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Die Schwesternschaft

Die Schwesternschaft

Titel: Die Schwesternschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger R. Talbot
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welchen?«
    Â»Die Fotos.«
    Â»Die Fotos?«
    Â»Die Fotos von dem Prospekt.«
    Â»Wie können die uns noch weiterhelfen?«
    Â»Genau das ist das Problem. Sie können uns nicht mehr weiterhelfen.«
    Die junge Frau sah ihn verständnislos an.
    Â»Die Fotos sind verschwunden«, erläuterte Kirill ernst.
    Â»Wer kann das gewesen sein? Lena?«
    Â»Vielleicht. Ich habe den Verdacht, dass sie einen Komplizen hat. Aus diesem Grund habe ich es vorgezogen, die Ukrainer als Leibwächter einzusetzen. Externe Leute. Den anderen vertraue ich nicht.«
    Nadja starrte ihn ungläubig an. »Hast du jemand Bestimmtes in Verdacht?«
    Â»Eins nach dem andern. Um unseren Falschspieler werde ich mich später kümmern.«
    Â»Und zuvor?«
    Â»Zuvor will ich herausfinden, wo der Bühnenprospekt gelandet ist.«
    Â»Aber du hast doch selbst gesagt, dass es eine falsche Spur ist«, wandte sie ein.
    Â»Nicht ganz.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Wir haben uns darauf konzentriert, wer den Prospekt gekauft hat. Das ist offenbar eine Sackgasse. Aber wieso sollen wir nicht versuchen, uns auf denjenigen zu konzentrieren, der ihn zuvor besessen hat? Wenn wir den vorherigen Besitzer finden, könnten wir eine Menge Informationen erhalten, die uns vielleicht helfen, dem Prospekt auf die Spur zu kommen.«
    Â»Wir bräuchten also nur den Mann zu fragen, der die Sammlung zusammengetragen und sie dann an Papa verkauft hat«, schlug Nadja vor.
    Â»Er ist tot«, antwortete Kirill. »Aber als dein Vater den Bunker erworben hat, hat er auch alle dazugehörigen Unterlagen übernommen. Es dürfte nicht schwer sein herauszufinden, woher die Sammelstücke im Einzelnen stammen.« Bei diesen Worten zog er sein Handy heraus und wählte eine Nummer. »Hallo, Svetlana«, begann er. »Ich bin es, Kirill Rotchko. Würden Sie mir bitte ein Dokument heraussuchen … Ja, er ist in der Klinik … Zu unser aller Bedauern, aber jetzt muss ich Sie bitten … Wir sprechen von der Sammlung in Sotschi … mich interessiert die Herkunft eines Werkes … der stornierte Bühnenprospekt … Können Sie das sofort erledigen? … Ja, ich weiß, dass es Hunderte von Bildern sind … suchen Sie die richtige Akte heraus … das hat absolute Priorität! Lassen Sie sich von allen helfen … Danke, Svetlana. Rufen Sie mich an, sobald Sie etwas wissen. Bis dann.«
    Kirill steckte das Telefon zurück in die Tasche und atmete tief durch. Svetlana, die Verantwortliche für die Verwaltungsangelegenheiten der Familie Derzhavin, war ein echter Spürhund: Wenn diese Information existierte, würde sie sie finden. Doch seine Dämonen, Vurdalak und Upyri, machten sich sofort bemerkbar. Er wusste ganz genau, dass die Sammlung − einschließlich des Bunkers − auf nicht eben legale Weise in Gavrils Hände gelangt war. Er hatte daher die Befürchtung, dass das gesamte dazugehörige Archiv in dem dichten Netzwerk dunkler, durch Gavril persönlich abgewickelter Geschäfte verschwunden war. In diesem Fall wäre jegliches Bemühen von Svetlanas Seite vergeblich gewesen.
    Ein Arzt betrat das Wartezimmer. Einer der Ukrainer begleitete ihn, verließ auf ein Zeichen von Kirill jedoch sofort wieder den Raum.
    Â»Wie geht es ihm?«, fragte Nadja und erhob sich.
    Â»Momentan ist der Zustand stabil.«
    Der Arzt sah den Sibirier an, als wolle er sich entschuldigen, und dieser gab ihm durch eine Geste zu verstehen, dass er sie ruhig allein lassen könne. In diesem Augenblick spürte er ein Vibrieren auf der Brust und griff sofort nach dem Handy.
    Es war Svetlana: »Der Verkäufer ist das Museum der Russischen Kunstakademie in Sankt Petersburg. Der Mann, der 2005 das Geschäft aushandelte, ist der Museumsdirektor: Professor Benjamin Schorowsky.«

35
    Dublin, »Hotel Fitzwilliam«
Mittwoch, 29. Dezember, 23.55 Uhr
    Lena schob den schweren Vorhang im Zimmer Nummer 101 beiseite und sah hinaus. Es regnete. Sie zog ihn wieder zu und nahm am Schreibtisch Platz, wo der Bildschirm ihres PDA s einen schwachen Lichtschimmer in das dunkle Zimmer warf. Die noch geöffnete Bilddatei zeigte den Bühnenprospekt in perfekter Auflösung.

    Wenn sie bis zum Ende zoomen würde, wäre alles bis ins kleinste Detail zu erkennen. Sie erinnerte sich daran, als sie den Prospekt zum ersten Mal gesehen hatte, im Bunker, gemeinsam mit Gavril. Sie

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