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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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hinunterspringen?«
    Snip schüttelte den Kopf. Er wollte gerade ansetzen und etwas sagen, als er einen Mann auf der anderen Brückenseite die steinerne Brüstung hinaufklettern sah.
    Snip streckte seinen Arm aus. »Sieh doch! Dort springt wieder einer!«
    Der Mann breitete die Arme aus, als wollte er die Luft umarmen, als er von der Brücke hinunter in den Abgrund sprang.
    Als daraufhin die Soldaten zu dieser Brückenseite hinüberrannten, sprang ein dritter in den Tod. Verrückt! Snip lag auf dem Bauch und war sprachlos.
    Aus der Ferne erinnerte das Geräusch der schreienden Soldaten, die sich in immer größerer Zahl von der Brücke stürzten, an das chimärenhafte Geläut von Glocken. Sie zogen ihre Waffen, nur um sie gleich darauf fallen zu lassen und selber auf die Steinbrüstung zu klettern.
    Irgendetwas schien Snip einen leichten Stoß in den Rücken zu versetzen, als dränge ihn seine eigene Phantasie, die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen. Das Gefühl kribbelte im Nacken; mühsam rappelte er sich auf.
    »Komm schon, Morley. Gehen wir.«
    Morley folgte, als Snip zu den zwischen den Bäumen versteckten Pferden hinunterlief. Snip steckte seinen Fuß in den Steigbügel und sprang in den Sattel. Morley war unmittelbar hinter ihm, als Snip sein Pferd antrieb und es im Galopp die Straße hinaufjagte.
    Es ging steil aufwärts, die Serpentinen hoch. Durch die Bäume konnte er nicht erkennen, ob die Soldaten im Begriff waren, wieder zur Vernunft zu kommen, oder ob nach wie vor Schock und Verwirrung herrschten, sodass sie beide passieren konnten. Snip sah keine andere Möglichkeit. Er hatte keine Ahnung, was hier vor sich ging, allerdings war es unwahrscheinlich, dass sich jeden Tag Wachen von der Brücke stürzten. Es galt – jetzt oder nie.
    Als sie um die letzte Kurve bogen, flogen sie dahin wie der Wind. Snip ging davon aus, dass er und Morley in dem Durcheinander an den letzten noch verbliebenen Wachen vorüberstürmen und die Brücke überqueren konnten.
    Die Brücke war menschenleer, nirgendwo waren Soldaten zu sehen. Snip ließ die Pferde im Schritt weitergehen. Beim Gedanken an all die Soldaten, die er noch Augenblicke zuvor gesehen hatte, liefen ihm eiskalte Schauer über den Rücken. Jetzt bewachte allein der Wind die Brücke.
    »Willst du wirklich da oben rauf, Snip?«
    In der Stimme seines Freundes schwang ein furchtsames Beben mit. Dann folgte Snip Morleys Blick und sah sie ebenfalls: Sie ragte aus dem Fels des Berges heraus, als sei sie aus dem Berg geschlagen, als sei sie Teil des Berges. Sie war dunkel und hatte etwas Bösartiges an sich. Es war so ziemlich der garstigste Ort, den er je zu Gesicht bekommen hatte oder sich vorstellen konnte. Festungswälle, Türme und Mauern ragten jenseits der gewaltigen, mit Zinnen versehenen Außenmauern in die Höhe.
    Er war froh, im Sattel zu sitzen, denn er war sich keineswegs sicher, ob seine Beine ihn beim Anblick dieses Ortes getragen hätten. Noch nie hatte er etwas so Gewaltiges oder Unheilvolles gesehen wie die Burg der Zauberer.
    »Komm weiter«, meinte Snip. »Bevor sie herausgefunden haben, was passiert ist, und womöglich noch mehr Wachen schicken.«
    Morley sah sich nach der menschenleeren Brücke um. »Und was ist passiert?«
    »Dies ist ein Ort der Magie. Hier kann alles Mögliche passiert sein.«
    Snip schob sein Hinterteil im Sattel nach vorn und drängte sein Pferd voran. Dem Pferd war auf der Brücke unbehaglich zumute; es war nur zu gern bereit, loszugaloppieren. Sie galoppierten sogar dann noch, als sie durch die Öffnung in der äußeren Ummauerung flogen, unter dem mit Eisenspitzen versehenen Fallgatter hindurch.
    Drinnen gab es eine umzäunte Koppel für die Pferde. Bevor sie die Tiere laufen ließen, trug Snip Morley auf, sie gesattelt zu lassen, damit sie rasch wieder aufbrechen konnten. Morley war ebenso wenig daran interessiert hier zu verweilen wie Snip. Gemeinsam rannten sie das Dutzend weißer, zweifelsohne über die Jahrhunderte von den Füßen zahlloser Zauberer abgenutzter und ausgetretener Granitstufen hinauf.
    Im Innern sah es genau so aus, wie Franca ihm erzählt hatte, nur wurde ihre Schilderung der Größe und dem tatsächlichen Anblick auch nicht annähernd gerecht: Einhundert Fuß weit oben ließ ein glasgedecktes Dach das Sonnenlicht herein; in der Mitte des gefliesten Fußbodens stand ein kleeblattförmiger Brunnen; über der obersten Schale schoss das Wasser fünfzehn Fuß hoch in die Luft, woraufhin es über die

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