Die Seele des Feuers - 10
Unterredung beendeten und zurückkehrten. Doch er wußte, sie hatten nichts Träges an sich. Sie waren, wie er jetzt sah, strategisch postiert, um die Baka Tau Mana genau im Blick zu behalten. Schließlich war dies ihr Land, und die Baka Tau Mana waren, auch wenn sie Richard kannten, Außenstehende.
Die Baka Tau Mana wiederum wirkten vollkommen gleichgültig gegenüber den Jägern der Schlammenschen. Die Meister der Klinge tauschten ein paar unbekümmerte Bemerkungen aus, sahen zu den Unwetterwolken am Horizont hinüber, räkelten sich oder gähnten.
Richard hatte gegen die Meister der Klinge der Baka Ban Mana gekämpft und wußte, daß sie alles andere als gleichgültig waren, denn sie waren jeden Augenblick bereit zu töten. Sie fristeten eine karge Existenz, umringt von Feinden, die entschlossen waren, sie umzubringen, daher lag es in ihrem antrainierten Wesen, jederzeit darauf gefaßt zu sein, töten zu müssen.
Als Richard in Schwester Vernas Begleitung den Meistern der Klinge zum ersten Mal begegnet war, hatte er sie gefragt, ob sie gefährlich seien. Schwester Verna hatte geantwortet, in ihrer Jugend habe sie einen Meister der Klinge der Baka Ban Mana gesehen, der in die Garnison in Tanimura eingedrungen sei und fast fünfzig gut bewaffnete Soldaten getötet habe, bevor man ihn überwältigen konnte. Sie hatte berichtet, sie hätten gekämpft wie unsichtbare Seelen, wofür manche sie sogar hielten.
Richard wollte nicht, daß ein harmloser Irrtum oder ein kleiner Fauxpas dazu führte, daß die Schlammenschen und die Baka Tau Mana übereinander herfielen. Dafür waren sie alle viel zu gute Kämpfer.
Cara, alles andere als kühl, bedachte alle miteinander mit wütenden Blicken.
Den drei Seiten eines Dreiecks gleich waren Schlammenschen, Baka Tau Mana und Cara Teil ein und desselben Ringes. Sie alle waren mit Richard und Kahlan verbündet und hatten sich denselben Zielen verschrieben, obwohl ein jeder von ihnen die Welt mit anderen Augen sah. Sie alle schätzten dieselben Dinge im Leben: Familie, Freunde, harte Arbeit, Ehrlichkeit, Pflicht, Treue, Freiheit.
Kahlan legte ihm die Hand mit sanftem Nachdruck auf die Brust.
»Was immer ich im Augenblick fühle, Richard, ich weiß, du hast das Herz am rechten Fleck. Aber im Augenblick verhältst du dich nicht überlegt. Du bist der Sucher der Wahrheit, du mußt nicht ständig darauf beharren, du seist im Recht und würdest diese Dinge vollkommen durchschauen. Wir können der Magie der Schwestern der Finsternis und ihrem Lauer Einhalt gebieten. Zedd und Ann werden dem Bann entgegenwirken. Wieso benimmst du dich so starrsinnig?«
»Kahlan«, erwiderte er mit gesenkter Stimme, »dieses Huhn war eine Chimäre.«
Gedankenverloren spielte sie, ohne es zu merken, mit dem dunklen Stein an dem feinen Goldkettchen um ihren Hals. »Du weißt, ich liebe dich, Richard, und du weißt, daß ich an dich glaube, aber in diesem Fall bin ich einfach…«
»Kahlan«, fiel er ihr ins Wort. Er wußte, was sie dachte, was sie sagen wollte. Im Augenblick wollte er nichts weiter, als daß sie zuhörte.
»Du hast die in den Grußformeln genannten Chimären in diese Welt gerufen. Du hast es weder absichtlich getan, noch weil du Unheil stiften wolltest – kein Mensch würde etwas anderes vermuten. Du hast es getan, weil du mich retten wolltest. Ich war dem Tod nahe und brauchte deine Hilfe, daher trifft mich auch ein Teil der Schuld. Ohne mein Dazutun hättest du nicht zu handeln brauchen.«
»Vergiß unsere Vorfahren nicht. Hätten sie keine Kinder in die Welt gesetzt, wären wir nicht geboren worden und hätten unsere Verbrechen nicht begehen können. Vermutlich möchtest du sie ebenfalls verantwortlich machen?«
Er benetzte seine Lippen und faßte sie sacht bei den Schultern. »Ich wollte nur sagen, ausgelöst wurde dies alles durch deine Bereitschaft zu helfen. Aber damit hast du dich keinesfalls einer bösen Absicht schuldig gemacht. Das mußt du verstehen. Aber du hast die Worte ausgesprochen, die den Bann vollendet haben, und das macht dich ohne dein Wollen verantwortlich. Du hast die Chimären in diese Welt geholt.
Aus irgendeinem Grund wollte Zedd nicht, daß wir davon erfahren. Ich wünschte, er hätte uns die Wahrheit anvertraut, aber das hat er nicht. Gewiß hatte er Gründe, die er für wichtig genug erachtete, uns anzulügen. Nach allem, was ich weiß, waren sie das vielleicht sogar.«
Die Fingerspitzen an die Stirn gelegt, schloß Kahlan die Augen und seufzte
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