Die Seele des Feuers - 10
Richard, dass es kein Unfall war.
Die Chimären waren mitten unter ihnen.
Nicht weit entfernt fingen die Kleider eines Mannes Feuer. Die Menge bekam einen gewaltigen Schrecken und schrie vor Angst, Lord Rahl könnte Magie gegen sie einsetzen.
Es war beängstigend und widerwärtig zugleich, mit ansehen zu müssen, wie das Mädchen und der Mann wild um sich schlugen, während knisternde Flammen an ihrer Kleidung hinaufschossen und das zischende Feuer um sich griff, als hätte man die beiden in Pech getaucht, als wären die Flammen ein lebendiges Wesen.
Die Menge stob panikartig auseinander, Jung und Alt zu Boden stoßend. Eltern versuchten das brennende Mädchen mit einem Hemd zu bedecken, um das Feuer zu ersticken, doch das ging ebenfalls in Flammen auf und gab der Feuersbrunst zusätzlich Nahrung. Der brennende Mann brach auf dem Boden zusammen. Er war kaum mehr als eine dunkle Strichfigur inmitten gleißend heller, gelborange lodernder Flammen.
Als könnten die Guten Seelen selbst es nicht länger mit ansehen, öffneten sich die Tore des Himmels zu einem Platzregen. Das Prasseln des auf den trockenen Erdboden trommelnden Regens übertönte das Brüllen des Feuers und die Rufe und Schreie der Menschen. Dunkelheit senkte sich herab, als die Kerzen im Regen erloschen. Zwei Feuer brannten noch immer auf dem Platz: das Mädchen und der Mann. Die Chimären tanzten wie flüssiges Licht über ihr Fleisch. Den beiden verlorenen Seelen war nicht mehr zu helfen.
Wenn Richard nichts unternahm, waren alle rettungslos verloren: Die Chimären würden die Welt des Lebendigen verschlingen. Doch Kahlan zog Richard fort; und es erforderte keine große Mühe. Durch Dunkelheit und Regen liefen sie zurück und sammelten ihre Pferde und die übrigen Männer ein. Richard brachte sie, sein Pferd bei den Zügeln führend, zu einer Nebenstraße quer durch Fairfield.
»Die Berichte waren korrekt«, meinte er, sich zu Kahlan hinüberbeugend. »Diese Menschen wurden offensichtlich gegen uns aufgehetzt.«
»Zum Glück sind es nur noch wenige Tage bis zur Abstimmung«, gab Kahlan durch den Lärm des Regens zurück. »Vielleicht verlieren wir hier ein paar Stimmen, dafür haben wir aber wenigstens im restlichen Anderith noch eine Chance.«
Während sie ihre Pferde durch den Regen führten, wechselte Richard die Zügel in die andere Hand und legte Kahlan einen Arm um die Schultern. »Am Ende wird die Wahrheit siegen.«
Kahlan antwortete nicht.
»Die Chimären sind das Wichtigste«, meinte Du Chaillu. Sie wirkte sowohl betrübt als auch verängstigt. »Was immer sonst geschieht, man muss den Chimären Einhalt gebieten. Ich will kein zweites Mal durch sie sterben. Ich will nicht, dass unser Kind durch sie stirbt.
Was immer hier geschieht, dies ist nur ein Ort. Die Chimären aber sind überall. Ich will mein Kind nicht in eine Welt hineingebären, in der Chimären ihr Unwesen treiben. Wenn man sie nicht aufhält, wird es keinen sicheren Ort mehr geben. Darin liegt deine wahre Aufgabe, Caharin .«
»Der Minister und der Herrscher haben sich für die Gegenseite entschieden«, sagte Kahlan. »Vielleicht sind sie nicht mehr daran interessiert, uns die Benutzung ihrer Bibliothek weiter zu gestatten.«
»Wir werden sie benutzen«, erwiderte Richard, »so oder so.«
Er führte sie eine parallel zur Hauptstraße verlaufende Straße hinunter, eine Straße, die unmittelbar nach Verlassen der Stadt herumschwenkte und in die zum Anwesen führende Hauptstraße mündete. Auf dieser Straße, näher beim Anwesen, standen auch ihre Truppen.
Richard sah, dass Kahlan ein Stück entfernt etwas entdeckt hatte. Er folgte ihrem Blick durch Regen und Dunkelheit bis zu einem kleinen Schild, das im Schein einer Lampe aus dem darunter liegenden Fenster zu erkennen war.
Auf dem Schild wurden Kräuter und die Dienste einer Kräuterfrau angeboten.
Du Chaillus Leibesumfang war gewaltig. Richard vermutete, dass die Geburt ihres Kindes nicht mehr lange auf sich warten lassen würde – ob sie es nun in eine solche Welt hineingebären wollte oder nicht.
61. Kapitel
Es war ein langer Tag gewesen, dessen letzte Stunde sie damit verbrachten, sich mühsam durch den alles durchnässenden Platzregen zu jener Stelle zu schleppen, wo ihre verbliebenen Truppen stationiert waren. Gut die Hälfte von ihnen war nach ganz Anderith ausgesandt worden, um die bevorstehende Abstimmung zu überwachen. Du Chaillu fühlte sich krank und war nicht in der Verfassung zu reiten; es war ein
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