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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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goldenen Ring in ihrer Unterlippe – das Kennzeichen der Sklaven Jagangs. »Er kann mit uns machen, was immer ihm beliebt.«
    »Er hat dich angelogen, Alessandra. Er hat gesagt, er werde das nicht tun, wenn du dich um mich kümmerst. Das war gelogen. Einem Lügner kann man nicht trauen. Nicht, wenn es um deine Zukunft, um dein Leben geht. Das war auch mein Fehler, nur würde ich keinem Lügner eine zweite Chance geben, mir so etwas anzutun. Wenn er in diesem Punkt gelogen hat, worüber mag er dann noch gelogen haben?«
    »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Nun, dass ihr nie entkommen könnt, weil er sich immer noch in eurem Verstand befindet. Das tut er nicht, Alessandra. Genauso wenig, wie er in meinen Verstand eindringen kann, kann er zur Zeit in deinen eindringen. Wenn die Chimären verbannt sind, ja, aber nicht jetzt.
    Sobald du Richard Ergebenheit schwörst, wirst du selbst dann geschützt sein, wenn die Chimären vertrieben sind. Du kannst von hier fortgehen, Alessandra. Wir können unsere grausame Pflicht bei jenen Schwestern erfüllen, die gelogen und sich entschieden haben, bei einem anderen Lügner zu bleiben, und anschließend fliehen.«
    Schwester Alessandras Stimme war so ungerührt wie ihr Gesicht. »Ihr vergesst, Prälatin, ich bin eine Schwester der Finsternis, die dem Hüter die Treue geschworen hat.«
    »Als Gegenleistung für was, Alessandra? Was hat dir der Hüter der Unterwelt versprochen? Was hat er dir geboten, das besser ist als eine Ewigkeit im Licht?«
    »Unsterblichkeit.«
    Ann saß da und musterte den durch nichts zu erschütternden Blick der Frau. Draußen gingen Männer, von denen einige diese wehrlose, fünfhundert Jahre alte Schwester der Finsternis missbraucht hatten, weiter johlend ihren nächtlichen Vergnügungen nach. Gerüche, angenehme wie widerwärtige, wehten durch das Zelt: brutzelnder Knoblauch, Pferdemist, schmorendes Fleisch, verbranntes Fell, der süßliche Geruch eines Birkenstammes in einem nahen Feuer, alter Schweiß.
    Auch Ann hielt dem Blick stand.
    »Alessandra, der Hüter belügt dich.«
    Gefühl kehrte in die Augen der Schwester zurück.
    Sie stand auf und schüttete die beinahe volle Schale mit Suppe draußen vor dem Zelt auf die Erde.
    Schwester Alessandra, einen Fuß draußen, den anderen noch im Zelt, drehte sich noch einmal um.
    »Von mir aus könnt Ihr verhungern, alte Frau. Lieber gehe ich wieder in die Zelte, als mir Eure Lästerreden anzuhören.«
    In der hoffnungslos einsamen Stille, gequält an Leib und Seele, betete Ann zum Schöpfer und bat ihn, er möge Schwester Alessandra eine Chance geben, ins Licht zurückzukehren. Sie betete auch für die Schwestern des Lichts, die jetzt ebenso verloren waren wie die Schwestern der Finsternis.
    Von ihrem Platz aus, auf dem sie angekettet und allein in ihrem Zelt hockte, schien es, als wäre die Welt verrückt geworden.
    »Gütiger Schöpfer, was hast Du nur getan?«, weinte Ann. »Ist das ebenfalls nichts als Lüge?«

58. Kapitel
    Dalton eilte gehetzt an die Ehrentafel und lächelte Teresa zu. Sie machte einen einsamen und verlorenen Eindruck, doch trotz seiner Verspätung wirkte sie eher erleichtert, ihn zu sehen. In letzter Zeit sah er sie viel zu selten, aber daran war nichts zu ändern. Zum Glück hatte sie Verständnis dafür.
    Dalton gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er sich auf seinen Platz setzte.
    Der Minister nahm ihn lediglich mit einem flüchtigen Seitenblick zur Kenntnis. Er war soeben damit beschäftigt, mit einer Frau an einer Tafel auf der rechten Seite des Speisesaales lüsterne Blicke zu tauschen. Es hatte den Anschein, als machte sie anzügliche Gesten mit einer Roulade. Der Minister schmunzelte.
    Statt sich von Bertrands sexuellen Vorlieben abstoßen zu lassen, fühlten sich weit mehr Frauen gerade ihretwegen zu ihm hingezogen, auch wenn sie gar nicht die Absicht hatten, dieser Verlockung nachzugeben. Es schien eine Laune weiblicher Denkart zu sein, dass gewisse Frauen sich von greifbaren Beweisen sexueller Kraft unwiderstehlich angezogen fühlten, wie ungehörig diese auch sein mochten; ein in den Eingeweiden spürbares leichtes Ziehen von Gefährlichkeit, ebenso verlockend wie verboten. Je mehr gewisse Männer den Schurken herauskehrten, desto inbrünstiger die schmachtenden Seufzer vieler Frauen.
    »Hoffentlich hast du dich nicht allzu sehr gelangweilt«, meinte Dalton leise zu Teresa und hielt einen Augenblick inne, um die Glut ihrer pflichtgetreuen Zuneigung zu würdigen.
    Von dem

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