Die Seele des Feuers - 10
Wenn nicht, hättet Ihr dennoch das Buch und wüßtet, wonach Ihr suchen müßt.«
»Das ist wahr«, meinte Richard. »Außerdem gibt es in der Burg der Zauberer auch noch andere Bücher. Kolo schreibt, die Bekämpfung der Chimären habe sich als erheblich einfacher erwiesen, als alle ursprünglich angenommen hatten.«
»Allerdings besaßen sie alle Subtraktive Magie«, gab Kahlan zu bedenken.
Das traf zwar auch auf Richard zu, allerdings wußte er herzlich wenig darüber, wie man sie einsetzen konnte. Das Schwert war der einzige Gegenstand, mit dem er wirklich umzugehen verstand.
»Vielleicht enthält eines der Bücher in der Burg der Zauberer auch die Lösung für das Verhalten gegenüber den Chimären«, sagte Cara, »und womöglich ist sie gar nicht so kompliziert. Vielleicht braucht man dazu gar keine Subtraktive Magie.«
Die Mord-Sith verschränkte die Arme, der Gedanke an Magie bereitete ihr offenkundig Mißbehagen. »Vielleicht könnt Ihr einfach mit dem Finger in der Luft herumfuchteln und verkünden, sie seien nicht mehr da.«
»Aber ja, du bist ein Mann mit Magie«, gab Du Chaillu zum besten, der Caras beißender Sarkasmus entgangen war. »Das könntest du doch tun.«
»Du zollst mir mehr Anerkennung, als ich verdient habe«, sagte er an Du Chaillu gewandt.
»Klingt, als wäre der Weg nach Aydindril unsere einzig echte Möglichkeit«, meinte Kahlan.
Richard schüttelte unsicher den Kopf. Wenn es nur nicht so schwierig wäre, sich für die richtige Vorgehensweise zu entscheiden. Er war hin und her gerissen, neigte mal zur einen, mal zur anderen Lösung. Was hätte er darum gegeben, im Besitz der entscheidenden, ausschlaggebenden Information zu sein.
Manchmal wünschte er sich, einfach herausschreien zu können, er sei doch nur ein einfacher Waldführer, der nicht wisse, was er tun soll, und es gäbe jemanden, der einschreiten und dafür sorgen könnte, daß alles ganz einfach wurde.
Manchmal kam er sich in seiner Rolle als Lord Rahl wie ein Hochstapler vor, hätte am liebsten einfach alles hingeworfen und wäre nach Hause, nach Westland, zurückgekehrt. Jetzt war einer dieser Augenblicke.
Hätte Zedd ihn nur nicht angelogen. Menschenleben waren in Gefahr, nur weil sie die Wahrheit nicht kannten und Richard keinen Gebrauch von Zedds Weisheit gemacht hatte, als er noch Gelegenheit dazu hatte. Hätte er doch bloß seinen Verstand benutzt und Du Chaillu nicht vergessen.
»Warum bist du eigentlich dagegen, nach Aydindril zu gehen?« wollte Kahlan wissen.
»Das wüßte ich selber gerne«, antwortete Richard. »Auf jeden Fall wissen wir, wohin Jagang marschiert. Das müssen wir unbedingt verhindern. Wenn er die Midlands erobert, sind wir erledigt, ganz unabhängig davon, ob wir gegen die Chimären vorgehen oder nicht.«
Er begann, auf und ab zu gehen. »Und wenn die Chimären gar nicht die befürchtete große Bedrohung wären? Ich meine, letztlich natürlich schon, aber was wäre, wenn sie Jahre für die Erosion der Magie benötigten, bis diese wirklichen Schaden anrichtet? Schaden, der nicht wiedergutzumachen wäre? Soweit wir wissen, könnte das Jahrhunderte dauern.«
»Was ist bloß mit dir los, Richard? Sie töten bereits jetzt Menschen.« Kahlan deutete über das Grasland in die Richtung, wo das Dorf der Schlammenschen lag. »Sie haben Juni umgebracht. Sie haben einige Baka Tau Mana getötet. Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um ihnen das Handwerk zu legen. Davon hast du selbst mich gerade überzeugt.«
»Lord Rahl«, sagte Cara, »ich gebe der Mutter Konfessor recht. Wir müssen nach Aydindril gehen.«
Du Chaillu erhob sich. »Darf ich sprechen, Caharin ?«
Richard wurde aus seinen Gedanken gerissen. »Ja, selbstverständlich.«
Sie wollte gerade ansetzen, als sie offenen Mundes innehielt. Ihr Gesicht nahm einen verwirrten Ausdruck an. »Dieser Mann, der sie anführt, dieser Jagang, ist er ein Mann der Magie?«
»Ja, in gewisser Weise jedenfalls. Er besitzt die Fähigkeit, in den Verstand der Menschen einzudringen und sie auf diese Weise zu kontrollieren. Er wird Traumwandler genannt. Darüber hinaus besitzt er jedoch keine Magie.«
Du Chaillu ließ sich seine Worte einen Augenblick durch den Kopf gehen. »Keine Armee kann lange ohne die Unterstützung der Bevölkerung ihres Landes durchhalten. Dann beherrscht er auf diese Weise also alle Menschen seines Landes – jeden, der auf seiner Seite steht?«
»Nein. Er kann das nicht bei allen gleichzeitig tun. Er muß sich die
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