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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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stimmt's?«
    Sie sagte nichts.
    »Er kennt mich. Mit Sex würde es nicht funktionieren. Das heißt, er weiß, dass du mir was erzählen musst, damit ich weiterrede. Meine Fragen werden ihm eine Menge verraten. War er übrigens wütend. Donatti?«
    »Wieso?«
    »Dass dieser Caldwell eins seiner Mädchen verprügelt hat?« »Er hat es erst später rausgekriegt. beim Angucken der Videos. Mr. Donatti mag keine Probleme. Wir sind hier, damit w ir ihm die vom Hals halten.«
    »Ich verstehe. Was ist mit Anderson? Bist du ihm mal begegnet?«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Wenn, dann hab ich's vergessen. Die sind alle gleich, diese reichen Kids. Haben eine Riesenklappe. Jeder denkt, er ist der größte, gefährlichste Typ, der rumläuft. Sie dealen und geben mit ihren Pistolen und Messern an. Meinen, sie wären richtig cool. Glauben, sie wüssten, wie es auf der Straße zugeht, aber die haben ja keine Ahnung und wissen nicht, wie gut's ihnen geht. Wissen nicht, worauf es ankommt. Sie haben alles, und sie haben nichts.«
    Die Tränen liefen wieder über ihre Wangen, aber sie schien es nicht zu bemerken.
    »Manchmal. manchmal ist Gott so ungerecht.«

33
    Er musste etwa fünfzehn Minuten warten, bis Angela vom Tattlers mit ihrem Kunden fertig war. Decker ging nach draußen an die frische Luft, um den Kopf klar zu bekommen. Der prasselnde Regen war inzwischen in einen gleichmäßigen Dauerregen übergegangen. Er zog sich den Schal fester um den Hals und vergrub die Hände in den Taschen. Plötzlich spürte er den kalten Stahl an den Fingern; er hatte den Revolver ganz vergessen. Er nahm ihn aus der Tasche und öffnete die Trommel. Vier Kugeln. Er ließ die Trommel wieder zuschnappen und legte den Sicherungshebel um.
    Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für eine Zigarette und einen Scotch gewesen. Ihm war kalt, er hatte Durst, und er hätte einen Energieschub vertragen können. Er war sicher, dass es diese Dinge auch hier gab.
    In diesem heruntergekommenen Puff fühlte er sich nicht so fremd, wie man hätte denken können. In Vietnam hatte er regelmäßig Bordelle besucht, aber nach seiner Rückkehr in die Staaten brauchte man für Sex nicht mehr zu bezahlen. Es waren die Sechzigerjahre, und er arbeitete in einer Universitätsstadt. Es gab reichlich freie Liebe. Aber da Cops in dieser Zeit zum militärischindustriellen Komplex - was immer das auch heißen mochte zählten und für die Flower-Power-Generation Parias waren, verschwieg er in den Bars seinen Beruf. Statt also den Mädchen zu erzählen, er sei Vietnamveteran und Polizist, behauptete er, seine Haare seien deshalb so kurz, weil er sich im Amazonasdschungel Läuse geholt hatte. Die Frauen fielen reihenweise darauf herein.
    Manchmal, wenn er mit ihnen geschlafen hatte und besonders gemein sein wollte - und damals wollte er das häufig - verriet er ihnen, wer er wirklich war. Statt sich davon aber abgestoßen zu f ühlen, fanden die Frauen seinen Beruf so erregend, als hätten sie eine Affäre mit dem Feind. Bei Jan war es auch so gewesen. Er hatte sie bei einer Antikriegsdemonstration festgenommen. Zwei Abende später trieben sie es wie die Karnickel. Drei Monate später waren sie verheiratet. Weitere sechs Monate später wurde Cindy geboren.
    Dann kam die Zeit nach der Scheidung - fünf Jahre Singledasein vor seiner ersten Begegnung mit Rina. Die ersten zwei Jahre waren toll - viel Sex ohne emotionale Bindungen -, die letzten drei schrecklich - viel Sex ohne emotionale Bindungen. Irgendwann wurde ihm klar, dass das Leben nicht nur aus endlosen Affären und einem Vierzehnstundentag bestand.
    Dem Himmel sei Dank für Rina.
    Auf einmal vermisste er sie schrecklich, sie, Hannah Rosie und sein tägliches Leben in L. A. Er wollte nach Hause. Aber er war hier draußen, fror sich die Eier ab und versuchte einer Familie zu helfen, die sein Engagement gar nicht wollte. Doch es war zu spät für einen Rückzieher. Plötzlich fiel ihm Jonathan wieder ein. Seit einer Stunde hatte er sich nicht mehr gemeldet. Er schaltete das Mobiltelefon ein, bekam aber keine Verbindung. Er schlotterte vor Kälte und ging ins Haus.
    Jen blickte auf und sah dann auf die Uhr. »Kann nicht mehr lange dauern, Lieutenant.«
    »Darf ich mal das Telefon benutzen?«
    Sie schob es ihm zu, wobei sie sich über den Schreibtisch beugte und ihm vollen Einblick in ihren Ausschnitt gewährte. Vielleicht hatte Donatti gesagt, sie solle es noch einmal versuchen.
    Decker wandte den Blick ab. »Danke.« Er rief

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