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Die Seele des Feuers - 10

Die Seele des Feuers - 10

Titel: Die Seele des Feuers - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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selbstgefällige Lächeln sich auf Dauer in ihr Gesicht geätzt hatte.
    Ein goldener Ring durchbohrte ihre Unterlippe.
    »Und wer, bitte, seid Ihr?«, fragte er.
    »Schwester Penthea. Ich bin gekommen, um meine Fähigkeiten in den Dienst Seiner Exzellenz, Kaiser Jagangs, zu stellen.«
    Ihr aalglatter Redefluss war von kristallklarer Frostigkeit durchsetzt.
    Dalton neigte seinen Kopf. »Dalton Campbell, Minister für Kultur. Vielen Dank, dass Ihr gekommen seid, Schwester Penthea. Wir wissen das Geschenk Eurer einzigartigen Hilfe überaus zu schätzen.«
    Sie war geschickt worden, um ihre Fähigkeiten in Dalton Campbells Dienst zu stellen, er besann sich jedoch eines Besseren und verzichtete darauf, sie allzu deutlich darauf hinzuweisen. Dalton musste sie nicht daran erinnern, dass sie es war, die einen Ring durch ihre Lippe trug; das war für beide offenkundig.
    Auf das Geräusch der Schreie blickte Dalton durch das Zimmer und zum Fenster hinaus, im Glauben, es müssten die Eltern oder Familienangehörige sein, die gekommen waren, um den Schauplatz der grässlichen Todesfälle in Augenschein zu nehmen. Den ganzen Vormittag über waren Menschen gekommen und hatten Blumen oder andere Opfergaben am Schauplatz der Todesfälle zurückgelassen, bis dieser einem grotesken Komposthaufen glich. Immer wieder erhoben sich angstvoll gequälte Schreie in den grauen Himmel.
    Schwester Penthea kam zur Sache. »Ich muss sehen, wen man für die Tat ausgewählt hat.«
    Dalton machte eine Handbewegung. »Rowley hier wird einer von ihnen sein.«
    Ohne ein Wort der Warnung klatschte sie ihm die flache Hand gegen die Stirn, schob die gespreizten Finger in seinen roten Schopf und packte seinen Kopf, als wollte sie ihn wie eine reife Birne herunterpflücken. Rowley verdrehte die Augen nach oben. Er begann am ganzen Körper zu zittern.
    Mit belegter Stimme murmelte die Schwester einige Worte, die für Dalton keinen Sinn ergaben. Jedes einzelne von ihnen schien gleich nach dem Entweichen in Rowleys Körper Wurzeln zu schlagen. Die Arme des jungen Mannes zuckten, sobald sie bestimmte Worte betonte.
    Mit einer letzten, in der Sprechmelodie ansteigenden Floskel versetzte sie Rowleys Kopf einen heftigen Stoß. Einen leisen Schrei ausstoßend, sackte Rowley in sich zusammen, als hätten seine Knochen sich aufgelöst.
    Kurz darauf setzte er sich auf und schüttelte den Kopf. Ein Lächeln verriet Dalton, dass es ihm ausgezeichnet ging. Er bürstete seine dunkelbraunen Hosen sauber, erhob sich und sah trotz seiner soeben gewonnenen tödlichen Gefährlichkeit nicht anders aus als zuvor.
    »Und die anderen?«, fragte sie.
    Dalton machte eine abwehrende Handbewegung. »Rowley wird Euch zu ihnen bringen.«
    Sie verneigte sich kaum merklich. »Dann guten Tag, Minister. Ich werde mich augenblicklich darum kümmern. Der Kaiser bat mich außerdem, Euch mitzuteilen, welche Freude es ist, behilflich sein zu können. Ob durch Magie oder Muskelkraft, das Schicksal der Mutter Konfessor ist von nun an besiegelt.«
    Sie machte kehrt und rauschte mit Rowley im Schlepptau davon. Dalton konnte nicht behaupten, es tue ihm Leid, sie gehen zu sehen.
    Bevor er sich ernsthaft in seine Berichte vertiefen konnte, vernahm er abermals Jubel. Als er den Kopf hob, um aus dem Fenster zu sehen, bot sich ihm ein unerwarteter Anblick. Jemand wurde, gefolgt von einem Mob, auf den Platz gezerrt, während die bereits auf dem Platz stehende Menge sich teilte und den neu Hinzukommenden zujubelte, von denen einige Holzbretter, Äste und Strohbündel heranschleppten.
    Dalton trat ganz nah ans Fenster, stützte sich mit beiden Armen auf dem Fensterbrett ab und blickte neugierig hinunter auf das Schauspiel. Es war Serin Rajak, an der Spitze von ein paar hundert seiner Anhänger, alle in weiße Gewänder gekleidet.
    Als er sah, wen sie bei sich hatten, wen sie auf den Platz zerrten, wer dort unten schrie, entfuhr Dalton ein lautes Stöhnen.
    Klopfenden Herzens starrte er aus dem Fenster und überlegte, was er tun konnte. Er hatte Gardisten in seiner Begleitung, echte Gardisten, keine Soldaten der anderischen Armee, allerdings nur zwei Dutzend Mann. Noch während ihm der Gedanke durch den Kopf ging, wurde ihm dessen Aussichtslosigkeit bewusst. Sie waren zwar bewaffnet, trotzdem hätten sie gegen die eintausend auf dem Platz nicht die geringste Chance. Dalton war nicht so unklug, sich vor einer gewaltbereiten Menschenmenge aufzupflanzen – damit lenkte man bestenfalls die Gewalt auf

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