Die Seele des Feuers - 10
eines entschiedeneren Vorgehens aufzugeben. Wenn es dazu kommt, könnte dies die Pläne zunichte machen, in die wir alle so viel investiert haben.«
»Wie gesagt, unsere Truppen stehen bereit. Selbst wenn sie eine Armee ganz in der Nähe stehen haben sollten, können sie nicht nach Anderith hineinmarschieren, nicht vorbei an den Dominie Dirtch.« Stein lachte freudlos in sich hinein. »Aber es wäre mir ein Vergnügen, wenn sie es versuchen würden.«
»Genau wie mir. Die Sache ist, Lord Rahl und die Mutter Konfessor sind hier, und das schafft genug Probleme.«
»Wie ich Euch schon sagte, Campbell, Ihr solltet Euch um die Magie keine Sorgen machen. Der Kaiser hat der Magie die Krallen gestutzt.«
Dalton faltete die Hände behutsam vor sich auf dem Schreibtisch. »Ihr redet oft genug davon, Stein, und sosehr ich mir dies wünsche, Worte allein sind mir kein rechter Trost. Ich könnte ebenso Versprechungen machen, aber Ihr erwartet sichtbare Ergebnisse.«
Stein fuchtelte mit seinem Messer. »Wie ich Euch bereits erklärte, beabsichtigt der Kaiser, der Magie nachhaltig ein Ende zu machen, damit Männer mit Visionen die Welt in ein neues Zeitalter führen können. Und Ihr werdet daran teilhaben. Die Zeit der Magie ist abgelaufen, sie liegt in den letzten Zügen.«
»Dasselbe gilt für den Herrscher, aber noch ist er nicht tot.«
Stein ging wieder daran, seine Fingernägel zu reinigen, denen er übertriebene Aufmerksamkeit schenkte. Daltons Zweifel schienen ihn nicht weiter zu beunruhigen, und er fuhr fort, sie zu zerstreuen: »Dann werdet Ihr mit Freude hören, dass der Bär der Magie im Gegensatz zu Eurem Herrscher keine Reißer mehr besitzt – er ist zahnlos. Diese Waffe muss man nicht mehr fürchten.«
Stein hob eine Ecke seines aus menschlichen Kopfhäuten genähten Umhangs an. »Wer über Fähigkeiten der Magie verfügt, wird seinen Beitrag zu meiner Sammlung leisten. Ich nehme ihnen die Skalps bei lebendigem Leib, müsst Ihr wissen. Es macht mir Spaß, beim Herunterschneiden ihrem Geschrei zu lauschen.«
Die Prahlereien des Mannes und seine Versuche zu schockieren ließen Dalton unbeeindruckt, trotzdem hätte er gerne gewusst, was Stein meinte, als er auf das Ende der Magie anspielte. Seit Franca von ihrer Gabe keinen Gebrauch mehr machen konnte, wusste er, dass etwas im Gange war, nur wusste er weder, was das war, noch – viel wichtiger –, in welchem Umfang sie beeinträchtigt war. Er hatte keine Ahnung, ob Stein schlicht die Wahrheit sagte oder ob er eine aus Unwissenheit geborene Version von Wunschdenken, überlagert von Aberglauben aus der Alten Welt, zum Besten gab.
Wie auch immer, es war Zeit zu handeln. Sie konnten schlecht alles so weiterlaufen lassen wie bisher. Wie weit sie in der Zurschaustellung ihrer Ablehnung gegen den Zusammenschluss mit Lord Rahl zu gehen wagten, das war das Problem, dem Dalton sich gegenübersah. Sie mussten Stellung beziehen, um den Menschen ein Nein zu Lord Rahl zu entlocken, doch war eine schwache Stellung ebenso schlecht wie gar keine. Andererseits war es viel zu gefährlich, durch das Gitter zu greifen und dem Bär die Nase herumzudrehen, solange er noch Zähne und Krallen besaß.
Dalton fragte sich, ob er Stein zu etwas mehr Entgegenkommen zwingen konnte. »Das klingt, als hätten wir ein ernst zu nehmendes Problem.«
Stein sah auf. »Wieso?«
Dalton breitete in einer Geste gespielter Verwirrung die Hände aus. »Wenn Magie als Waffe nicht mehr taugt, dann sind die Dominie Dirtch, in die wir alle so viel Vertrauen gesetzt haben, nutzlos und alle unsere Pläne zum Scheitern verurteilt. Ich würde das durchaus als ernst zu nehmendes Problem bezeichnen.«
Stein nahm seine Füße von Daltons Schreibtisch und schob das Messer in seine Scheide zurück. Einen Ellenbogen auf den Schreibtisch gestützt, beugte er sich vor.
»Kein Grund zur Sorge. Seht, die Sache ist die: Der Kaiser hat nach wie vor die Kontrolle über seine Schwestern der Finsternis, deren Magie arbeitet für ihn. Ihren Berichten zufolge gab es jedoch einen Zwischenfall. Soweit ich weiß, ist irgend etwas mit der Magie schief gegangen, wodurch die Kraft derer auf Seiten Lord Rahls versiegt ist.
Jagang hat erfahren, dass Lord Rahl nicht mehr von Magie unterstützt wird. Seine Magie wird versiegen, der Mann ist unseren Klingen hilflos ausgeliefert – oder wird es zumindest sehr bald sein.«
Dalton war jetzt ganz bei der Sache. Wenn es stimmte, änderte das alles. Es würde bedeuten, dass er all
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