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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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eingeklemmt war, wieder auf. Es war schließlich nichts Besonderes, wenn eine russische Touristin auf Reisen die Auslandsnachrichten der meistgelesenen Dubliner Tageszeitung durchblätterte.
    Der Fahrstuhl ging auf. Lena hob den Blick und sah ein Pärchen hinauskommen. Sie schlug die Zeitung nun endgültig zu und betrat die Bar, wo sie es sich in einer abgetrennten Nische bequem machte. Die beiden aus dem Fahrstuhl kamen hinterher und nahmen ihr gegenüber Platz.
    Ein junger Mann mit Sommersprossen und feuerrotem Haar eilte herbei, um die Bestellung entgegenzunehmen.
    Sie warteten schweigend, bis man das Gewünschte gebracht hatte, dann kam Lena zur Sache und wandte sich an Čerubina: »Arvo?«
    Â»Er kommt mit der British Airways aus London«, antwortete Čerubina.
    Â»Tarnung?«, erkundigte sich Lena.
    Â»Elektroingenieur, Berater bei Zero One Code in Dublin … Er müsste jeden Augenblick hier sein«, antwortete sie.
    Â»Wie viele diesmal?«, fragte Vjačeslav. Es war der Punkt, der ihn am meisten interessierte.
    Â»Keine Toten«, unterbrach ihn Lena. »Es ist ein sauberer Job. Wir dürfen auf gar keinen Fall Aufsehen erregen.«
    Die beiden sahen sie fragend an.
    Â»Wir müssen lediglich … etwas finden«, fuhr Lena fort.
    Â»Und wo?«, fragte Vjačeslav.
    Lena hatte gelernt, niemals mehr zu sagen, als unbedingt nötig war. »Hier in der Nähe, rund dreißig Meilen entfernt. Ein schwer erreichbarer Ort. Es muss alles gut geplant werden.«
    Â»Ausrüstung?«, erkundigte sich Čerubina.
    Â»Nur Werkzeug zum Graben. Und mein GPS .«
    Â»Und wo …«, versuchte Vjačeslav erneut in Erfahrung zu bringen.
    Â»Ein schwer erreichbarer Ort«, unterbrach ihn Lena. »Das sagte ich bereits.«
    Â»Aber was ist unsere Aufgabe?«, protestierte Vjačeslav.
    ÄŒerubina warf ihm einen kalten Blick zu. »Wenn uns Madame hergerufen hat, wird sie schon ihre Gründe haben. Wir werden nicht fürs Fragenstellen bezahlt.«
    Vjačeslav nickte.
    Lena sah ein, dass es angebracht war, ein paar Erklärungen zu liefern, um die beiden nicht zu beunruhigen. »Unser Ziel«, begann sie, »befindet sich auf einer Viehweide. Wir werden rund fünfhundert Quadratmeter durchkämmen müssen.«
    Â»Wonach suchen wir eigentlich? Brauchen wir einen Metalldetektor?«
    Â»Nein. Wir suchen nach einem vergrabenen Stein. Arvo wird sich um die Vermessungssysteme kümmern.«
    Â»Ein Edelstein?«, fragte Vjačeslav erstaunt.
    Â»Edel schon, allerdings nicht in dem Sinne, den du meinst.«
    Â»Aber wie wollen wir ihn finden?«, fragte Čerubina besorgt. »Das wird Wochen dauern.«
    Â»Unser Stein ist ziemlich groß.«
    Vjačeslav unterdrückte ein Lachen. »Wie sollen denn vier mit Spaten bewaffnete Russen nicht auffallen? Noch dazu im tiefsten Winter. Unterwegs inmitten von irischen Schafen.«
    Â»Das Gelände ist in Privatbesitz. Ein paar Häuser, ein Dutzend Leute. Um diese Jahreszeit werden wir dort niemanden antreffen … und falls doch …« Lena ließ den Satz unvollendet und warf dem Mann ihr gegenüber einen vielsagenden Blick zu.
    Â»Alles klar, ich habe verstanden«, antwortete Vjačeslav in zwar scherzhaftem, aber sehr zurückhaltendem Ton: »Wir suchen einen Kessel mit Goldmünzen, der in einem heiligen Wald vergraben ist …«
    Â»So ist es«, bestätigte Lena trocken. »Und sobald wir ihn gefunden haben, wird jeder von euch einen Scheck von einer halben Million Euro kassieren.«
    In diesem Augenblick näherte sich ein schmächtiger junger Mann mit dicken Brillengläsern und einem kleinen Aluminiumkoffer ihrem Tisch. Alle drei wandten sich zu ihm um.
    Â»Entschuldigen Sie, meine Herrschaften, aber an der Rezeption wurde mir gesagt, dass ich hier drei Russen antreffen würde …«
    Â»Setz dich«, forderte Lena ihn auf.
    Arvo nahm Platz und legte den Koffer auf den Tisch. »Ich habe mir ein schönes Spielzeug zugelegt. Seht mal her.«

34
    Moskau, Rubljowka
Mittwoch, 29. Dezember, 18.55 Uhr
    Um diese Uhrzeit war auf der Rubljowo-Uspenskoje-Chaussee, die Moskau mit dem Nobelvorort Rubljowka verband, die Hölle los. Außerhalb der Stoßzeiten genügten dreißig Minuten, aber an diesem Abend brauchte Kirill beinahe drei Stunden, da ein Tanklaster umgekippt war und die ohnehin verstopfte Verbindungsstraße im Chaos

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