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Die schwimmende Stadt

Die schwimmende Stadt

Titel: Die schwimmende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Ahnte sie seine Entschlossenheit, die fast schon Verzweiflung zu nennen war?
    Mythor schlief unruhig und schreckte mehrmals auf. Aber endlich – der Morgen schickte sein erstes trübes Licht in die Höhle – kam die Amazone.
    »Wann wirst du dieses Spieles überdrüssig?« fragte der Sohn des Kometen.
    Scida blieb ihm die Antwort schuldig. Statt dessen drang sie mit einem schwungvoll vorgetragenen tabigata auf ihn ein. Mythor übersprang die blitzende Klinge und ließ Alton schräg von oben herabsausen. Aber die Amazone war auf der Hut. Mit einer schnellen Drehung ihres Körpers wich sie aus, wirbelte herum und stieß erneut zu.
    Mythor, den der Schwung seines eigenen Schlages taumeln ließ, hatte Mühe, dem vorzuckenden Schwert zu entgehen.
    In rascher Folge kreuzten sich die Klingen. Keinem gelang es jedoch, einen entscheidenden Vorteil zu erzielen.
    Mit wuchtigen Kreuzhieben drang Scida auf den Sohn des Kometen ein. Er parierte mit derselben Geschicklichkeit, mit der sie angriff.
    Sie kamen einander fast auf Tuchfühlung nahe. Die Schläge wurden kürzer und gleichzeitig weniger hart.
    Unmittelbar vor ihren Gesichtern prallten die Klingen aufeinander. Mythor versuchte, die Amazone wegzustoßen. Für einige Augenblicke rangen sie verbissen miteinander, denn auch Scida hielt seinen Schwertarm umklammert. Dann zeigte sich, daß die alte Frau solchen Anstrengungen nicht mehr gewachsen war. Es wäre Mythor ein leichtes gewesen, sie in die Knie zu zwingen und ihr die Waffe zu entwinden, hätte sie sich nicht rechtzeitig und überraschend von ihm losgerissen. Indem sie zurücksprang, beschrieb ihre Klinge einen Halbkreis. Mythor duckte sich unter dem Schlag weg und stieß seinerseits zu. Aber Scida schien auf eine solche Erwiderung gewartet zu haben. Sie parierte – drückte mit dem Heft ihres Schwertes Alton von sich, während sie gleichzeitig nach Mythors Schienbein trat. Er strauchelte und knickte ein. Als die Amazone im gleichen Atemzug mit ihrer Waffe nach ihm stach, ließ er sich fallen und rollte sich ab. Im Nu war er wieder auf den Beinen.
    »Du hast viel gelernt«, ächzte Scida.
    »Ich hatte eine hervorragende Lehrmeisterin«, antwortete Mythor.
    »Doch ich werde nicht länger warten.«
    Sie lachte.
    »Erst wenn du mich besiegst, besitzt du das nötige Rüstzeug.«
    »Wofür?«
    » Geduld haben heißt, die Leidenschaft zähmen «, erwiderte die Amazone orakelhaft. » Ungeduld ist der Ruin der Stärke und wird zum Leiden, während Geduld ein stetes Wachsen mit der Aufgabe bedeutet. «
    »Solche Überlegungen von einer Kriegerin, deren Leben das Schwert ist?«
    »Du vergißt die Schule, durch die jede von uns gehen muß. Nur wer das Leben zu meistern versteht, kann auch im Kampf Sieger bleiben.«
    »Ein gewisser Sinn ist dem sicher nicht abzusprechen. Allerdings bezweifle ich, daß diese Philosophie stets zutrifft.«
    »Du wirst es erleben, Honga.«
    »Demnach müßtest du mich heute wieder schlagen.«
    »Ich hoffe es.«
    »Und ich sage: Nein.«
    Scida schürzte die Lippen, erwiderte aber nichts darauf. Mit verbissener Härte schlug sie zu.
    Mythor parierte den Hieb, stieß ihr Schwert hoch und drehte sich darunter weg. Im nächsten Moment zog er die Klinge zur Seite, packte das Heft mit beiden Händen und schlug von oben auf Scidas Waffe, als diese herabzuckte.
    Die Amazone schrie überrascht auf, denn die Wucht des Schlages wirbelte ihr das Schwert aus der Hand. Mythor trat zu und stieß es mit dem Fuß von sich. Etliche Schritte entfernt blieb die Klinge liegen, für Scida unerreichbar.
    »So«, sagte der Kämpfer der Lichtwelt. »Nun können wir uns endlich vernünftig unterhalten.«
    Aber er irrte.
    Bevor er Scida daran hindern konnte, riß sie ihr zweites Schwert aus der Scheide.
    » Lacthy wird dir den Übermut austreiben«, rief die Amazone und schnellte vor.
    Anstatt zurückzuweichen, machte Mythor einen Schritt auf sie zu. Mit den Fäusten schlug er nach ihrem Schwertarm. Sie schrie auf, wollte einen weiteren Streich führen, aber da hatte er ihren Arm bereits gepackt und bog ihn nach hinten, bis ihre Finger sich öffneten.
    Die Klinge fiel zu Boden.
    »Und nun?« Mythor stieß die Amazone nicht allzu hart von sich und setzte ihr das Gläserne Schwert an die Kehle. »Was also hat dies alles zu bedeuten? Ich bin gespannt auf deine Antwort.«
    Scida sah nicht so aus, als wäre sie betroffen. Im Gegenteil. Sie schien sogar Bewunderung für den Tau zu empfinden. Daß ein einziger Stoß Altons sie töten

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