Die Seele des Feuers - 10
den Augen zu verlieren, und mit diesem Wissen der d’Haranischen Armee bei der Auswahl eines vorteilhaften Geländes zu helfen, wo man Aufstellung nehmen konnte. Jetzt schwand die Magie und machte sie blind.
Zum Glück hatten Du Chaillu und die Baka Tau Mana sich nicht von der Imperialen Ordnung überraschen lassen.
»Das ist eine große Hilfe, Du Chaillu.« Richard lächelte sie an. »Du bringst wichtige Neuigkeiten. Jetzt kennen wir Jagangs Plan. Dann haben sie also nicht versucht, durch euer Land zu marschieren? Sie haben euch einfach links liegenlassen?«
»Sie hätten einen Umweg machen müssen, um uns zu diesem Zeitpunkt anzugreifen. Wegen ihrer gewaltigen Zahl kamen die Ausläufer ihrer Armee in unsere Nähe, doch ganz wie ein Stachelschwein im Magen eines Hundes, haben unsere Meister der Klinge dafür gesorgt, daß es eine schmerzhafte Erfahrung für sie wurde, uns zu streifen.
Wir haben einige Anführer dieser zweibeinigen Hunde gefangengenommen. Sie erzählten uns, zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei ihre Armee nicht an unserem kleinen Land und seinem Volk interessiert und bereit, uns nicht weiter zu beachten. Eines Tages jedoch werden sie zurückkommen und die Baka Tau Mana von diesem Land tilgen.«
»Sie haben euch ihre Pläne verraten?«
»Jeder redet, wenn man ihn richtig fragt.« Sie lächelte. »Die Chimären sind nicht die einzigen, die Feuer benutzen. Wir…«
Richard hob eine Hand. »Ich verstehe schon.«
»Sie erzählten uns, ihre Armee marschiere an einen Ort, der sie mit Nachschub beliefern kann.«
Richard fuhr sich nachdenklich mit dem Finger über die Unterlippe, während er sich diese bedeutsame Information durch den Kopf gehen ließ.
»Das klingt logisch. Bereits seit einiger Zeit sammeln sie ihre Streitkräfte in der Alten Welt. Sie können nicht ewig an Ort und Stelle verharren, nicht eine Armee von dieser Größe. Eine Armee muß mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Eine Armee von diesem Ausmaß muß normalerweise in Bewegung bleiben, da sie auf Nachschub angewiesen ist, auf gewaltige Mengen von Nachschub. Die Neue Welt wäre für sie, als Ergänzung zu ihren Eroberungen, ein verlockender Happen.«
Er sah zu Kahlan auf, die hinter seiner linken Schulter stand. »Wo würden sie diese Nachschubmengen am ehesten suchen?«
»Da käme eine Reihe von Orten in Frage«, antwortete Kahlan. »Sie könnten beim Einmarsch in jede Stadt Beute machen und sich alles, was sie benötigen, auf ihrem weiteren Vormarsch in die Midlands beschaffen. Solange sie das bei der Auswahl ihrer Route beachten, könnten sie ihre Armee auf dem Marsch ernähren wie eine Fledermaus, die im Flug Käfer fängt.
Oder sie überfallen einen Ort, an dem größere Mengen an Vorräten lagern. Lifany könnte ihnen riesige Getreidemengen einbringen, Sanderia verfügt über ausgedehnte Schafherden, die ihnen Fleisch liefern könnten. Wenn sie sich Ziele mit ausreichend großen Lebensmittelvorräten aussuchen, könnten sie ihre Armee auf lange Sicht mit Nachschub versorgen, was ihnen wiederum ermöglicht, ihre Ziele nach Belieben aus rein strategischen Erwägungen auszusuchen. Für uns brächen schwere Zeiten an.
Wäre ich an ihrer Stelle, wäre dies mein Plan. Ohne ihren dringenden Lebensmittelbedarf wären wir ihnen bei der Wahl eines Ortes, wo wir gegen sie Aufstellung beziehen können, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.«
»Wir könnten General Reibisch einsetzen«, dachte Richard laut nach. »Vielleicht kann er der Imperialen Ordnung den Weg versperren oder sie wenigstens aufhalten, während wir die Bevölkerung evakuieren und die Lebensmittel abtransportieren, bevor sie Jagang in die Hände fallen.«
»Der Abtransport solcher Nachschubmengen wäre eine gewaltige Aufgabe. Angenommen, Reibisch überrascht Jagangs Truppen«, meinte Kahlan, ebenfalls laut nachdenkend, »und bindet ihn, bis sein Vormarsch zum Erliegen kommt, während wir genügend Truppen von den Flanken heranführen…«
Du Chaillu schüttelte den Kopf. »Nachdem wir von den Verfassern des Gesetzes aus unserer Heimat vertrieben worden waren«, sagte sie, »zwang man uns, in dem Land der Nässe zu leben. Wenn es im Norden viele Tage lang regnete, kamen gewaltige Wassermengen. Der Fluß trat über seine Ufer, breitete sich aus.
In seinem Vorwärtsdrang, aufgewühlt, schlammdurchsetzt, voller großer, entwurzelter Bäume, riß er alles mit. Gegen die Wucht und die Wildheit dieser Wassermassen konnten wir uns nicht behaupten – niemand könnte das.
Weitere Kostenlose Bücher