Die Seele des Feuers - 10
sich. »Wirklich? Das überrascht mich. Jiaan hat mir nichts davon erzählt, dass du und dein Gemahl auf diese Weise zusammengewesen wärt.«
Es schockierte Kahlan, zu erfahren, dass man Du Chaillu derartige Dinge berichtete. Einerseits war sie erleichtert, dass es nichts zu berichten gegeben hatte, andererseits wünschte sie sich, es hätte etwas gegeben, nur um ihren Wettstreit unter Ehefrauen mit etwas mehr Leidenschaft führen zu können.
»Unser Gemahl muss überglücklich sein. Er scheint Kinder zu mögen. Er wird ein guter…«
»Richard weiß nichts davon. Du musst mir versprechen, Du Chaillu, ihm nichts davon zu erzählen.«
Die Frau runzelte die Stirn. »Warum sollte ich ein solches Versprechen geben?«
Kahlan beugte sich ein wenig näher. »Weil ich es war, die Richard dazu bewogen hat, dich mitkommen zu lassen. Weil ich es war, die gesagt hat, du kannst auch nach Eintreffen unserer Soldaten bei uns bleiben. Du hattest Richard versprochen, du würdest zurückgehen, sobald unsere Soldaten kommen, doch dann wolltest du bei uns bleiben, und ich habe ihn überredet. Schon vergessen?«
Du Chaillu zuckte mit den Achseln. »Wenn du es wünschst, werde ich ihm nichts davon erzählen. Du solltest das Geheimnis ohnehin für dich behalten und ihn damit überraschen, wann es dir am besten passt.« Sie bedachte Kahlan mit einem Lächeln. »Die Gemahlinnen des Caharin müssen zusammenhalten.«
»Danke«, erwiderte Kahlan leise.
»Aber wann …?«
»In unserer Hochzeitsnacht. Als wir bei den Schlammenschen waren, kurz bevor ihr gekommen seid.«
»Aha. Wahrscheinlich habe ich deswegen nichts davon gehört.«
Kahlan überging die Bemerkung.
»Aber warum willst du, dass Richard nichts davon erfährt? Er wäre sehr glücklich.«
Kahlan schüttelte den Kopf. »Nein, wäre er nicht. Es würde großen Ärger geben.« Kahlan hob das Halsband mit dem kleinen Stein an. »Dies hat uns eine Hexe geschenkt, um zu verhindern, dass wir derzeit ein Kind zeugen. Es ist eine lange Geschichte, im Augenblick jedoch dürfen wir keines bekommen, oder wir geraten in große Schwierigkeiten.«
»Wieso trägst du dann ein Kind in dir?«
»Daran sind die Chimären schuld. Die Magie ist versiegt. Doch ehe wir davon erfuhren … Nun, wir wussten eben nicht, dass das Halsband in jener Nacht nach unserer Trauung nicht funktionieren würde. Die Magie sollte verhindern, dass wir ein Kind zeugen, aber seine Magie war versiegt. Es hatte gar nicht passieren sollen.«
Kahlan musste sich auf die Innenseiten ihrer Wangen beißen, um ihre Tränen zurückzuhalten.
»Richard wäre trotzdem überglücklich«, sagte Du Chaillu.
Kahlan schüttelte den Kopf. »Du begreifst nicht, was dabei alles eine Rolle spielt. Sein Leben geriete in große Gefahr, wenn jemand davon erführe. Die Hexe hat geschworen, dieses Kind zu töten, aber was schlimmer ist, ich kenne sie; um in Zukunft allen Ärger zu vermeiden, wird sie zu dem Schluss kommen, dass sie mich oder Richard töten muss.«
Du Chaillu dachte darüber nach. »Nun, bald wird diese alberne Abstimmung stattfinden, bei der ihm die Menschen sagen, was er eigentlich längst wissen sollte, nämlich dass er der Caharin ist. Danach wird alles gut werden. Dann konntest du dich verstecken und dein Kind zur Welt bringen.« Die Seelenfrau legte Kahlan eine Hand auf die Schulter. »Du kommst mit mir zu den Baka Tau Mana. Wir werden dich und dein Kind beschützen.«
Kahlan atmete tief und gleichmäßig durch, um ein Schluchzen zu unterdrücken. »Ich danke dir, Du Chaillu, du bist ein freundlicher Mensch. Aber das würde nichts nützen. Ich muss etwas tun, um es loszuwerden. Eine Kräuterfrau finden oder eine Hebamme. Ich muss dieses Kind abtreiben, bevor es zu spät ist.«
Du Chaillu ergriff abermals Kahlans Hand und legte sie wieder auf das Baby. Kahlan presste die Augen zusammen, als sie spürte, wie das Kind sich bewegte.
»Das kannst du dem Leben in dir nicht antun, Kahlan. Dem Leben, das aus deiner Liebe entstanden ist. Das darfst du nicht. Es würde alles nur noch schlimmer machen.«
Richard trat aus dem kleinen Gebäude, die Schriftrolle in der Hand. »Kahlan?«, rief er.
Kahlan wandte sich zu Du Chaillu. »Du hast mir dein Wort gegeben, kein Wort darüber zu verlieren.«
Du Chaillu lächelte und strich Kahlan über die Wange, so wie eine Großmutter ihr Enkelkind aus Mitgefühl berühren würde. Kahlan war sich bewusst, dass in diesem Augenblick nicht Du Chaillu, Richards erste Gemahlin, sondern
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