Die Seele des Feuers - 10
eigentlich wissen, Dalton. Schließlich habt Ihr ihn zu dem gemacht, was er ist: den Berater des Schöpfers in dieser Welt. Eure Gemahlin verhält sich nur wie eine treu ergebene Untertanin.« Sie lachte amüsiert. »Überaus treu ergeben, nach allem, was ich mitgehört habe. Nun, man müsste schon ganz Frau sein, wenn man es mit ihr aufnehmen wollte.«
Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss aufs Ohr. »Aber versuchen würde ich es gerne, Dalton, mein Schatz.« Sie richtete sich auf und sah ihm in die Augen. »Du hast mich schon immer fasziniert. Du bist der verschlagenste, gefährlichste Mann, den ich je kennen gelernt habe, dabei sind mir schon einige Prachtexemplare über den Weg gelaufen.«
In der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Wenn du es erst einmal akzeptiert hast, wirst du feststellen, dass es vollkommen bedeutungslos ist, Dalton. Du wirst schon sehen.
Und ist das Gelübde erst gebrochen, werde ich dann wie bereits angedeutet die Erste sein, an die du dich wendest? Vergiss nicht, du hast es mir versprochen.«
Dalton stand allein in seinem Büro, während seine Gedanken rasten und er überlegte, was er tun sollte.
Kahlan stützte die Arme auf seine Schultern, beugte sich vor und legte ihre Wange an sein Ohr. Es war ein warmes und ermutigendes Gefühl, obwohl es ihn unnötig ablenkte.
»Wie kommst du voran?«
Richard räkelte sich gähnend. Wo sollte er anfangen?
»Dieser Mann hatte einen ausgeprägten Hang zu ungewöhnlichen
Ansichten.«
»Wie meinst du das?«
»Ich muss noch eine Menge übersetzen, aber allmählich kann ich mir ein
Bild von den Geschehnissen damals machen.« Richard rieb sich die Augen. »Der Mann wird hierher entsandt, um die Chimären zu vertreiben. Sofort macht er sich an die Untersuchung des Problems und sieht eine einfache Lösung. Die Zauberer in der Burg halten sie für erleuchtet und genial, was sie ihm auch sagen.«
»Darauf war er sicherlich sehr stolz«, sagte sie, unverkennbar genau das Gegenteil meinend.
Er verstand ihren sarkastischen Unterton und teilte ihre Einschätzung. »Du hast Recht, nicht Joseph Ander. Er lässt sich hier nicht darüber aus, aber nach dem, was ich zuvor gelesen habe, weiß ich, wie er denkt. Joseph Ander wäre niemals stolz gewesen, etwas zu begreifen, sondern hätte Verachtung für all jene empfunden, die dazu nicht fähig waren.«
»Also gut«, meinte sie, »er hatte also die Lösung. Und weiter?«
»Man trug ihm auf, sich umgehend der Sache anzunehmen. Offenbar hatte man damals ähnliche Schwierigkeiten mit den Chimären wie wir und wollte, dass der Bedrohung unverzüglich ein Ende gemacht wurde. Er beklagt sich, wenn sie schon so vernünftig seien, ihn mit der Angelegenheit zu beauftragen, dann sollten sie auch aufhören, ihm Vorschriften zu machen.«
»Nicht gerade geschickt, so mit den Vorgesetzten in der Burg umzuspringen.«
»Der Grund, dass man ihn beschwor, den Chimären Einhalt zu gebieten, war, dass immer mehr Menschen ohne ersichtlichen Grund starben. Offenbar kannte man ihn dort gut genug, um zu wissen, dass man ihm besser nicht drohte, jedenfalls nicht, solange man sich um andere Aspekte des Krieges zu kümmern hatte. Also trug man ihm auf, sich nach bestmöglicher Einschätzung der Lage zu entscheiden, nur sollte er sich bitte mit der Lösung beeilen, damit die Menschen endlich vor der Bedrohung sicher wären.
Diese Mitteilung erfreute ihn schon weitaus mehr, trotzdem nahm er sie zum Anlass, den Zauberern in der Burg Vorträge zu halten.«
»Worüber?«
Richard fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Es war ein frustrierendes Unterfangen, in Worte kleiden zu wollen, was Joseph Ander im Sinn gehabt hatte.
»In diesem Buch muss noch eine Menge übersetzt werden, es geht nur langsam voran. Trotzdem glaube ich nicht, dass es uns verraten wird, wie man die Chimären vertreibt. Es entspricht einfach nicht Joseph Anders Denkweise, so etwas niederzuschreiben.«
Kahlan richtete sich auf und drehte sich mit dem Rücken zum Tisch, um ihm ins Gesicht sehen zu können.
Sie verschränkte die Arme. »Also schön, Richard. Ich kenne dich besser. Was verheimlichst du mir?«
Richard stand auf, kehrte ihr den Rücken zu und presste die Fingerspitzen an die Schläfen.
»Warum vertraust du mir nicht, Richard?«
Er drehte sich zu ihr um und ergriff ihre Hand. »Nein, nein, das ist es nicht … Es ist nur – bei einigen seiner Bemerkungen weiß ich einfach nicht, wo die Wahrheit aufhört und wo Joseph Anders Wahn beginnt.
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