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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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niemals nachlassen. Wenn er ihr in die Hände fiele, würde sie ihm das Herz herausreißen.
    Snip trieb das Pferd zu noch schnellerem Tempo an.

55. Kapitel
    Kahlan beugte sich über Richards Schulter und strich ihm über den Rücken, während er an dem kleinen Tischchen saß.
    »Schon fündig geworden?«, erkundigte sie sich.
    Er wischte sich das Haar aus der Stirn. »Ich bin mir noch nicht sicher.« Er tippte auf die Pergamentschriftrolle. »Aber diese hier hat etwas … sie enthält mehr präzise Informationen als die meisten Schriften Anders in der Bibliothek auf dem Anwesen des Ministers.«
    Kahlan lächelte. »Das will ich auch hoffen. Ich werde mir die Beine vertreten gehen und nach den anderen sehen.«
    Tief unten aus seiner Kehle kam ein zustimmender Laut, während er sich wieder über die Schriftrolle beugte.
    Zwei Tage lang hatten sie in der Bibliothek des Anwesens damit zugebracht, alles über oder von Joseph Ander durchzugehen, was es dort gab. Größtenteils handelte es sich um Schriften über ihn selbst und über das, was er für bis dahin unbekannte Einblicke in das menschliche Verhalten hielt. Weitschweifig ließ er sich darüber aus, seine Beobachtungen seien für die Lebensweise der Menschen von größerem Belang als die aller anderen vor ihm.
    Einen großen Teil der Schriften hatten sie mit erstaunt hochgezogenen Brauen gelesen. Fast war es, als hörte man einem Heranwachsenden zu, der alles zu wissen glaubt und dabei vollkommen übersieht, wie unwissend er in Wahrheit ist. Man war gezwungen, seine Worte schweigend in sich aufzunehmen, ohne all die hochtrabenden Erklärungen richtig stellen zu können, die ein erwachsener Mensch eigentlich längst abgelegt haben sollte.
    Joseph Ander war in dem Glauben, den perfekten Ort zu kennen, an den er die Menschen führen und wo er sie zu einem vorbildlichen Leben anhalten könne, ohne dass Kräfte von außen in der Lage wären, seine ›ausgewogene Gemeinschaft‹, wie er es nannte, aus dem Gleichgewicht zu bringen. Als Erklärung führte er an, er habe erkannt, dass er weder Unterstützung noch Rat von anderen länger benötige – womit er die Zauberer in der Burg in Aydindril meinte, wie Richard vermutete – und dass er darüber hinaus zu der Erkenntnis gelangt sei, eine solche Einmischung von außen sei zutiefst schädlich, da sie die Menschen in seinem Gemeindekollektiv mit dem Übel des Eigennutzes infiziere.
    Kein einziger Name außer seinem eigenen war je von Joseph Ander aufgezeichnet worden. Bezog er sich auf andere, sprach er von ›einem Mann‹, oder ›einer Frau‹, oder aber er schrieb, ›die Menschen‹ hätten errichtet, gepflanzt, sich versammelt oder an einem Gottesdienst teilgenommen.
    Joseph Ander schien den perfekten Ort für sich gefunden zu haben: ein Land, wo seine Macht die aller anderen überschattete und wo alle Menschen ihn zutiefst bewunderten. Richard glaubte, Joseph Ander verwechselte Angst mit Bewunderung. Wie auch immer, die Umstände erlaubten es ihm, sich als geschätzter und gefeierter Führer zu etablieren – geradezu als König –, der uneingeschränkte Macht über eine Gesellschaft hatte, in der niemand Individualität an den Tag legen oder Überlegenheit beweisen durfte.
    Joseph Ander glaubte, ein Land der Glückseligkeit geschaffen zu haben, wo Leid, Missgunst und Neid ausgemerzt waren – und wo ein gemeinsames Miteinander an die Stelle der Habsucht trat. Kulturelle Säuberungen – öffentliche Hinrichtungen – brachten den harmonischen Zustand des Gemeindekollektivs wieder ins Gleichgewicht. Er nannte das ›die Spreu vom Weizen trennen‹.
    Aus Joseph Ander war ein Despot geworden. Entweder die Menschen bekannten sich zum Glauben an ihn und lebten nach seinem Vorbild, oder sie starben.
    Richard drückte Kahlans Hand, bevor sie sich zum Gehen wandte. Das kleine Gebäude war nicht groß genug, um den anderen Platz zu bieten. Es reichte gerade für den kleinen Tisch und Joseph Anders Stuhl, den Richard, zum Entsetzen des alten Mannes, dessen Aufgabe es war, über die unschätzbaren Artefakte zu wachen, mit Beschlag belegte. Der Alte hatte nicht den Mut, Richard diese Bitte abzuschlagen.
    Richard wollte auf Joseph Anders Platz sitzen, um einen Eindruck von diesem Mann zu gewinnen. Kahlan genügten die Eindrücke, die sie von diesem totalitären Despoten bereits bekommen hatte.
    Ein Stück den Pfad hinunter hatten sich Bewohner der Ortschaft Westbrook versammelt. Ehrfürchtigen Blicks verfolgten sie, wie

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