Die See Der Abenteuer
gibt es ja hier nicht, soviel ich weiß.«
»Vielleicht verzieht sich das Unwetter auch wieder.«
Philipp wischte sich die Stirn. »Puh, ist das heiß! Ich glaube, ich muß noch einmal ins Wasser.«
»Du hast heute schon achtmal gebadet«, sagte Dina.
»Ich habe gezählt.«
Es wurde früher dunkel als am Tage vorher, weil der Himmel bedeckt war. Gähnend krochen die Kinder unter ihre Decken.
Bill sah auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr.
»Ich werde rasch noch einmal zum Boot hinunterlaufen und eine Sendung durchgeben. Vielleicht ist auch eine Nachricht für mich da. Schlaft nur ruhig, ich bin bald wieder zurück.«
Die Jungens grunzten etwas Unverständliches. Leise schlüpfte Bill aus dem Zelt. Die Mädchen schliefen schon und hörten ihn nicht mehr fortgehen. Auch Philipp fiel sogleich in einen festen Schlaf, während Jack noch ein paar Minuten wach blieb und Kiki zum fünften Mal von seinem Bauch hinunterschob.
Gekränkt kletterte der Papagei auf Philipps Bauch und begann, den weißen Mäusen aufzulauern. Seinen scharfen Augen entging nicht die leiseste Bewegung. Und als sich plötzlich dicht vor seinen Füßen die Wolldecke ein wenig in die Höhe hob, stieß er zu.
Mit einem Schmerzensschrei fuhr Philipp hoch. »Kiki, du Biest! Ruf ihn zurück, Jack! Er hat mir mit dem Schnabel in den Bauch gehackt. Leider kann ich nichts sehen, sonst würde ich ihm einen ordentlichen Klaps geben.«
Kiki verzog sich nach draußen und setzte sich auf die Spitze des Zeltes. Er war hellwach.
Währenddessen saß Bill in der Kajüte seines Bootes am Radio. Infolge der gewittrigen Luft gab der Apparat jedoch nur atmosphärische Störungen von sich. Wenn das so weiterging, würde er keine Sendung durchbe-kommen, dachte Bill ärgerlich. Ob er das Boot in die Felsenbucht bringen sollte, die die Kinder ‘heimlicher Hafen' getauft hatten? Vielleicht war der Empfang dort besser.
Bill lag sehr viel daran, noch heute abend eine Verbindung mit London zu bekommen. Er setzte also kurz entschlossen den Motor in Gang und befand sich bald auf dem Weg nach dem heimlichen Hafen. Vorsichtig bog er in die Bucht ein und machte das Boot fest.
Dann begann er sich wieder mit dem Radio zu beschäftigen. Nach einer Weile war ihm, als hörte er ein Geräusch, das sich näherte. Er stellte den Apparat ab und horchte nach draußen. Nichts. Es war wohl nur der Wind gewesen, der sich immer mehr verstärkte.
Wieder schaltete er das Radio ein und lauschte angespannt. Eine Nachricht hatte er bereits bekommen. Man hatte ihm eine sehr wichtige Bekanntmachung aus dem Hauptquartier angekündigt, die gleich hinterher gesendet werden sollte. Das Radio quietschte, jaulte und pfiff. Bill wartete ungeduldig. Da hörte er plötzlich ein Geräusch von draußen. Erschreckt blickte er auf. War einer der Jungens ihm nachgekommen?
Aber es war keiner von den Jungen, Ein Mann mit harten Zügen und einer krummen Nase starrte auf Bill hinunter. Als dieser sich umdrehte, stieß er einen Schrei aus. Höchstes Erstaunen malte sich auf seinem Gesicht.
»Du! Was machst du denn hier? Was weißt du von ...«
Bill sprang auf. Aber im selben Augenblick holte der Mann aus und schlug mit einem derben Knotenstock zu.
Der arme Bill kippte um wie ein Kegel. Er schlug mit dem Kopf gegen die Kante des Radioapparates und glitt zu Boden. Seine Augen waren geschlossen.
Der Mann mit der krummen Nase pfiff laut. Daraufhin erschien ein zweiter Mann in der Kajütentür und spähte in den Raum.
»Was sagst du dazu?« Der erste Mann deutete auf Bill.
»Eine kleine Überraschung, was? Glaubst du, daß er etwas ahnt?«
»Muß wohl, da er hier ist«, entgegnete der zweite Mann, dessen böser Mund von einem kurzen, dichten Bart um-wuchert war. »Binde ihn, er kann uns sicherlich nützen.
Wir werden ihn zum Reden bringen.«
Bill wurde wie ein Bündel zusammengeschnürt. Er rührte sich nicht, seine Augen blieben geschlossen. Die Männer trugen ihn hinaus und brachten ihn in ein kleines Ruderboot, das neben dem ‘Glücksstern’ vertäut war.
Dann machten sie das Tau los, um zu ihrem eigenen Motorboot zu rudern, das sie ein Stück von der Insel entfernt zurückgelassen hatten.
»Glaubst du, er hat noch jemand bei sich?« fragte der Mann mit der krummen Nase. »An Bord war sonst niemand zu sehen.«
»Nein, er ist allein. Als wir gestern das Boot sahen, befand sich nur ein Mann an Bord — und das war er.« Der Bärtige lachte. »Er hatte keine Ahnung davon, daß wir ihm
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