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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Tisches und dem Schlagen der Zeltwände – erkannte er den Gegenstand im Schnabel des Raben nicht sofort.
    Der Rabe legte ihn auf den Tisch.
    Der tiefschwarze Vogel, von dessen glänzend schwarzem Gefieder das Wasser perlte und mit dem die Nacht selbst in ihr Zelt gedrungen zu sein schien, wirkte erschöpft. Wie er ausgestreckt mit offenen Flügeln auf dem Tisch lag, hatte Richard den Eindruck, er sei nicht ganz gesund – vielleicht hatte er sich verletzt.
    Richard wusste nicht, ob ein von den Chimären besessenes Wesen sich überhaupt verletzen konnte. Er musste an das blutende Huhn, das keines war, denken. Dann sah er den Blutfleck auf dem Tisch.
    Wann immer die im Huhn verborgene Chimäre in der Nähe gewesen war, hatten sich Richards Nackenhaare gesträubt, auch wenn er sie gar nicht sehen konnte. Doch auf diesen Raben, der keiner war, und der unmittelbar vor ihm auf dem Tisch hockte, reagierte er nicht so.
    Der Rabe legte den Kopf auf die Seite und blickte Richard in die Augen. Noch nie war Richard so eindringlich angesehen worden. Der Vogel tippte mit seinem Schnabel auf den Gegenstand, den er auf den Tisch gelegt hatte.
    Captain Meiffert sprang auf und nahm Maß mit seinem Schwert. Im selben Augenblick riss Richard die Arme hoch und brüllte: »Nicht!«
    Als das Schwert herabfuhr, stürzte sich der Rabe vom Tisch auf den Boden und rannte zwischen den Beinen des Captains hindurch. Unmittelbar hinter dem Mann stieg er auf und war verschwunden.
    »Tut mir Leid«, meinte der Captain. »Ich dachte – ich dachte, er wollte Euch mit Magie attackieren, Lord Rahl. Ich dachte, er sei ein Wesen Schwarzer Magie, das gekommen ist, um Euch anzugreifen.«
    Richard atmete tief aus und gab dem Mann mit einer Geste zu verstehen, dass er ihm verzieh; er hatte schließlich nur versucht, ihn zu beschützen.
    »Er war nicht böse«, meinte Du Chaillu ruhig, als sie und Kahlan näher traten.
    Richard sank auf seinen Schemel zurück. »Nein, das war er wohl nicht.«
    Kahlan und Du Chaillu standen hinter ihm und sahen ihn an.
    »Welches Omen hat dir der Bote der Seelen überbracht?« wollte die Seelenfrau wissen.
    »Ich glaube kaum, dass er aus der Welt der Seelen stammte«, erwiderte Richard.
    Er nahm den kleinen schwarzen Gegenstand in die Hand. Im trüben Licht erkannte er plötzlich, was es war. Ungläubig starrte er darauf.
    Es sah genauso aus wie jenes, das Schwester Verna früher stets bei sich getragen hatte. Zahllose Male hatte sie es benutzt.
    »Es ist ein Reisebuch.«
    Er schlug den Einband auf.
    »Das muss Hoch-D’Haran sein«, meinte Kahlan angesichts der eigenartigen Schrift.
    »Gütige Seelen«, meinte Richard leise, als er die einzigen beiden Worte auf der allerersten Seite las.
    »Was ist?«, wollte Kahlan wissen.
    » Fuer Berglendursch. Du hast Recht. Es ist Hoch-D’Haran.«
    »Weißt du, was es bedeutet?«
    »Hier steht: ›Der Berg‹.« Richard drehte sich um und sah im flackernden Schein der Kerze zu ihr hoch. »Das war Joseph Anders Spitzname. Dies ist das Reisebuch von Joseph Ander. Das andere, das zerstört wurde, sein Gegenstück, hieß Des Berges Zwilling .«

62. Kapitel
    Lächelnd stand Dalton vor einem achteckigen Tisch aus kostbarem Walnussholz im Reliquiar des Büros für Kulturelle Zusammenarbeit, an dessen vier Wänden Gegenstände ausgestellt waren, die ehemaligen Direktoren gehört hatten: Amtsroben; kleine Werkzeuge und Utensilien ihres Berufes, wie Schreibfedern, wundervoll geschnitzte Tintenlöscher und Handschriften. Dalton war damit beschäftigt, Schriften jüngeren Datums durchzusehen: Berichte, die er von den Direktoren angefordert hatte.
    Falls die Direktoren zwiespältige Gefühle deswegen hegten, so behielten sie diese für sich. Nach außen hin stürzten sie sich geradezu auf die Aufgabe, den neuen Herrscher zu unterstützen. Man hatte ihnen zu verstehen gegeben, ihre nackte Existenz hänge derzeit nicht nur von ihrer Loyalität, sondern auch von der Begeisterung ab, mit der sie dieser aufopferungsvollen Verehrung nachgingen.
    Dalton las gerade das Manuskript der Ansprachen durch, die sie halten sollten, als er sich von den durch das auf den städtischen Platz hinausgehende Fenster hereinkommenden Rufen belästigt fühlte. Dem Geräusch nach handelte es sich um einen aufgebrachten Mob. Nach den lauten Anfeuerungsrufen der Menge zu urteilen, hielt vermutlich gerade jemand eine Schmährede gegen Lord Rahl und die Mutter Konfessor.
    Dem Beispiel bekannter Persönlichkeiten wie den

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