Die Seele des Feuers - 10
Die Entscheidung wird nicht leichtfallen.«
Des weiteren hatten die Botschafter berichtet, Lord Rahl sei ein offenkundig unbescholtener Mann von großer innerer Überzeugung, ein Mann, der sich dem Frieden und der Freiheit für all jene verschrieben habe, die sich ihm angeschlossen hatten.
Zudem sei er ein Mann, der ihre Kapitulation vor dem zunehmend größer werdenden d’Haranischen Reich verlange, und zwar sofort.
Solche Männer neigten zur Unvernunft. Ein solcher Mann konnte endlosen Ärger bedeuten.
Dalton zog ein Hemd heraus und zeigte es Teresa. Sie war einverstanden und nickte. Er entkleidete sich bis zur Hüfte und schob seine Arme, den Geruch von Sauberkeit genießend, in das frische, reine Hemd.
»Stein überbringt uns Kaiser Jagangs Angebot über einen Platz in seiner neuen Weltordnung. Wir werden uns anhören, was er zu berichten hat.«
Wenn Stein ein Anzeichen war, dann verstand sich die Imperiale Ordnung auf die Feinheiten der Macht. Allen Anzeichen aus Aydindril zum Trotz war man dort bereit, eine Reihe von Punkten zur Diskussion zu stellen, die Dalton und dem Minister wichtig waren.
»Und die Direktoren? Was haben sie zu unserem Schicksal anzumerken?«
Dalton äußerte seine Unzufriedenheit mit einem Brummen.
»Die Zahl der Direktoren, die sich den alten Sitten verpflichtet fühlen, der sogenannten Freiheit der Völker der Midlands, schrumpft zusehends. Die Stimmen jener Direktoren, die darauf bestehen, daß wir beim Rest der Midlands bleiben – und uns Lord Rahl anschließen –, werden immer seltener. Die Menschen sind es leid, sich ihre überholten Ansichten und wenig inspirierten Lehren anzuhören.«
Teresa legte ihre Bürste fort. Sie runzelte besorgt die Stirn. »Wird es zum Krieg kommen, Dalton? Auf wessen Seite werden wir kämpfen? Werden wir in einen Krieg hineingezogen werden?«
Dalton legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Der Krieg wird zu einem langen, blutigen Kampf ausarten. Ich habe nicht die Absicht, mich oder unser Volk da hineinziehen zu lassen. Ich werde tun, was ich muß, um Anderith zu schützen.«
Vieles hing davon ab, welche Seite die Oberhand behielt. Es erschien wenig sinnvoll, sich auf die Seite der Verlierer zu schlagen.
»Wenn es sein muß, können wir die Dominie Dirtch einsetzen. Keine Armee, weder die Lord Rahls noch die des Kaisers Jagang, ist imstande, einer solchen Waffe standzuhalten. Bevor es dazu kommt, wäre es jedoch das beste, sich jener Seite anzuschließen, die die besten Bedingungen und Erfolgsaussichten bietet.«
Sie ergriff seine Hand. »Aber dieser Lord Rahl ist ein Zauberer. Du hast selbst gesagt, er besitzt die Gabe. Niemand vermag zu sagen, wie sich ein Zauberer verhalten wird.«
»Das könnte ein Grund sein, sich auf seine Seite zu schlagen. Andererseits hat die Imperiale Ordnung geschworen, die Magie auszumerzen. Vielleicht verfügen sie über Möglichkeiten, seinen Fähigkeiten entgegenzuwirken.«
»Aber wenn dieser Lord Rahl ein Zauberer ist, wäre dies eine schreckliche Magie – genau wie die Dominie Dirtch. Wenn wir uns ihm nicht ergeben, entfesselt er womöglich seine Kraft gegen uns.«
Er tätschelte ihre Hand und ging daran, sich weiter anzuziehen. »Sei unbesorgt, Tess. Ich werde dafür sorgen, daß Anderith nicht in Schutt und Asche fällt. Und wie gesagt, die Imperiale Ordnung behauptet, sie werde der Magie ein Ende machen. Stimmt das, dann hat ein Zauberer nichts gegen uns in der Hand. Wir werden einfach abwarten müssen, was Stein uns zu sagen hat.«
Er hatte keine Ahnung, wie die Imperiale Ordnung es schaffen wollte, der Magie ein Ende zu machen, schließlich existierte die Magie ebenso lange wie die Welt. Vielleicht meinte die Imperiale Ordnung in Wirklichkeit, sie wolle all jene eliminieren, die die Gabe besaßen. Das wäre keine neue Idee und hätte, in Daltons Überlegungen, Aussicht auf Erfolg.
Da gab es einmal jene, die bereits dafür eintraten, alle, die die Gabe besaßen, abzufackeln. Anderith hatte mehrere der radikaleren Anführer in Ketten gelegt, darunter auch Serin Rajak. Charismatisch, fanatisch und besessen wie ein tollwütiger Hund, galt Serin Rajak als unbezähmbar und gefährlich. Wenn er überhaupt noch lebte, denn er lag bereits seit Monaten in Ketten.
Rajak war der Überzeugung, die ›Hexen‹ – so nannte er die mit der Gabe – seien böse. Er verfügte über eine Reihe von Gefolgsleuten, die er vor seiner Verhaftung zu wüstem und alles zerstörendem Mob aufgewiegelt
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