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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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zweifellos. Sie sah aus, als hätte jemand sie an ihrem langen blonden Zopf gepackt und in Blut getaucht.
    »Da versuche ich, es so zu machen wie er«, murmelte sie. »Ich versuche, es ihm recht zu machen.« Snip glaubte, sie sei womöglich verrückt geworden, so wie sie dastand, die Hände auf den Hüften, und in den Himmel sprach. »Und was habe ich davon? Das hier. Mir langt’s. Ich hab genug.«
    Sie presste ein wütendes Stöhnen hervor, dann zerrte sie rote Lederhandschuhe hervor, die sie unter dem doppelten, das Oberteil ihres Anzugs fest an der Hüfte zusammenschnürenden Riemengürtel stecken hatte. Die Art, wie sie die Handschuhe überstreifte, wie sie ihre Finger hin und her bewegend hineinschob, hatte etwas beängstigend Endgültiges.
    »Ich werde euch Knaben nicht noch einmal warnen«, sagte sie, diesmal mit einem bedrohlichen Knurren, dass sich Snip die Nackenhaare sträubten. »Her damit, und zwar sofort.«
    Morley griff bereits an, als sie Snip noch grimmig anfunkelte. Er holte mit seiner mächtigen Faust aus, um sie seitlich am Kopf zu treffen. Snip glaubte, er würde sie mit dem allerersten Schlag umbringen, so hart schlug er zu.
    Die Frau sah nicht einmal in Morleys Richtung. Sie fing seine Faust mit der flachen Hand ab, riss sie herum, drehte sich blitzschnell darunter hindurch und bog ihm den Arm auf den Rücken. Die Zähne aufeinander gebissen, schob sie den Arm immer höher.
    Snip war entsetzt, als er hörte, wie Morleys Schulter ein Übelkeit erregendes Knacken von sich gab. Morley brüllte, der Schmerz warf ihn auf die Knie.
    Diese Frau war anders als alle Frauen, denen Snip zuvor begegnet war. Und jetzt ging sie auf ihn los. Nicht etwa rennend, sondern mit einer Entschlossenheit im Schritt, die ihm den Atem stocken ließ.
    Er stand da wie festgewachsen und wusste nicht, was er tun sollte. Er durfte seinen Freund nicht im Stich lassen, doch seine Füße wollten davonlaufen. Außerdem konnte er das Schwert nicht aufgeben. Allerdings begann er, sich an der mit Zinnen versehenen Mauer entlangzutasten.
    Morley war wieder auf den Beinen, wollte sich erneut auf die Frau stürzen. Diese aber hatte es nach wie vor auf Snip abgesehen – und auf das Schwert. Snip entschied, dass er das Schwert womöglich ziehen und sie damit durchbohren musste – vielleicht ins Bein, überlegte er. Verwunden konnte er sie bestimmt.
    Doch dann sah es ganz so aus, als wäre dies gar nicht nötig, diesmal würde wohl nichts den kräftigen Kerl aufhalten können.
    Ohne sich auch nur nach dem heranstürzenden Morley umzudrehen, trat sie elegant auf die Seite – ohne Snip aus ihrem zornentbrannten Blick zu lassen –, zog ihren Arm hoch und rammte Morley den Ellenbogen mitten ins Gesicht.
    Sein Kopf wurde nach hinten gestoßen, Blut spritzte hervor.
    Nicht einmal schwer atmend drehte sie sich um und packte Morleys gesunde linke Hand. Sie umfasste die Finger, drückte ihm den Daumen auf den Handrücken und bog sie am Handgelenk nach unten, bis Morleys Knie nachgaben, während sie ihn rückwärts gegen die Wand drängte.
    Wie ein Kind wimmernd flehte Morley sie an, loszulassen. Sein anderer Arm war nicht mehr zu gebrauchen, die Nase fürchterlich zerquetscht. Blut schoss ihm aus dem Gesicht. Auch sie musste über und über damit bespritzt sein, doch wegen des roten Lederanzugs konnte Snip das nicht genau erkennen.
    Unaufhaltsam, gnadenlos drängte sie Morley rückwärts an die Wand. Ohne ein Wort packte sie ihn mit der anderen Hand bei der Kehle und schob ihn ruhig und ungerührt rückwärts durch die Lücke zwischen zwei Zinnen ins Nichts.
    Snip sackte der Unterkiefer herunter. Das hatte er nicht erwartet – dass sie so weit gehen würde.
    Morley schrie sich die Seele aus dem Leib, als er rücklings den Abhang hinunterstürzte. Starr lauschte Snip auf die Stimme seines Freundes aus dem flachen Anderith. Morleys Schrei riss unvermittelt ab…
    Die Frau hatte aufgehört zu sprechen, aufgehört, irgendwelche Forderungen zu stellen. Sie ging jetzt einfach nur auf Snip los, die blauen Augen fest auf ihn geheftet. Ihm war klar, dass sie ihn, wenn sie ihn zu fassen kriegte, ebenfalls töten würde.
    Dies war keine Claudine Winthrop. Dies war keine Frau, die ihn jemals mit ›Sir‹ ansprechen würde.
    Endlich bekamen Snips Füße ihren Willen.
    Wenn Snip eines besser konnte als Morley mit all seinen Muskeln, dann war dies rennen wie der Wind. Und jetzt rannte er wie ein Sturm.
    Ein kurzer Blick zurück versetzte ihm einen

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