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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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eingerichteten Kammer, in der eine große Blechwanne mit Wasser auf ihn wartete.
    Â»Zieh dich aus«, sagte der Vestiar nicht unfreundlich. Er nahm schweigend die nicht mehr allzu sauberen Kleider entgegen, und Lluis rechnete es ihm hoch an, dass er ihren Zustand in keiner Weise kommentierte. Nur die Finger, mit denen er die Kleidungsstücke hochnahm, waren spitz, und er hielt das Bündel ein wenig von sich weg.
    Lluigolf stieg eilig in das wartende Bad. Das Wasser war kalt, aber das störte ihn nicht. Er griff nach Schwamm und Seife, die auf einem Hocker bereitlagen, und begann damit, sich abzuschrubben. Erst als die Tür zuschlug, begriff er, dass Trudwin mitsamt seinen Kleidern hinausgegangen war und ihn hier nackt und nass zurückgelassen hatte.
    Eilig beendete Lluis sein Bad und rubbelte sich mit dem Handtuch ab, das ebenfalls auf dem Hocker gelegen hatte. Dann wand er sich das nasse Tuch um die Hüften und ging zur Tür, die er vorsichtig öffnete. Draußen stand keine Wache. Warum auch, niemand würde davon ausgehen, dass er unbekleidet aus dem Schloss floh.
    Er trat in den Gang hinaus, dachte einen Moment lang darüber nach – aber als er Schritte nahen hörte, flüchtete er wieder zurück in seine Badekammer und hockte sich auf den Schemel.
    Er wartete eine ganze Weile, langweilte sich, begann zu frieren und lauschte mit wachsender Verstimmung seinem knurrenden Magen.
    Endlich öffnete sich die Tür und Trudwin kam herein, gefolgt von einer kleinen Prozession von Dienstboten, die allerlei Kleider und Utensilien bei sich trugen. Trudwin dirigierte den Reigen nur mit kleinen Gesten, und Lluigolf sah gebannt zu. Seit Groszbarrt ihn gestern zum Verhör geholt hatte, schien alles wie ein verrückter Traum – und dies hier erschien ihm noch skurriler als alles andere.
    Ehe er protestieren konnte, hatten zwei Mädchen seine Hände ergriffen und begannen, seine Nägel zu säubern, zu schneiden und zu feilen. Ein dicklicher junger Mann mit Schere fuhr ihm prüfend mit Fingern und einem Kamm in die Haare – und da sprang Lluis auf und protestierte, ohne sein herabrutschendes Handtuch zu beachten.
    Alle hielten inne und starrten ihn an. Eins der Mädchen kicherte. Lluis hielt im letzten Moment sein Handtuch fest und knurrte: »Hände weg von meinem Kopf!«
    Der junge Mann zuckte zurück und starrte ihn an, als hätte Lluis sich plötzlich in einen Drachen verwandelt und Feuer gespuckt. »Aber der Haarschnitt«, stammelte er und deutete mit seiner Schere auf die blanke Schüssel mit Schaum, die zu seinen Füßen stand. »Und rasieren muss ich dich auch!« Er blickte hilfesuchend zu Trudwin, der aufhörte, Hosen zu begutachten und Hemden von links nach rechts zu wenden, und an Lluigolfs Seite trat.
    Â»Junger Mann«, sagte er väterlich und legte Lluis die Hand auf die Schulter. »Erlaube mir ein offenes Wort. Du siehst aus wie ein Wegelagerer. Diese Haarpracht«, er zog sacht an einer Locke, »muss dringend gebändigt werden. Und auch das Stoppelfeld in deinem Gesicht können wir nicht stehen lassen. So kann ich dich jedenfalls nicht präsentieren!«
    Â»Niemand – schneidet – meine – Haare«, sagte Lluis langsam und deutlich.
    Der Vestiar sah mit einem Mal gar nicht mehr freundlich aus. »Du hast mich nicht verstanden«, sagte er. »Ich bitte dich nicht um Erlaubnis. Wenn es sein muss, lasse ich dich von der Wache für diesen Haarschnitt fesseln und knebeln.«
    Es war deutlich zu sehen, dass Trudwin nicht scherzte. Aber auch Lluigolf war nicht gewillt, nachzugeben. Die beiden starrten sich wütend an. Dann meldete sich unvermutet der junge Mann mit den Barbiersutensilien zu Wort. »Dürfte ich einen Vorschlag machen?«, sagte er schüchtern. »Wenn der junge Herr niemanden an sein Haupthaar lassen möchte, kann er sich die Haare ja vielleicht selbst stutzen?«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Dann räusperte sich Trudwin und murmelte: »Nun ja … warum nicht?« Er musterte Lluigolf streng, der sich Mühe gab, nicht allzu erleichtert dreinzuschauen.
    Â»Na gut«, gebärdete Lluis sich widerstrebend. »Wenn es sein muss – ich weiche der Gewalt.« Er sah, dass der junge Barbier sich ein Lächeln verbiss und nickte ihm hoheitsvoll zu: »Rasieren kannst du mich meinetwegen.«
    Er machte Anstalten, sich wieder zu setzen, hielt aber

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