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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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auf. In einem riesigen Kamin brannte ein großes Feuer, und vor den Fenstern waren dicke Vorhänge zugezogen. Es war sehr warm, und Lluis bemerkte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
    Vor dem Kamin standen drei Sessel mit hohen Lehnen. Aus einem wandte sich ihm mit neugieriger Miene ein blasses Gesicht zu. »Oh, ein Neuer«, sagte der Mann.
    Jetzt tauchte auch hinter der anderen Lehne ein Kopf auf, und Lluis unterdrückte einen erschreckten Ausruf. Das war die Fratze eines Wasserspeiers, grünlich braun, mit langen Zähnen, einer rüsselähnlichen Nase und melancholischen Kugelaugen. »Oh, ein Neuer«, echote der Gnom, denn um einen solchen musste es sich hier handeln.
    Â»Komm rein, mach die Tür zu und sag, wie du heißt«, forderte der erste ihn auf.
    Lluis ließ die Klinke los und trat ein. Die beiden am Feuer waren nicht die einzigen Anwesenden. Auf einem Kanapee in der dunkelsten Ecke des Zimmers lag jemand ausgestreckt und schlief, und an einem kleinen Kartentisch in der anderen Ecke saßen drei rot Livrierte, zwei Männer und eine Frau, und schoben Steine über ein fünfeckiges Spielbrett.
    Â»Hallo«, sagte Lluis.
    Einer der Männer, ein buckliger kleiner Mann, blickte auf und nickte freundlich, die beiden anderen Spieler ließen sich nicht stören. Lluis sah, dass auch sie zwergwüchsig waren, wenn auch ohne den entstellenden Buckel des ersten.
    Stirnrunzelnd ging er zum Feuer hinüber, wo die Hand des Blassen auf den leeren Sessel deutete. »Lluigolf ist mein Name«, stellte er sich vor und nahm mit einem Nicken Platz.
    Â»Phelan. Und das da ist Strumpf«, sagte der Blasse. Er beugte sich vor und starrte Lluis an, der die Musterung fasziniert erwiderte. Zottiges graues Haar umrahmte ein spitzes Gesicht, aber der Mann war jung und das Haar hatte die Farbe nicht vom Alter, sondern glich eher einem Hundefell. Auch Phelans Augen waren nicht ganz menschlich, sie waren gelblich mit einer winzigen Pupille. Als er jetzt die Lippen zu einem Lächeln verzog, ließ er schneeweiße und sehr spitze, kleine Zähne und eine blassrote Katzenzunge sehen.
    Â»Wurdelak«, sagte der Gnom. Er hatte seine spinnenartigen Beine auf den Sessel gezogen und die dünnen Arme um die hochgezogenen Knie gelegt.
    Â»Bitte?«, fragte Lluis irritiert.
    Â»Du hast dich gefragt, was Phelan für ein Exemplar sein mag. Er ist ein Wurdelak. Was ich bin, sieht man ja«, er grinste so breit, dass Lluis einen Moment lang befürchtete, sein Kopf würde in zwei Hälften geteilt. »Ich heiße Strumpf.« Er streckte eine zweigfingrige Hand aus, die Lluis vorsichtig ergriff. »Und was bist du?« Gnom und Wurdelak musterten ihn neugierig.
    Â»Sieht aus wie ein ganz gewöhnlicher Mensch«, konstatierte der Blasse. Der Gnom nickte.
    Ein lautes Gähnen erklang von dem Kanapee hinter ihnen, gefolgt von einem gemurmelten: »Er ist ein Elbe. Halbelbe, um genau zu sein.«
    Lluis wandte sich erstaunt um und blickte in ein Paar schläfriger grüner Augen. »Hallo, Lluis«, sagte der Barde und setzte sich auf. Er gähnte wieder und rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht.
    Â»Ah, unser Barde weilt wieder unter den Lebenden«, kommentierte der Gnom und keckerte.
    Â»Ein Wunder«, sagte Phelan mit einem Lächeln.
    Â»Ruhe auf den billigen Plätzen«, knurrte Garness. »Lluis, halt dich von den beiden fern. Sie sind der personifizierte schlechte Einfluss.« Die beiden lachten.
    Â»Ein Halbelbe, so«, kam der Gnom zum Thema zurück. Er faltete die Hände und schloss die kugeligen Augen zu schmalen Schlitzen. »Hat sich da also ein Elbenbursche ungebremst durch Feld und Wiese geschlafen. Oder sollte gar eine Elbenjungfer auf die schiefe Bahn geraten sein?«
    Lluis rümpfte die Nase. »Von jemandem, der Strumpf heißt, brauche ich meine Eltern nicht beleidigen zu lassen«, sagte er mit leiser Drohung in der Stimme.
    Der Gnom hob mit gespielter Angst die Hände. »Der Herr ist empfindlich«, flötete er. »Vergebung, junger Fant. Deine Erzeuger sind mir übrigens piepegal.«
    Â»Schsch«, machte der Wurdelak und legte besänftigend eine eiskalte Hand auf Lluigolfs Arm. »Lass dich nicht von ihm ärgern. Strumpf hat schlechte Laune, seit der Barde ihm sein letztes Gehalt beim Müllerspiel abgeknöpft hat.«
    Â»Pah«, machte der Gnom. Er stand auf und ging zu den Spielern

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