haben?«
    Es war klar, dass Kirill die Privatsphäre Gavrils lieber aus dem Spiel gelassen hätte, aber die Umstände ließen das nicht zu. »Ja, genau. Heute Abend. Sie mussten noch einige Fragen klären.«
    Â»Zum Beispiel weshalb sie zur Beerdigung meiner Mutter gekommen ist?«
    Â»Das vermutlich auch.«
    Nadja spürte Wut in sich aufsteigen und bekam einen galligen Geschmack im Mund. »Und wo ist sie jetzt?«
    Bei dieser Frage presste Kirill die Kiefer aufeinander. Er war es nicht gewohnt, darüber ausgefragt zu werden, welchen Umgang Gavril Derzhavin pflegte.
    Â»Sie ist verschwunden«, antwortete er.
    Â»Und wer hat Alarm geschlagen?«
    Â»Dein Vater trägt für den Notfall immer ein Signalgerät bei sich, durch das er mit uns in Verbindung steht.«
    Â»Dann war es also Lena?«
    Â»Ich würde nicht zu voreilig …«
    Das war zu viel für Nadja: »Sucht sie und bringt sie her!«
    Â»Ich arbeite bereits daran.«
    Â»Dann musst du besser arbeiten, Kirill.«
    Der Sibirier atmete tief durch.
    Nadja schlug einen anderen Ton an: »Tu es für meinen Vater. Geh und such diese Frau.«
    Kirills Handy klingelte. Er nahm sofort ab und wirkte überrascht. »Wo sind Sie? Wir haben Sie überall gesucht …«
    Nadja war sofort klar, dass es sich um Lena handelte.
    Â»Ja, ja. Ich geb sie Ihnen.«
    Kirill reichte ihr das Telefon, und Nadja riss es an sich. »Was hast du mit meinem Vater gemacht?«, rief sie außer sich.
    Lena schwieg einen Moment lang. »Nadja, ihr seid alle in Gefahr«, sagte sie schließlich unter Tränen. »Ihr müsst die Villa sofort verlassen.«
    Die junge Frau war sich absolut sicher, dass Lena schauspielerte. Das konnte sie zugegebenermaßen ziemlich gut. Doch Nadja war von einer Schauspielerin erzogen worden, der besten Schauspielerin überhaupt. » Du bist in Gefahr«, erwiderte sie drohend. Dann beendete sie das Gespräch und reichte Kirill das Handy zurück: »Finde sie.«

33
    Dublin, »Hotel Fitzwilliam«
Mittwoch, 29. Dezember, 15.51 Uhr
    â€¦ Er wurde besinnungslos aufgefunden und in die Volokonin-Klinik gebracht, wo man ihn intensivmedizinisch behandelt. Sein Zustand ist kritisch. In dem kurzen Krankenbericht, der heute Morgen bekanntgegeben und an alle Presseagenturen weitergeleitet wurde, heißt es, dass Gavril Derzhavin »in Folge einer Vergiftung, deren nähere Umstände bisher noch nicht geklärt sind, in Lebensgefahr schwebt«. Der Magnat wird durch umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen vom Rest der Welt abgeschirmt. Seine Tochter Nadja, die durch diesen erneuten Schicksalsschlag, erst wenige Tage nach dem Tod der Mutter, der berühmten Filmschauspielerin Catherine Ferrari Derzhavin, schwer getroffen ist, wollte keine Stellungnahme abgeben. Laut Gerüchten aus dem wirtschaftlichen Umfeld des Oligarchen …
    Â»Er lebt noch!«, zischte Lena verärgert, schlug mit wütender Geste die aktuelle Ausgabe der Irish Times zu und schmiss sie auf den flachen violetten Tisch der Hotelhalle. Dann wurde ihr bewusst, wie unangebracht diese Geste war, und sie schlug das Blatt, das sorgfältig in den hölzernen Zeitungsstock

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