Die Seele des Feuers - 10
findest ebensolchen Gefallen daran wie sie, obwohl du den Eindruck zu erwecken versuchst, dem sei nicht so.
Bis zum heutigen Tag leiden wir Anderier schmerzlich unter der Geißel des niemals endenden hakenischen Hasses, der unzweifelhaft aus jedem Blick eines Hakeniers spricht. Wir werden uns niemals ganz davon befreien können. Stets wird es Hakenier geben, die an ihren Uniformen Gefallen finden und die uns an die hakenischen Oberherrn erinnern.
Dein Versuch, das Unentschuldbare zu entschuldigen – deine selbstsüchtige Überheblichkeit, dein Stolz auf dich selbst, dein Stolz auf eine Uniform –, beweist nur dein schmutziges hakenisches Wesen. Ihr alle giert danach, hakenische Oberherren zu sein. Tagein, tagaus müssen wir Anderier solche hakenischen Kränkungen über uns ergehen lassen.«
»Verzeiht mir, Meister Spink, ich habe gefehlt. Ich habe sie aus Stolz getragen. Es war falsch, mich von meinem sündigen hakenischen Wesen leiten zu lassen.«
Meister Spink bekundete seine Verachtung durch ein Grunzen, fuhr dann aber mit seiner Strafpredigt fort. Snip wusste, dass er Schlimmeres verdient hatte, und war froh, so glimpflich davongekommen zu sein. Er seufzte.
»Nach der Ermordung der Männer blieben die Frauen und Kinder des Dorfes schutzlos zurück.«
Das langsame, rhythmische Pochen der Stiefel setzte von neuem ein, als der Mann sich wieder in Bewegung setzte und zwischen den auf einfachen Bänken hockenden Hakeniern hindurchmarschierte. Erst als er sich entfernt hatte, wagte Snip, sich von Händen und Knien zu erheben und seinen Platz auf der Bank wieder einzunehmen. Sein Ohr war wie taub und schmerzte fürchterlich, wie damals, als Beata ihn geschlagen hatte. Meister Spinks Worte drangen durch dieses hohle Klingen.
»Da sie Hakenier waren, beschlossen sie selbstverständlich, durch das Dorf zu ziehen und ihrem verruchten Vergnügen nachzugehen.«
»Nein!«, schrie eine schwarz gekleidete Frau auf. Sie begann zu schluchzen.
Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, setzte Meister Spink, die Unterbrechung übergehend, seinen Weg fort; derartige Unterbrechungen gab es oft.
»Den Hakeniern war nach einem Fest zumute. Sie zogen ins Dorf. Fest entschlossen machten sie sich auf die Suche nach gebratenem Fleisch.«
Zitternd vor Angst um die Menschen, die ihnen vertraut geworden waren, sanken einige Leute auf die Knie. Im gesamten Klassenzimmer scharrten die Bänke über den Fußboden, als auch die meisten der übrigen Anwesenden auf die Knie fielen. Snip folgte ihrem Beispiel.
»Aber wie ihr wisst, war es ein kleines Dorf. Nachdem die Hakenier das Vieh abgeschlachtet hatten, stellten sie fest, dass nicht genug Fleisch vorhanden war. Da Hakenier sind, wie sie nun einmal sind, brauchten sie nicht lange auf eine Lösung zu warten. Man griff sich die Kinder.«
Mehr als alles andere sehnte Snip das Ende der Strafpredigt herbei. Er wusste nicht, ob er es ertragen konnte, länger zuzuhören. Einige der Frauen waren offenbar derselben Ansicht. Die Hände gefaltet, brachen sie mit auf den Boden gerichtetem Gesicht zusammen und beteten weinend zu den Gütigen Seelen, sie möchten diese armen, unschuldigen, geschlagenen Anderier behüten.
»Ihr alle kennt die Namen dieser Kinder. Wir werden jetzt durchs Klassenzimmer gehen, und jeder von euch wird mir einen jener Namen nennen, die ihr auswendig gelernt habt, damit wir die jungen Menschen, die auf so grausame Weise ihres Lebens beraubt wurden, niemals vergessen. Jeder von euch wird mir den Namen eines Kindes – von kleinen Jungen und Mädchen – aus diesem Dorf nennen, die vor den Augen ihrer Mütter bei lebendigem Leibe geröstet wurden.«
Meister Spink fing in der hintersten Reihe an. Nacheinander sagte jeder, sobald er auf ihn zeigte, den Namen eines dieser Kinder auf, wobei die meisten den flehentlichen Wunsch hinzufügten, die Gütigen Seelen mögen sie behüten. Bevor sie gehen durften, beschrieb Meister Spink das Grauen, bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden, die Schreie, die Qualen und wie lange es dauerte, bis die Kinder gestorben waren. Wie lange es dauerte, bis ihre Leichen geschmort waren.
Das Verbrechen war so grauenerregend und entsetzlich, dass Snip an einer Stelle für einen winzigen Augenblick ins Grübeln kam, ob die Geschichte überhaupt stimmen konnte. Es fiel ihm schwer sich vorzustellen, dass jemand, selbst diese brutalen hakenischen Oberherren, eine solch grässliche Tat begehen konnte.
Doch Meister Spink war Anderier. Er würde sie
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