Die Seele des Feuers - 10
in der Burg gegenüber Ander auch behauptet – dass er ein entscheidendes Element, das von Natur aus unbeherrschbar ist, nicht beherrschen und umformen könne. Das verriet Richard Kahlan jedoch nicht. Sie war nicht darauf vorbereitet, Magie auf diese Weise zu betrachten.
Genauso wenig wie die anderen Zauberer.
Joseph Ander war alles andere als erfreut gewesen, dass man seine Ideen so rundweg ablehnte, daher auch sein endgültiger Abschied.
Kahlan schlang ihm die Arme um den Hals. »Tut mir Leid. Ich weiß, du hast dein Möglichstes getan. Nur werde ich langsam nervös. Das Ergebnis der Abstimmung müsste bald eintreffen.«
Richard legte ihr die Hände um die Taille. »Eines Tages, Kahlan, werden die Menschen die Wahrheit erkennen. Sie haben gar keine andere Wahl.«
Ihr Blick war leer. »Richard«, meinte sie leise, »liebst du mich, jetzt gleich?«
»Hier? Jetzt sofort?«
»Wir können den Zelteingang zubinden. Es kommt ohnehin niemand herein, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.« Sie lächelte. »Ich verspreche dir, ganz leise zu sein und dich nicht in eine peinliche Situation zu bringen.« Sie hob sein Kinn mit einem Finger an. »Ich verspreche, nicht einmal deiner anderen Frau davon zu erzählen.«
Richard lächelte verhalten, dann entgegnete er: »Das können wir nicht tun, Kahlan.«
»Also, ich könnte schon. Und ich wette, ich könnte dich sogar so weit bringen, dass du es dir anders überlegst.«
Richard nahm den kleinen schwarzen Stein an ihrer Halskette in die Hand. »Die Magie ist versiegt, Kahlan. Das hier wird nicht wirken.«
»Ich weiß. Deswegen will ich es ja gerade.« Sie packte sein Hemd. »Es ist mir egal, Richard. Dann zeugen wir eben ein Kind. Was macht das schon?«
»Das weißt du ganz genau.«
»Wäre das wirklich so schlimm, Richard? Wirklich?« Ihre grünen Augen füllten sich mit Tränen. »Wäre es wirklich so schlimm, wenn wir beide ein Kind zeugten?«
»Nein, nein. Natürlich nicht, Kahlan. Das ist nicht der Grund. Du weißt, ich will es auch. Aber im Augenblick können wir es nicht. Wir können es uns nicht leisten, in jedem Schatten Shota lauern zu sehen, die nur darauf wartet, ihr Versprechen wahr zu machen. Wir dürfen uns nicht von unserer Pflicht ablenken lassen.«
»Von unserer Pflicht. Und was ist mit uns? Mit unseren Wünschen?«
Richard wandte sich ab. »Willst du ein Kind in diese Welt voller Wahnsinn setzen? Des Wahnsinns der Chimären und eines grauenvollen Krieges, der uns zunehmend bedroht?«
»Und wenn ich ›ja‹ sage?«
Er drehte sich wieder zu ihr um und lächelte, denn er sah ein, dass er sie nur verwirrte. Du Chaillus Schwangerschaft hatte Kahlan womöglich auf den Gedanken gebracht, selbst ein Kind zu wollen.
»Wenn du es willst, Kahlan, dann will ich es auch. Einverstanden? Wir werden es tun, wann immer du willst, und um Shota werde ich mich kümmern. In der Zwischenzeit aber … sollten wir da nicht abwarten, bis wir wissen, ob es überhaupt eine Welt des Lebendigen – oder gar eine Welt in Freiheit – geben wird, in die wir unser Kind hineingebären?«
Endlich lächelte sie. »Natürlich. Du hast Recht, Richard. Schätze, es ist einfach mit mir durchgegangen. Wir müssen uns um die Chimären kümmern, um die Imperiale Ordnung…«
Richard nahm sie in die Arme und wollte sie trösten, als draußen vor dem Zelt Captain Meiffert rief. »Siehst du?«, meinte er leise zu ihr. Sie lächelte.
»Ja, Captain, kommt herein.«
Der Mann trat widerstrebend ein. Er vermied es, Richard in die Augen zu sehen.
»Was gibt’s, Captain?«
»Ah, Lord Rahl, Mutter Konfessor … die Abstimmung in Fairfield ist ausgezählt. Einige unserer Männer sind mit Ergebnissen zurückgekehrt. Allerdings nicht alle«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Es werden noch weitere erwartet. Es wird noch einige Tage dauern, bis alle wieder zurück sind.«
»Und wie lautet nun das Ergebnis, Captain?«
Der Mann überreichte ein Stück Papier. Richard las es, doch es dauerte einen Augenblick, bis der Inhalt zu ihm durchdrang.
»Sieben von zehn gegen uns«, entfuhr es ihm leise.
Kahlan nahm ihm das Blatt Papier vorsichtig aus der Hand und betrachtete es. Sie legte es wortlos auf den Tisch.
»Also gut«, sagte er, »wir wissen, dass sie überall in der Stadt Lügen erzählt haben. Dann werden wir eben davon ausgehen müssen, dass es sich auf dem Land anders verhält.«
»Richard«, meinte Kahlan leise, »sie werden auf dem Land dieselben Lügen erzählt haben.«
»Aber wir
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