Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
Quadratzentimeter der Insel abgesucht haben.«
    Elric hatte sich von der Atmosphäre des Dschungels dermaßen fesseln lassen, daß er von dem Schiff und seinen Begleitern kaum noch Notiz nahm. Das Schiff bewegte sich in langsamer Fahrt flußaufwärts, fast in Schrittgeschwindigkeit.
    Einige Tage vergingen - Elric bemerkte es kaum, denn der Dschungel veränderte sich nicht -, dann verbreiterte sich der Fluß plötzlich, die Laubdecke öffnete sich, und der endlose heiße Himmel war plötzlich voller riesiger Vögel, die sich, von dem Schiff aufgescheucht, in die Luft schwangen. Mit Ausnahme Elrics freuten sich alle, wieder unter freiem Himmel zu sein, und die Stimmung besserte sich. Elric ging unter Deck.
    Fast im gleichen Augenblick erfolgte der Angriff auf das Schiff. Ein Pfeifen war zu hören, dann ein Schrei. Ein Seemann stürzte und wand sich an Deck, die Hände um ein kleines halbkreisförmiges Gebilde verkrallt, das ihm in den Leib gefahren war. Eine obere Rah krachte samt Segel und Tauwerk herab. Ein enthaupteter Körper machte noch vier Schritte in Richtung Poop und brach dort zusammen, Blut spritzte aus der schrecklichen Wunde seines Halses. Und überall das dünne Pfeifen. Elric hörte diese Laute in der Kabine und ging sofort wieder nach oben; dabei gürtete er sein Schwert. Das erste Gesicht, auf das sein Blick fiel, gehörte Smiorgan. Der Kahlköpfige hockte hinter der Steuerbordreling und starrte ihn verstört an. Vage nahm Elric einige dahinhuschende graue Gebilde wahr, die sich in Fleisch, Tauwerk, Holz und Leinwand bohrten. Einige fielen auf die Planken, und er erkannte, daß es sich um dünne Scheiben aus Kristallgestein handelte, etwa einen Fuß durchmessend. Sie wurden von beiden Flußufern her geschleudert, und es gab keinen Schutz gegen sie.
    Elric versuchte herauszufinden, wer diese Scheiben warf, und machte zwischen den Bäumen am rechten Ufer eine Bewegung aus. Plötzlich hörte der Beschuß auf, und einen Augenblick lang rührte sich nichts; dann huschten einige Seeleute über das Deck, um sich bessere Deckung zu suchen. Da erschien Herzog Avan. Er hatte sein Schwert gezogen.
    »Unter Deck! Besorgt euch Schilde und was ihr an Rüstung findet! Bringt Bogen mit! Bewaffnet euch, Leute, sonst ist es um euch geschehen!«
    Im gleichen Augenblick erschienen die Angreifer zwischen den Bäumen und begannen ins Wasser zu waten. Scheiben wurden nicht mehr geschleudert; wahrscheinlich hatte man den Vorrat aufgebraucht.
    »Bei Chardros!« sagte Avan atemlos. »Sind das Lebewesen oder ist das das Werk eines Zauberers?«
    Die Geschöpfe waren vorwiegend reptilienartig, besaßen aber Federbüschel auf dem Schädel und am Hals, während ihre Gesichter beinahe menschlich aussahen. Arme und Hände wiesen ebenfalls menschliche Form auf, die hinteren Glieder aber waren unglaublich lang und storchenähnlich. Auf diesen Beinen balancierend, ragten die Körper hoch über das Wasser. Die Wesen schwenkten große Knüppel mit Schlitzen; zweifellos waren damit die Kristallscheiben geschleudert worden. Beim Anblick der Gesichter empfand Elric Entsetzen. Auf eine unbeschreibliche Weise erinnerten ihn die Gesichter an das typische Gesicht seiner Rasse, der Melniboneer. Waren diese Wesen seine Cousins? Oder eine Spezies, aus der sich sein Volk entwickelt hatte? Er hörte auf, sich solche Fragen zu stellen, als ein unbeschreiblicher Haß auf diese Wesen in ihm aufstieg. Sie waren obszön: allein ihr Anblick ließ ihm einen bitteren Geschmack im Hals hochsteigen. Ohne zu zögern zog er Sturmbringer aus der Scheide.
    Das schwarze Schwert begann zu erbeben und verströmte schwarze Strahlung. Die Runen, die in die Klinge geschlagen waren, pulsierten in einem grellen Rot, das sich langsam zu einem dunklen Purpur wandelte und schließlich schwarz wurde.
    Die Geschöpfe stakten auf ihren Stelzenbeinen durch das Wasser und zögerten beim Anblick des Schwerts; unsicher sahen sie sich an. Sie waren nicht die einzigen, die sich von der Erscheinung beunruhigt zeigten: Herzog Avan und seine Männer erbleichten ebenfalls.
    »Bei den Göttern!« flüsterte Avan. »Ich weiß nicht, was ich lieber sehe - die Geschöpfe, die da angreifen, oder das Gebilde, das uns verteidigt!«

    »Bleibt dem Schwert fern!« sagte Smiorgan warnend. »Es hat die Angewohnheit, mehr zu töten, als sein Herr eigentlich will.«
    Im nächsten Augenblick waren die Angreifer heran und klammerten sich an die Schiffswand, gleichzeitig stürmten die bewaffneten

Weitere Kostenlose Bücher