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Die Schwingen des Todes

Die Schwingen des Todes

Titel: Die Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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stehen und rieb sich die Stirn. »Ein Mädchen aus Quinton ist vor etwa fünf Tagen ermordet worden.«
    »Ja. Drüben in New Jersey. Es ist schrecklich.«
    »Sie war fünfzehn.«
    »Schrecklich.«
    »Haben Sie Kunden aus Quinton?«
    »Natürlich.«
    »Auch Juden?«
    »Ja.«
    »War jemals ein Mann namens Chaim Lieber hier?«
    »Wir behandeln die Namen unserer Kunden vertraulich. Die Leute erwarten das. Aber da Sie anscheinend eine. persönliche Beziehung zu Mr. Donatti haben, werde ich antworten.«
    »Danke.«
    »Nein.«
    »Viel Lärm um nichts.« Decker lachte. »Chaim Lieber ist nie hier gewesen?« »Nein.«
    »Und sein Bruder?«
    »Wer ist sein Bruder?«
    »Ephraim Lieber.«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Merrin kommt öfter her.«
    Sie schwieg.
    »Netter Mann?«
    »Er ist immer höflich.«
    »Schön zu hören.« Decker begann wieder auf und ab zu gehen. Das führte nirgendwohin. »Ich habe eine Frage, Jen. Wenn ich ein bisschen abheben will, wo sollte ich da hingehen?«
    Sie lächelte herablassend. »Zum Flugplatz.«
    »Sehr komisch. Können Sie die Frage beantworten?«
    »Keine Ahnung. Das hier ist eine Sauna, kein Rave.«
    »Eine Sauna?«
    »Wir haben ein Dampfbad. Haben Sie Interesse?«
    »Nein, danke, ich hab heute schon genug geschwitzt.« Erneut versuchte Decker, die Taktik zu wechseln. »Es kommen also auch Leute aus Quinton her.«
    »Ja.«
    »Männer, die auf Diskretion achten.« »Ja.«
    »Wahrscheinlich auch ein paar Teenager, die spitz sind.« »Alle unsere Kunden sind volljährig.«
    »Lassen Sie sich die Ausweise zeigen, wenn sie zu jung aussehen?«
    »Natürlich. Wir wollen keinen Ärger.«
    »Kriegt Merrin Schmiergeld, damit er wegguckt?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Lieutenant.«
    Sie benutzte zum ersten Mal seinen Titel. Donatti musste es ihr gesagt haben.
    »Kommen auch üble Typen her, Jen?«
    »Hier tauchen alle Sorten von Männern auf, aber wenn sie eine Massage wollen, benehmen sie sich.«
    Nichts, nichts, nichts. Los, Decker, du bist ein Profi, verdammt noch mal.
    Er erinnerte sich an Donattis Worte dafür, wie er die Mädchen angelte - mit der »Tee-und-Trost-Tour«. Wie oft hatte er diese Methode schon selbst bei Jugendlichen angewandt? Er setzte sich auf den Boden, streckte die Beine aus und lehnte sich gegen das Bett. Er klopfte auf den Teppich, damit sie sich neben ihn setzte. Sie gehorchte. Er sah in ihr Gesicht und senkte die Stimme zu einem sanften, beruhigenden Ton. »Wie alt bist du , Jen?«
    »Einundzwanzig.« »Einundzwanzig.« »Ja.«
    »Meine Tochter ist fünfundzwanzig.« »Wirklich? So alt sehen Sie gar nicht aus.« Er läche lte. »Ich habe noch eine Tochter. von meiner zweiten, viel jüngeren Frau. Diese Tochter ist neuneinhalb.« Jen lächelte.
    »Hast du Kinder?«, fragte Decker.
    »Ja.«
    »Wie viele?« »Zwei.«
    »Wie alt?«
    Sie schluckte. »Sechs und eins.« »Jungen? Mädchen?« »Ein Mädchen und ein Junge.« »Das Mädchen ist älter?« Sie nickte.
    »Toll.« Decker lächelte. »Sechs ist ein wunderbares Alter, nicht?«
    »Ja.« Sie starrte nach unten. Ihr schwarzer Ledermini bedeckte kaum ihren Slip. »Ja, das stimmt.«
    »So voller Leben... voller Vertrauen und Neugier.« Er lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte sich. Dann beugte er sich vor. »Ich mache mir Sorgen um meine Jüngste. Es ist schwer, heutzutage aufzuwachsen, besonders weil ich durch meinen Beruf so viele schlimme Dinge sehe. Nicht sehr ermutigend.«
    Sie sagte nichts.
    »Diese ganzen kaputten Typen, die ich festnehme. Es verzerrt meine Sichtweise. Ich mache mir Sorgen, dass es auf sie abfärbt. Aber weißt du was?«
    »Was?«, flüsterte sie.
    »Genau das passiert nicht. Kinder sind bemerkenswert widerstandsfähig, findest du nicht auch?« »Manchmal.«
    »Guck doch nur deine kleine Tochter an und dich selbst. Es war bestimmt nicht leicht, mit fünfzehn ein Kind zu kriegen, aber du hast es geschafft. Du hast einen guten Job und einen Mann, der dich sicher sehr lieb hat... stimmt's?«
    »Stimmt.«
    »Zwei tolle Kinder. Das macht Spaß, oder?« Sie nickte.
    »Natürlich. Schau doch nur, wie gut es bei dir läuft. Du hast eine Menge, worauf du stolz sein kannst. Bestimmt bist du ein echtes Vorbild für deine Tochter.«
    Sie wandte den Kopf ab. Ihre Augen wurden feucht. »Das war gemein.«
    »Was denn?«, Decker legte den Arm um sie. »Mein Gott, was hab ich denn gesagt?«
    Sie schaute ihn mit brennenden Augen an. »Nichts.«
    »Nichts? Du bist total

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