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Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Bewegung. Der Kapitän streckte den Arm aus und fand Elric Arm. Er umfaßte auch Corums Arm und führte die beiden Männer zu seiner Kabine. »Der Wein«, sagte er. »Er wird alle Wunden heilen.«
    Elric zögerte an der Tür. »Besitzt der Wein noch andere Eigenschaften?« fragte er. »Bewölkt er die Vernunft eines Mannes? War es der Wein, der mich dazu veranlaßte, deinen Auftrag anzunehmen, Kapitän?«
    Der Kapitän zuckte die Achseln. »Was ist schon Vernunft?«
    Das Schiff fuhr schneller. Der weiße Nebel war dichter geworden, und ein kalter Wind zupfte an den Überresten aus Leder, Stoff und Metall, die Elric am Leibe hatte. Er zog die Luft ein, glaubte er doch einen feinen Rauchgeruch wahrzunehmen.
    Er hob beide Hände vor das Gesicht und berührte sein Fleisch. Sein Gesicht war kalt. Er ließ die Hände herabfallen und folgte dem Kapitän in die warme Kabine.
    Der Kapitän schenkte aus seinem Silberkrug Wein in Silberbecher. Er streckte die Hand aus und bot Elric und Corum die Gefäße dar. Sie tranken.
    Kurze Zeit später fragte der Kapitän »Wie fühlt ihr euch?«
    Elric antwortete, »Ich fühle gar nichts.«
    Und in der Nacht träumte er nur von Schatten, und am Morgen wußte er nicht, was der Traum bedeutete.

Zweites Buch

1 FAHRT IN DIE GEGENWART
    Die knochenbleiche, langfingrige Hand auf einen geschnitzten Dämonenkopf aus schwarzbraunem Holz gelegt (nur wenige Verzierungen dieser Art waren an Bord zu finden), stand der großgewachsene Mann einsam am Bug des Schiffes und starrte durch große schräge rote Augen in den Nebel, durch den sie sich mit einer Geschwindigkeit und Sicherheit bewegten, die jeden sterblichen Seemann zum Staunen und Unglauben verleitet hätten.
    In der Ferne waren Geräusche zu hören, Geräusche, die selbst zu diesem namenlosen, zeitlosen Meer nicht passen wollten, schrille Laute, qualvoll und schrecklich, obwohl sie aus weiter Ferne herüberklangen - dennoch folgte ihnen das Schiff wie davon angezogen. Sie wurden schnell lauter - Pein und Verzweiflung lagen darin, aber das Entsetzen überwog alles.
    Elric hatte solche Laute aus den ›Freudenkammern‹ (wie sie sarkastisch genannt wurden) seines Cousins Yyrkoon gellen hören, in den Tagen, ehe er sich der Verantwortung entzog, die Überreste des alten melniboneischen Reiches zu beherrschen. Es waren die Stimmen von Menschen, deren Seelen bestürmt wurden, Menschen, für die der Tod nicht nur Auslöschung bedeutete, sondern eine Fortsetzung der Existenz, einem grausamen und übernatürlichen Herrn bis in alle Ewigkeit unterworfen. Auch hatte er Menschen so schreien hören, wenn sein Retter und seine Nemesis, die riesige schwarze Schlachtklinge Sturmbringer, ihre Seelen verschlang.
    Er genoß diese Laute nicht, vielmehr haßte er sie und wandte der Ursache den Rücken. Eben wollte er die Leiter zum Hauptdeck hinabsteigen, als er merkte, daß Otto Blendker hinter ihm stand.
    Nachdem Corum von Freunden in Kutschen fortgebracht worden war, die auf der Wasseroberfläche fahren konnten, war Blendker der letzte der Kameraden, die an Elrics Seite gegen die beiden Zauberer Gagak und Agak gekämpft hatten.
    Blendkers düsteres narbiges Gesicht zeigte einen beunruhigten Ausdruck. Der ehemalige Gelehrte, der sich als Söldner durchs Leben schlug, legte sich die riesigen Hände über die Ohren.
    »Ach! Bei den Zwölf Symbolen der Vernunft, Elric, wer erzeugt da solchen Lärm? Es ist, als stünden wir vor der Küste zur Hölle!«
    Prinz Elric von Melnibone zuckte die Achseln. »Ich wäre bereit, auf eine Antwort zu verzichten und meine Neugier ungestillt zu lassen, Herr Blendker, würde unser Schiff nur den Kurs wechseln. Doch wie die Dinge liegen, kommen wir der Ursache der Laute immer näher.«
    Blendker brummte zustimmend. »Mir steht nicht der Sinn danach, den Grund für das Geschrei der armen Leute kennenzulernen! Vielleicht sollten wir den Kapitän informieren.«
    »Meinst du, er weiß nicht, wohin sein Schiff fährt?« Elrics Lächeln war wenig humorvoll.
    Der große dunkelhaarige Mann rieb sich über das umgekehrte V der Narbe, die sich von der Stirn bis zu den Kiefernknochen erstreckte. »Ob er uns wieder in den Kampf schicken will?«
    »Noch einmal kämpfe ich nicht für ihn.« Elrics Hand verließ die geschnitzte Reling und legte sich auf den Knauf seines Runenschwerts. »Ich werde eigene Pläne verfolgen, sobald ich wieder richtiges Land unter den Füßen habe.«
    Aus dem Nichts entstand ein Windhauch. Plötzlich riß der Nebel

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