Die Seele des Feuers - 10
dargebracht. Sie hatten Boten ausgesandt, um ihre Opfergabe zu erläutern und zu erklären, dass sie keinen Krieg wollten, doch keiner dieser tapferen Boten war je zurückgekehrt.
Daher schmiedeten diese Männer einen einfachen Plan. Sie beschlossen, zu einer kleinen Anhöhe zu ziehen und dort ihre Waffen über den Köpfen zu schwenken, selbstverständlich nur, um ihre Stärke zu demonstrieren und nicht etwa als Aufforderung zum Kampf, sondern in dem verzweifelten Bemühen, die Hakenier dazu zu bringen, ihre Dörfer zu verschonen. Diese Männer waren Farmer, keine Krieger, und die Waffen, die sie schwenkten, waren einfaches Farmgerät. Sie wollten nicht kämpfen, sie wollten Frieden.
Und da standen sie nun, die Männer, von denen ich euch berichtet habe – Shelby, Willan, Camden, Edgar, Newton, Kenway und all die anderen –, all die guten und rechtschaffenen Männer, die ihr kennen gelernt habt im Laufe der letzten Wochen, in denen ich euch von ihren Geschichten erzählt habe, von ihren Liebschaften, ihrem Leben, ihren Hoffnungen, ihren einfachen und bescheidenen Träumen. Dort oben auf der Anhöhe standen sie und hofften nichts weiter, als von den hakenischen Rohlingen verschont zu werden. Dort standen sie und schwenkten ihre Werkzeuge – ihre Äxte, ihre Hacken, ihre Sicheln, Heugabeln und Dreschflegel –, schwenkten sie durch die Luft in der Hoffnung, die Frauen und Kinder, die ihr ebenfalls kennen gelernt habt, vor Schaden zu bewahren.«
Das rhythmische Pochen von Meister Spinks Stiefeln kam Snip immer näher.
»Die hakenische Armee beschloss, diese einfachen Männer nicht zu verschonen. Stattdessen richteten die Hakenier ihre Dominie Dirtch lachend und johlend auf diese friedfertigen anderischen Männer.«
Einige der Mädchen stöhnten auf. Andere stimmten lautes Wehklagen an. Snip verspürte ein quälendes Angstgefühl im Bauch und hatte einen Kloß in der Kehle. Er musste selber schniefen, als er sich ihren grauenhaften Tod vorstellte. Diese Männer auf der Anhöhe waren ihm ans Herz gewachsen. Er kannte die Namen ihrer Frauen, die Namen ihrer Eltern und Kinder.
»Und während diese mörderischen hakenischen Bastarde in ihren eleganten, prunkvollen Uniformen« – Snip sah, wie die Stiefel genau neben seinem Platz am Ende der Bank in der Nähe des Mittelganges Halt machten –, »lachend dastanden und jubelten, erschallten die Dominie Dirtch in ihrer entsetzlichen Grausamkeit und rissen diesen Männern das Fleisch von den Knochen.«
Snip spürte den finster starrenden Blick von Meister Spink in seinem Nacken, als die Frauen und viele der Männer ihrem Gram lauthals schluchzend Luft machten.
»Das Jammergeschrei dieser armen anderischen Bauernjungen erhob sich in den anderischen Himmel. Es war ihr letzter Schrei in diesem Leben, während ihre Körper von den vortrefflich gekleideten, spottenden hakenischen Horden mit ihrer grausam dahinmetzelnden Waffe, den Dominie Dirtch, in Stücke gerissen wurden.«
Eine der älteren Frauen schrie vor Entsetzen auf. Meister Spink stand immer noch über Snip. In diesem Augenblick war Snip nicht mehr ganz so stolz auf seine Botenkleidung wie eben noch, als die anderen erstaunt tuschelnd die Köpfe zusammengesteckt hatten, während er sich auf seinen Platz setzte.
»Ich sehe, du trägst jetzt eine elegante, neue Uniform, Snip«, meinte Meister Spink mit einer Stimme, die Snip das Blut gefrieren ließ.
Snip wusste, man erwartete eine Erklärung von ihm.
»Ja, Sir. Meister Campbell war so freundlich, mir eine Stelle als Bote zu verschaffen, obwohl ich nur ein einfacher hakenischer Küchenjunge war. Auf sein Geheiß soll ich diese Uniform tragen, damit alle Hakenier sehen, dass wir es mit anderischer Hilfe zu etwas Besserem bringen können. Außerdem möchte er, dass die Boten ein gutes Licht auf sein Büro werfen, wenn wir ihn in seinem Bestreben unterstützen, die Kunde von der erfolgreichen Arbeit des Ministers für Kultur für unser Volk unter den Menschen zu verbreiten.«
Meister Spink verpasste Snip einen deftigen Hieb seitlich gegen den Kopf, der ihn aus seiner Bank schleuderte. »Spar dir deine ungehörigen Antworten! Deine hakenischen Ausflüchte interessieren mich nicht!«
»Verzeihung, Sir.« Er war klug genug, auf Händen und Knien zu verharren.
»Hakenier haben stets eine Ausrede für ihre hassenswerten Verbrechen. Du trägst dieselbe prunkvolle Uniform, an der bereits diese mörderischen hakenischen Oberherren Gefallen gefunden haben, und du
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