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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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begreifen, wie verunsichert sie sein müssen.«
    Sie öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort heraus. Er fuhr fort und ließ ihr einfach keine Zeit, ihren Einwand zu formulieren.
    »Versucht Euch vorzustellen, was es bedeutet, wenn man als Mutter oder Vater Tag für Tag warten muß, sei es auf einen Grund zur Hoffnung, sei es darauf, daß irgendwas geschieht, damit man Arbeit findet und seinen Kindern zu essen geben kann. Könnt Ihr nicht helfen? Könnt Ihr nicht versuchen zu verstehen, wie sich eine junge Mutter dabei fühlen muß?«
    Ihr Gesicht war aschfahl geworden.
    »Selbstverständlich«, meinte sie schließlich leise. »Ich verstehe das, wirklich. Ich möchte helfen, und ich bin mir sicher, Edwin wird erfreut sein, zu erfahren, daß man ihn zum Schirmherrn dieses Gesetzes ernannt hat…«
    Doch bevor sie weitersprechen konnte, hatte Dalton sich bereits erhoben. »Ich danke Euch, Claudine.« Er ergriff abermals ihre Hand und küßte sie. »Der Minister wird überaus erfreut sein, von Eurer Unterstützung zu erfahren – genau wie all jene Männer, die jetzt Arbeit finden werden. Ihr habt ein gutes Werk für die Kinder getan. Ganz sicher blicken die Guten Seelen in diesem Augenblick lächelnd auf Euch herab.«
    Dalton war gerade an die Ehrentafel zurückgekehrt, als die Knappen abermals die Runde machten und rasch eine Schildkrötenpastete in der Mitte eines jeden Tisches plazierten. Verwundert betrachteten die Gäste die Pasteten, deren Krusten gevierteilt, aber nicht ganz durchgeschnitten waren. Teresa beugte sich stirnrunzelnd vor und bestaunte die in der Mitte der Ehrentafel, genau vor dem Minister und seiner Gemahlin, abgestellte Pastete.
    »Dalton«, flüsterte sie, »die Pastete hat sich von allein bewegt.«
    Dalton verkniff sich ein Lächeln. »Du irrst dich bestimmt, Teresa. Eine Pastete kann sich nicht bewegen.«
    »Aber ich bin ganz sicher…«
    In diesem Augenblick brach die Kruste auseinander, und ein Teil von ihr wurde angehoben. Eine Schildkröte streckte den Kopf heraus und spähte den Minister an. Eine Kralle schloß sich um den Rand, und die Schildkröte zog sich heraus, gefolgt von einer zweiten. Sämtliche Gäste im Saal lachten überrascht, sie applaudierten und verfielen in staunendes Raunen, als eine Schildkröte nach der anderen aus den Pasteten zu klettern begannen.
    Selbstverständlich waren die Schildkröten nicht bei lebendigem Leib in den Pasteten gebacken worden. Man hatte diese mit einer Füllung aus getrockneten Bohnen ausgebacken. Nachdem sich eine Kruste gebildet hatte, wurde ein Loch in den Boden geschnitten, um die Bohnen zu entnehmen und die Schildkröten hineinzusetzen. Daraufhin hatte man die Krusten eingeschnitten, damit sie leicht aufzubrechen waren und die Tiere auch tatsächlich entkommen konnten.
    Die Schildkrötenpasteten waren als eine der Belustigungen des Festes ein riesiger Erfolg, alle waren von dem Spektakel hingerissen. Gelegentlich wurden Schildkröten, manchmal auch Vögel, eigens für den Zweck gezüchtet, bei einem Festessen zum Vergnügen und Erstaunen der Gäste aus Pasteten hervorzuspringen.
    Während Knappen mit Holzeimern die Runde um die Tische machten, um die befreiten Schildkröten einzusammeln, rief Lady Chanboor den Kämmerer herbei und bat ihn, die vor dem nächsten Gang eingeplante Unterhaltungseinlage ausfallen zu lassen. Als sie sich erhob, wurde es still im Saal.
    »Verehrte Gäste, dürfte ich um Eure Aufmerksamkeit bitten.« Hildemara sah sich nach beiden Seiten des Saales um und vergewisserte sich, daß aller Augen auf sie gerichtet waren. Ihr Plisseekleid schien ein kaltes, silbriges Licht zu verströmen. »Es gilt als höchste Berufung und Pflicht, seinen in Not geratenen Mitmenschen zu helfen. An diesem Abend werden wir hoffentlich dem Vorhaben, den Kindern Anderiths zu helfen, einen Schritt näher kommen. Es ist ein kühner Schritt, ein Schritt, der Mut erfordert. Glücklicherweise haben wir ein Vorbild für diesen Mut.
    Es ist mir eine große Ehre, Euch den großartigsten Mann vorzustellen, den kennenzulernen mir je vergönnt war, einen Mann der Unbescholtenheit, einen Mann, der sich unermüdlich für sein Volk einsetzt, einen Mann, der nie die Bedürfnisse jener aus dem Blick verliert, die uns am meisten brauchen, einen Mann, dem an einer besseren Zukunft mehr gelegen ist als an allem anderen, meinen Gatten, den Minister für Kultur, Bertrand Chanboor.«
    Hildemara zeigte ein gewinnendes Lächeln und wandte sich applaudierend

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