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Die Seele des Königs (German Edition)

Die Seele des Königs (German Edition)

Titel: Die Seele des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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der Gottkönig von ihnen verlangte.
    Die Gebäude im Ort veränderten von Monat zu Monat ihre Lage und bewegten sich zusammen mit den Minenarbeitern voran. Die meisten Menschen – Männer, Frauen und Kinder – trugen Helme, die sie vor herabstürzenden Steinen schützten.
    » Warum ausgerechnet jetzt?«, rief einer der tapfereren Männer. » Warum sollen wir jetzt einen Oberherrn aus der Gegend haben, während wir früher unsere Anführer selbst aussuchen konnten?«
    » Der Gottkönig muss dir seine Entschlüsse nicht erklären!«, schrie Weallix. Statt eines Helms trug er seine Zöllnermütze und dazu eine kostbare Robe aus Violett und Grün.
    Die Leute aus dem Ort verstummten. Dem Gottkönig gegenüber ungehorsam zu sein bedeutete den Tod.
    Der Fremde ging um die Menge herum und an etlichen herabhängenden Ketten vorbei, die aus schweren, schwarzen Eisengliedern geschmiedet waren. Einige der Versammelten sahen ihn an und versuchten einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, das aber unter einer ausladenden Kapuze verborgen war. Die meisten hingegen beachteten ihn nicht weiter, denn sie vermuteten, dass er zusammen mit Weallix hergekommen war. Sie traten ihm aus dem Weg, während er in die Mitte der Menge schritt, wo der Steuereintreiber damit fortfuhr, seine neuen Regeln für den Ort zu erklären.
    Der Fremde schob niemanden beiseite und zwängte sich nicht durch die Menge; sie stand nicht so dichtgedrängt, dass es nötig gewesen wäre. Er ging an einer weiteren der dicken Ketten vorbei und hielt inne, streckte die Hand aus und legte die Finger auf das Eisen.
    In die Kette waren blaue Bänder eingewoben – Überreste des Festes, das hier vor einer Woche gefeiert worden war. Herabgefallene, inzwischen verwelkte Blütenblätter lagen noch in einigen Ecken und Spalten. Manche Gebäude waren sogar frisch gestrichen worden – alles für das Fest des Opfers, das nur in jedem zweiten Jahrzehnt gefeiert wurde.
    » … und so kann meine Autorität natürlich nicht angezweifelt werden«, sagte Weallix. Er deutete auf den vorderen Teil der Menge – auf den Mann, der vorhin die Frage gestellt hatte. » Bist du etwa nicht auch dieser Meinung?«
    » Ja … ja, Herr«, sagte der Mann und sank in sich zusammen.
    » Ausgezeichnet«, meinte Weallix. » Wir werden dafür sorgen, dass du deine Schläge erhältst, und dann geht es weiter.«
    » Aber Herr!«, sagte der Mann. » Ich …«
    » Ich sehe, dass du mich schon wieder infrage stellst«, sagte Weallix und machte eine knappe Handbewegung. » Dafür musst du einen Preis zahlen. Du wirst nie wieder vergessen, wem du gehörst.«
    Einige Teufler stiegen zu den Leuten herab. Die nichtmenschlichen Ungeheuer waren in Haut, Gestalt und Farbe sehr verschieden; einige hatten Klauen, andere hatten brennende Augen. Sie zwängten sich durch die Menge und rissen junge Frauen aus den Armen ihrer Familien – einschließlich der Tochter des Mannes, der es gewagt hatte, Einwände zu machen.
    » Nein!«, rief der Mann und versuchte, die Teufler wegzudrücken. » Bitte nicht!« Ein Teufler – schlank wie ein Wolf, mit knochigen Höckern auf der Haut und einem Gesicht, das wie verbrannt wirkte – zischte, hob sein Schwert und schwang es auf den Mann nieder.
    Ein lautes Klirrten hallte durch die Höhle.
    Dort stand der Fremde, hielt den Arm ausgestreckt, und sein Schwert fing den Angriff des Teuflers ab.
    Die Dorfbewohner, die Teufler und auch Weallix schienen den Fremden nun zum ersten Mal wahrzunehmen. Die Leute wichen vor ihm in einem Kreis zurück.
    Dann bemerkten sie das Schwert.
    Dieses Schwert. Es war lang und glatt an den Kanten, und in der Mitte der Klinge waren deutlich drei Löcher zu sehen. Es war ein Symbol, das jedes Kind im Lande kannte. Das Symbol der Macht, der Autorität, der Anführerschaft.
    Es war die Waffe des Gottkönigs.
    Der Teufler war so überrascht, dass er nichts anderes tun konnte, als den Fremden anzustarren, während dieser seine Waffe herumwirbelte und der Kreatur in den Hals rammte. Der Fremde riss sein Schwert sofort wieder heraus und schoss vor; sein Mantel flatterte hinter ihm her. Er packte eine der Ketten, bewegte sie mit großer Vertrautheit und schwang sich darauf. Er flog auf zwei weitere Teufler zu, die gerade eine junge Frau auf die Bühne zerrten.
    Die beiden gingen sofort zu Boden. Es waren keine Kampfmeister aus der Burg des Gottkönigs, sondern einfache Ungetüme. Der Fremde ließ sie in ihrem eigenen Blut gurgelnd zurück.
    Weallix rief nach

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