Die Seele des Feuers - 10
der Partys und Festlichkeiten aus der Stadt auf das Anwesen kamen, sie wußten, was es mit dem Minister auf sich hatte, und sahen keinerlei Grund, sich hinterher zu beschweren.
Dalton wußte, einige waren nur dann zufrieden, wenn sie einen nicht näher benannten, wenngleich bedeutenden Ausgleich erhielten, irgendeine Entschädigung. In diesem Augenblick wurde es für Dalton zum Problem. Er fand eine Entschädigung für sie und tat sein Bestes, sie davon zu überzeugen, wie gerne sie diese hätten. Die meisten waren klug genug, eine solch großzügige Lösung zu akzeptieren – die meisten hatten ohnehin von Anfang an nicht mehr gewollt.
Zweifellos waren die Frauen auf dem Anwesen darüber aufgebracht, daß Claudine intrigierte, um Ärger zu machen. Viele dieser Ehefrauen hatten dem Minister beigewohnt, hatten sich von der berauschenden Atmosphäre der Macht, die diesen Mann umgab, verführen lassen. Dalton hatte allen Grund zu der Annahme, daß viele, die noch nicht im Bett des Ministers gelandet waren, dort noch zu landen beabsichtigten. Entweder war Bertrand noch nicht an sie herangekommen, oder er hatte gar nicht die Absicht. Höchstwahrscheinlich ersteres. Er neigte dazu, Männer erst dann auf sein Anwesen zu berufen, wenn er auch ihre Frauen kennengelernt hatte. Dalton mußte bereits einen durchaus fähigen Mann als Verweser ablehnen, weil Bertrand dessen Frau zu gewöhnlich fand.
Es gab nicht nur einen endlosen Strom von Frauen, die in Ohnmacht fielen, um diesem Mann zu Willen zu sein, auch er war in dieser Hinsicht unersättlich. Nichtsdestoweniger hatte er gewisse Maßstäbe. Wie viele ältere Männer hatte er eine Vorliebe für die Jugend.
Er war imstande, seiner Gier nach üppigen jungen Frauen zu frönen, ohne – wie die meisten Männer über fünfzig – die Prostituierten in der Stadt aufsuchen zu müssen. Genaugenommen mied Bertrand diese Frauen wie die Pest, denn er fürchtete sich vor ihren ansteckenden Krankheiten.
Andere Männer seines Alters, die auf anderem Wege keine jungen Frauen bekommen und ihnen auch nicht zu widerstehen vermochten, hatte keine Chance, sehr viel älter zu werden. Ebensowenig wie die jungen Frauen. Die Krankheiten forderten schnell zahlreiche Opfer.
Bertrand Chanboor konnte stets aus einer nicht abreißenden Zufuhr gesunder junger Frauen von begrenzter Erfahrung und Moral auswählen. Bereitwillig flatterten sie in die Kerzenflammen aus hohem Ansehen und beinahe unumschränkter Macht.
Dalton strich Teresa sachte mit dem Finger über die Wange. Er konnte von Glück reden, eine Frau zu haben, die seine ehrgeizigen Ziele teilte, diese im Gegensatz zu vielen anderen jedoch mit Scharfblick verfolgte.
»Ich liebe dich, Tess.«
Überrascht von seiner unvermittelten zärtlichen Geste, ergriff sie seine Hand mit beiden Händen und überschüttete sie der Länge nach mit Küssen.
Er hatte nicht die geringste Ahnung, was er im Leben vollbracht haben mochte, um sie verdient zu haben. Nichts bei ihm hatte darauf hingedeutet, daß er jemals eine so tüchtige Frau wie Teresa bekommen würde. Sie war das einzige in seinem Leben, das er nicht durch reine Willenskraft, durch das Niedermachen jedweden Widerstandes, durch die Beseitigung all dessen, was sein Ziel in Frage stellen konnte, erlangt hatte. In sie hatte er sich schlicht hilflos verliebt.
Wieso die Guten Seelen sich entschieden hatten, alles Übrige in seinem Leben zu übersehen und ihn mit diesem Leckerbissen zu belohnen, vermochte er nicht einmal ansatzweise zu erraten, doch er nahm ihn gerne an und hielt bedingungslos daran fest.
Während er in ihre schwärmerischen Augen blickte, begann Geschäftliches sich in seine lustvoll umherschweifenden Überlegungen einzuschleichen.
Er würde nicht umhinkommen, sich um Claudine zu kümmern. Sie mußte zum Schweigen gebracht werden, und zwar bevor sie Schwierigkeiten machen konnte. Dalton ging in Gedanken die Gefälligkeiten durch, die er ihr als Gegenleistung dafür bieten konnte, daß sie die Zweckmäßigkeit ihres Schweigens erkannte. Niemand, nicht einmal Lady Chanboor, verschwendete viele Gedanken auf die Tändeleien des Ministers, wenn jedoch eine Frau von Rang den Vorwurf der Vergewaltigung erhob, war dies lästig.
Es gab Direktoren, die sich an Ideale der Rechtschaffenheit klammerten. Die Führer des Ministeriums für kulturelle Zusammenarbeit hatten das Sagen, wenn es um die Frage ging, wer Herrscher wurde. Manch einer wollte, daß der nächste Herrscher ein Mann von
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