Die Seele des Königs (German Edition)
Hosentasche, zog etwas hervor und legte es auf den Tisch. Es war ein abnehmbares Blitzlicht, das ich kurz vor der Explosion von der Kamera entfernt hatte. » Ich weiß nicht, ob es mit dem Blitzmechanismus oder den Birnen zu tun hat, aber ich weiß, dass er die Birnen ausgetauscht hat, wenn er nicht wollte, dass die Kamera funktioniert.«
» Wunderbar«, meinte Tobias.
» Das werden wir noch sehen«, erwiderte ich. » Dieses Blitzlicht arbeitet nicht richtig. Ich habe es ausprobiert und weiß nicht, was damit nicht stimmt. Erinnerst du dich noch daran, dass die Kamera bei Monicas Mitarbeitern stets für eine Weile funktioniert hat? Viele Blitzlichter können mehrmals betätigt werden. Ich vermute, nur eine hatte etwas mit den besonderen Fotos zu tun. Spezialbirnen brennen nach ungefähr zehn Fotos aus.«
Ich blätterte noch ein paar Seiten um.
» Du veränderst dich, Stephen«, sagte Tobias schließlich. » Du hast das ohne Ivy bemerkt. Du hast niemanden von uns dazu gebraucht. Wie lange wird es dauern, bis du keinen von uns mehr nötig hast?«
» Ich hoffe, das passiert nie«, sagte ich. » So will ich nicht sein.«
» Und dennoch jagst du hinter ihr her.«
» Und dennoch …«
Ich war ihr einen Schritt näher gekommen. Ich wusste, welchen Zug Sandra genommen hatte. Eine Fahrkarte lugte aus ihrer Manteltasche. Ich konnte die Zahlen gerade noch erkennen.
Sie war nach New York gefahren. Zehn Jahre lang hatte ich nach dieser Antwort gesucht – und sie war nur ein kleiner Bruchteil einer viel größeren Jagd. Die Spur war ein Jahrzehnt alt, aber es war wenigstens etwas .
Zum ersten Mal seit vielen Jahren machte ich Fortschritte. Ich klappte das Buch zu, lehnte mich zurück und betrachtete Sandras Foto. Sie war so schön. So wunderschön.
Etwas raschelte in dem dunklen Zimmer. Weder Tobias noch ich regten uns, als sich ein kleiner, kahlköpfiger Mann in den leeren Sessel vor dem Schreibtisch setzte. » Mein Name ist Arnaud«, sagte er. » Ich bin Physiker und spezialisiert auf Probleme des Raum-Zeit-Kontinuums, der Kausalität und der Quantentheorie. Ich glaube, Sie haben einen Job für mich?«
Ich legte das Buch auf den Stapel derer, die ich im letzten Monat durchgelesen hatte. » Ja, Arnaud«, sagte ich, » das habe ich.«
INFINITY BLADE – DIE KLINGE DER UNENDLICHKEIT
Das Erwachen
PROLOG
D er Tod Gottes veränderte das Leben der Bewohner von Drems Rachen nicht besonders. Die meisten von ihnen wussten nicht einmal, dass ihre Gottheit abgeschlachtet worden war.
Aber diejenigen, denen es bekannt war, zogen ihren Nutzen daraus.
» Es gibt keinen Grund zur Sorge«, sagte Weallix und hob die Hand. Er stand auf einer behelfsmäßigen Bühne, die aus zwei Karren gebildet wurde. Neben ihm stand ein Teufler – eine ungeschlachte Kreatur, die nur entfernt einem Menschen glich. Es gab viele verschiedene Arten von Teuflern, und dieser hier hatte eine tief violette Haut und Arme, die so dick wie Baumstämme waren.
» Ihr habt mir immer eure Steuern bezahlt, und ich habe sie weitergegeben«, fuhr er an die Menge gerichtet fort. » Nun werde ich sie für mich selbst behalten und euer Herr sein. Es ist gut für euch, wenn ihr einen Anführer habt, der aus dieser Gegend stammt.«
» Und was ist mit dem Gottkönig?«, fragte jemand aus der nervösen Menge. Seit Jahrhunderten hatte sich in Drems Rachen nichts verändert. Die Bewohner rackerten sich ab, um das Soll zu erfüllen, und wurden dazu gezwungen, fast alles, was sie besaßen, an die Steuereintreiber abzugeben.
» Der Gottkönig hat keine Einwände gegen diese Regelung«, sagte Weallix.
Einige in der Menge brummten etwas, aber was sollten sie sagen? Weallix hatte Teufler und Soldaten zu seiner Verfügung – und vermutlich den Segen des Gottkönigs.
Ein Fremder trat an den Rand der Menge. Die Luft schmeckte feucht und roch nach Mineralien; der Ort namens Drems Rachen war innerhalb einer gewaltigen Höhle erbaut worden. Sie hatte eine zweihundert Ellen breite Öffnung, die wie ein Grinsen wirkte, und von der Decke hingen Tausende Stalaktiten. Viele waren so dick, dass drei Männer, die sich an den Händen hielten, sie nicht umfassen konnten.
Doch von den riesenhaften Felsformationen waren nur noch Stümpfe übrig. Hunderte mächtiger Ketten hingen von der Höhlendecke herab und waren mit Bolzen im Stein verankert. Jeden Tag kletterten die Männer aus dem Ort an diesen Ketten hoch, banden sich an der Decke fest und bauten die kostbaren Mineralien ab, die
Weitere Kostenlose Bücher