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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Karten, tranken und rauchten dazu – ganz wie im Einäugigen . Auch die staubbedeckten Männer an der Theke, die ganz offensichtlich eine längere Reise hinter sich hatten und deren Gepäck sich neben der Eingangstür stapelte, lachten und unterhielten sich nicht anders als Roskes Gäste – wenn auch leiser und weniger unflätig.
    Lluigolf fasste sich ein Herz und trat ein. Ein paar Schritte hinter ihm folgte sein Lehrer und wartete bescheiden neben der Tür. Lluis wählte einen kleinen Tisch an der Fensterwand und nickte Rutilo zu, der mit eingezogenem Kopf und schüchtern verschränkten Händen neben ihm Platz nahm. »Bestell uns etwas zu trinken«, murmelte er.
    Hinter der Theke werkelte eine dralle Frau mit einem adretten Häubchen auf dem dunklen Haar, und ein junger Bursche bediente den Tisch mit den beiden älteren Paaren. Der Junge fing seinen suchenden Blick auf und nickte ihm zu. Lluis lehnte sich zurück und fragte leise: »Was möchtest du trinken, Magister?«
    Â»Ein dunkles Bier«, erwiderte Rutilo. »Hier hast du Geld.« Er schob Lluigolf unter dem Tisch einen Beutel in die Hand.
    Â»Was darf ich den Herrschaften bringen?«
    Â»Ein dunkles Bier und ein Glas Weißwein. Und bring uns auch etwas Brot«, erwiderte Lluigolf, wobei er darauf achtete, sorgfältig und langsam zu sprechen und seinen Weidenheimer Zungenschlag im Zaum zu halten, wie Rutilo es ihm eingetrichtert hatte.
    Der Lehrer nickte beifällig, als der Schankbursche zur Theke ging. »Du klingst fast wie ein Städter«, sagte er. »Ein bisschen Dialekt ist nicht weiter schlimm, es sind viele Landedelleute hier in der Stadt. Die sprechen oft wie Bauernburschen.« Er schnaubte abfällig, und Lluis seufzte.
    Â»Warum muss ich mich dann derart plagen?«
    Â»Weil meine Schüler sich auf keinen Fall anhören werden wie Bauerntrampel«, erwiderte Rutilo scharf. »Wenn ich mit dir fertig bin, kannst du dich bei Hofe blicken lassen, ohne aufzufallen.«
    Â»Und wenn Caledrain mit mir fertig ist, sind sie unter Umständen schneller tot, als sie meinen Bauerntrampel-Dialekt überhaupt bemerkt haben«, bemerkte Lluigolf bissig.
    Â»Wenn dein Ehrgeiz dahin geht – bitte«, gab Rutilo schmallippig zurück. »Ich hatte allerdings bisher den Eindruck …« Er unterbrach sich, weil der Schankbursche ihre Bestellung brachte. Rutilo wartete, bis der Junge sich entfernt hatte und ergriff den großen Zinnbecher mit schäumendem Bier. Dann fuhr er ungerührt fort, »dass deine Talente sich eher in meinem Fachgebiet zu Hause fühlen. Verzeih einem alten Mann, wenn er sich einmischt, aber für einen Meuchler mangelt es dir meines Erachtens ein wenig an Kaltblütigkeit.«
    Lluigolf nippte an seinem kühlen Wein und griff nach dem Brot, das in einem geflochtenen Körbchen auf dem Tisch stand. Hier war alles hübsch und adrett, sauber und geleckt. Es ging ihm ein wenig auf die Nerven. Wahrscheinlich kam sofort ein Mädchen mit dem Wischmopp herangelaufen, wenn ein Gast auf den Boden spuckte.
    Er sah sich neugierig um. An der Theke standen kleine Messinggefäße auf dem Boden.
    Er fragte Rutilo nach dem Zweck der Gefäße. »Spucknäpfe«, bestätigte der Lehrer seinen Verdacht. Lluigolf verschluckte ein Lachen.
    Der Gastraum hatte sich inzwischen gefüllt. Lluigolf, der seine Befangenheit abgelegt hatte, sah sich neugierig um. Das Publikum war durchaus gemischt. Er erkannte Kaufleute, die er auf dem Markt gesehen hatte, ein Mann in schmutzigen Stiefeln war sicherlich ein Fuhrmann, an dem langen Tisch in der Mitte lachte und trank eine Schar junger Bürgersleute, ein Tisch etwas abseits beherbergte zwei ältere Männer, die höfische Beamte sein mochten.
    Er sah, wie hin und wieder ein Gast durch die Hintertür ging und nach einer Weile wiederkehrte. Wahrscheinlich war dort irgendwo der Abtritt.
    Â»Also, mein Schüler«, sagte Rutilo unvermittelt. Er hatte seinen Becher fast geleert und lehnte sich nun behaglich in seinem Stuhl zurück. »Ich würde vorschlagen, du mischst dich unters Volk. Sieh dich ein wenig um.«
    Lluigolf erhob sich und ging zur Hintertür. Seine Blase drückte ohnehin, und so hatte er einen Grund, an den anderen Tischen vorbeizuschlendern.
    Als er aus dem Hof zurückkehrte, gesellte er sich zu zwei jungen Männern, die sich von ihrem Tisch entfernt und an eine

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