Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die See des Schicksaals

Die See des Schicksaals

Titel: Die See des Schicksaals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
erstrahlten in zahlreichen Farben, die aber von der Zeit verwaschen waren - weiche Rot-, Gelb- und Blautöne, die zu praktisch endlosen Mischtönen zusammenliefen.
    Elric streckte die Hand aus, berührte eine Mauer und war überrascht, wie kühl sich das glatte Material anfühlte. Um Gestein oder Holz oder Metall handelte es sich nicht. War die Substanz aus einer anderen Ebene hierhergebracht worden?
    Er versuchte sich die Stadt vorzustellen, wie sie vor dem Verlassen ausgesehen haben mußte. Die Straßen waren breit gewesen, eine schützende Stadtmauer hatte es nicht gegeben, die Häuser waren niedrig gewesen und umschlossen große Innenhöfe. Wenn es sich hier wirklich um die Heimat seines Volkes handelte, was mußte da geschehen sein, um die friedlichen Bürger R'lin K'ren A'as zu den verrückten Erbauern der bizarren und träumenden Türme Imrryrs zu machen? Elric hatte gehofft, die Lösung für ein Rätsel zu finden; statt dessen war er auf ein neues Rätsel gestoßen. Schicksal, überlegte er, und zuckte fast unmerklich die Achseln.
    Im nächsten Augenblick sirrte die erste Kristallscheibe an seinem Kopf vorbei und prallte gegen eine eingestürzte Wand.
    Die nächste Scheibe zerschmetterte einem Seemann den Schädel, und eine dritte ritzte Smiorgan am Ohr, ehe er und die anderen zwischen den Trümmern Schutz suchen konnten.
    »Ziemlich rachedurstig, diese Wesen«, sagte Avan mit grimmigen Lächeln. »Sie riskieren viel, nur um uns den Tod ihrer Artgenossen heimzuzahlen!«
    Entsetzen zeigte sich auf den Gesichtern der übriggebliebenen Seeleute, Furcht stand auch in Avans Augen.
    Weitere Scheiben klapperten in der Nähe zu Boden, doch es war klar, daß die Reptilien ihre Opfer vorübergehend aus den Augen verloren hatten. Vor Smiorgan stieg weißer Staub aus dem Trümmerhaufen auf, und er begann zu husten.
    »Am besten du rufst wieder deine übernatürlichen Verbündeten zu Hilfe, Elric.«
    Der Albino schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Mein Verbündeter hat gesagt, er würde mir kein zweitesmal dienen.« Er blickte nach links, wo die vier Mauern eines kleinen Hauses erhalten geblieben waren. Eine Tür schien es nicht zu geben, dafür war eine Fensteröffnung zu sehen.
    »Dann ruf etwas anderes«, sagte Graf Smiorgan drängend. »Irgend etwas!«
    »Ich bin nicht sicher.«
    Elric ließ sich herumrollen, sprang auf, rannte los, warf sich durch das Fenster und landete auf einem Trümmerhaufen, der ihm an Händen und Knien Abschürfungen beibrachte.
    Taumelnd kam er hoch. In der Ferne sah er die riesige blinde Gottesstatue, die in ihrer Größe die Stadt beherrschte. Angeblich handelte es sich um eine Darstellung Ariochs - obgleich sie keiner Manifestation Ariochs ähnelte, die Elric bisher erlebt hatte. Wurde R'lin K'ren A'a von dieser Statue beschützt - oder bedroht? Ein Mann schrie auf. Elric blickte durch die Öffnung und sah, daß eine Scheibe den Unterarm eines Mannes glatt abgetrennt hatte.
    Er zog Sturmbringer, hob die Klinge und wandte sich der Jadestatue zu.
    »Arioch!« rief er. »Arioch - hilf mir!«
    Schwarzes Licht brach aus der Klinge hervor, die zu sirren begann, als schließe sie sich Elrics Beschwörung an.
    »Arioch!«
    Würde der Dämon kommen? Oft weigerte sich der Schutzherr der Könige Melnibones unter dem Vorwand, er habe anderswo dringendere Aufgaben, die mit dem ewigen Kampf zwischen Ordnung und Chaos zusammenhingen.
    »Arioch!«
    Schwert und Mann waren nun in einen zuckenden schwarzen Nebel gehüllt, Elric hatte das weiße Gesicht hochgereckt und schien sich mit dem Nebel zu winden.
    »Arioch! Ich bitte dich, mir zu helfen! Elric ruft dich!«
    Im nächsten Augenblick schlug ihm eine Stimme an sein Ohr, eine sanfte, eine zärtliche Stimme.
    »Elric, du bist mir der Liebste. Ich liebe dich mehr als jeden anderen Sterblichen - aber helfen kann ich dir nicht, noch nicht.«
    Verzweifelt rief Elric: »Dann sind wir hier verloren!«
    »Du kannst dieser Gefahr entrinnen. Flieh allein in den Wald. Verlaß die anderen, solange noch Zeit dazu ist. Dein Geschick wird sich an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit erfüllen.«
    »Ich will sie nicht verlassen!«
    »Du bist töricht, mein lieber Elric!«
    »Arioch - seit der Gründung Melnibones hast du seinen Königen geholfen. Hilf nun seinem letzten König!«
    »Ich kann meine Energie nicht willkürlich verschwenden. Ein großer Kampf steht bevor. Es würde mich viel Kraft kosten, nach R'lin K'ren A'a zurückzukehren. Flieh! Dann wirst du

Weitere Kostenlose Bücher