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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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vorgab. Hoffentlich verschaffte ihr diese List einige zusätzliche Tage, bevor Frava zuschlug.
    Als Shai nach einer besonderen Notiz suchte, stieß sie auf einen ihrer Fluchtpläne. Sie zögerte. Kümmere dich zuerst um das Siegel an der Tür , stand da in verschlüsselter Schrift. Zweitens musst du die Wachen zum Schweigen bringen. Drittens musst du deine Wesenspräger zurückholen, falls das möglich ist. Viertens musst du aus dem Palast fliehen. Fünftens musst du aus der Stadt fliehen .
    Sie hatte weitere Bemerkungen über jeden einzelnen Schritt niedergeschrieben. Den Gedanken an eine Flucht hatte sie nicht aufgegeben – nicht vollständig. Sie hatte gute Pläne dafür.
    Aber ihr verzweifelter Versuch, die Seele zu vollenden, beanspruchte den größten Teil ihrer Aufmerksamkeit. Noch eine Woche , sagte sie zu sich selbst. Wenn ich mir noch eine Woche Zeit nehme, bin ich fünf Tage vor dem Termin fertig. Und dann kann ich weglaufen .

TAG SECHSUNDNEUNZIG
    H e«, sagte Hurli und beugte sich nieder. » Was ist das denn?«
    Hurli war ein bulliger Greifer, der sich dümmer gab, als er in Wirklichkeit war. Dadurch gewann er oft beim Kartenspiel. Er hatte zwei Kinder – es waren Mädchen, beide weniger als fünf Jahre alt –, aber er traf sich heimlich mit einer der Wächterinnen. Tief in seinem Innern wünschte sich Hurli, er hätte Zimmermann werden können wie sein Vater. Und es hätte ihn entsetzt, wenn ihm bekannt gewesen wäre, wie viel Shai über ihn wusste.
    Er hob das Blatt Papier vom Boden auf. Der Blutsiegler war soeben gegangen. Es war der Morgen des sechsundneunzigsten Tages von Shais Gefangenschaft in diesem Raum, und sie hatte beschlossen, ihren Fluchtplan endlich in die Tat umzusetzen. Sie musste von hier verschwinden.
    Das Siegel des Kaisers war fast fertig. Es fehlte nicht mehr viel daran. Eine weitere Nacht Arbeit, und es wäre vollendet. Ihr Plan sah vor, dass sie noch eine Nacht warten musste.
    » Offenbar hat Krautfinger es fallen gelassen«, sagte Yil und kam herbei. Sie war heute Morgen die andere Wächterin im Zimmer.
    » Was ist das?«, fragte Shai vom Tisch aus.
    » Ein Brief«, antwortete Hurli mit einem Grunzen.
    Beide Wächter lasen ihn schweigend. Alle Greifer im Palast waren des Lesens und Schreibens mächtig. Dies wurde von jedem kaiserlichen Bediensteten ab dem zweiten Grad verlangt.
    Shai saß still und angespannt da, nippte an einer Tasse mit Limonentee und strengte sich an, ruhig zu atmen. Sie zwang sich zur Entspannung, auch wenn dies das Letzte war, was sie jetzt wollte. Sie kannte den Inhalt des Briefes auswendig. Schließlich hatte sie ihn geschrieben und dann heimlich hinter dem Blutsiegler fallen gelassen, als dieser vor wenigen Augenblicken aus dem Zimmer geeilt war.
    Bruder , stand in dem Brief, ich habe meine Aufgabe hier fast erfüllt, und der Reichtum, den ich erworben habe, kommt sogar jenem von Azalec nach seiner Arbeit in den Südlichen Provinzen gleich. Die Gefangene, die ich bewache, ist kaum der Mühe wert, aber wer bin ich, dass ich die Beweggründe von Menschen infrage stelle, die mir für meine Arbeit viel zu viel Geld bezahlen?
    Ich werde bald zu dir zurückkehren. Mit großem Stolz kann ich vermelden, dass meine andere Mission hier ein Erfolg war. Ich habe einige fähige Krieger gefunden und ausreichend Proben von ihnen genommen. Haare, Fingernägel und ein paar persönliche Gegenstände, die sie nicht vermissen werden. Ich bin sicher, dass wir bald unsere persönlichen Wächter besitzen werden .
    So ging es weiter; der Text bedeckte sowohl die Vorderseite als auch die Rückseite, damit es nicht verdächtig wirkte. Shai hatte den Brief mit einer Menge Gerede aus dem Palast gespickt, einschließlich solcher Geschichten, die zwar der Blutsiegler, aber nicht Shai wissen konnte.
    Shai befürchtete, der Brief könnte zu offenkundig sein. Würden die Wachen bemerken, dass es sich um eine Fälschung handelte?
    » Dieser KuNuKam«, flüsterte Yil und gebrauchte damit ein Wort aus ihrem Volk. Es ließ sich grob als Bezeichnung für einen Mann übersetzen, der statt eines Mundes einen Anus hatte. » Dieser verdammte kaiserliche KuNuKam!«
    Anscheinend glaubten sie, dass der Brief tatsächlich von ihm stammte. Bei Soldaten waren Feinheiten oft verschwendet.
    » Darf ich ihn einmal sehen?«, fragte Shai.
    Hurli hielt ihn ihr entgegen. » Sagt er das, was ich denke, dass er sagt?«, fragte der Wächter. » Er hat … Sachen von uns gesammelt?«
    » Er meint vielleicht

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