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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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dunkelrote Sessel ihr so verlockend erschienen, dass sie unwillkürlich darauf zuhielt. Nur noch eine kleine Auszeit, um die Gedanken zu ordnen.
    „Lust auf etwas Warmes, bevor wir zurückfahren?“
    Kjells Lächeln war dürftig, aber er lächelte. Würzige Wärme hüllte sie ein, als sie das Café betraten. Es war so voll, dass nur wenige Besucher ihre Ankunft bemerkten. Alle Tische schienen besetzt, bis Fae in der hintersten Ecke zwei leere Sessel ausmachte. Der Platz machte den Anschein, als hätte er nur auf sie gewartet.
    „Wunderbar.“ Ihr entkam ein Seufzer der Erleichterung, als sie in das weiche Polster fiel und ihre schmerzenden Füße endlich entspannen konnte. „Hier lässt es sich aushalten.“
    In Kjells Gesicht war keine Regung auszumachen. Weder schien er sich unwohl zu fühlen, noch war etwas von der sorglosen Freude zu sehen, die ihn kurzzeitig erfüllt hatte. Mit ausdrucksloser Miene nahm er Platz, rückte sich im Sessel zurecht und begann, die aufwendig verzierte Karte zu studieren. Angesichts der filigranen Schnörkel und Ornamente, die das lederartige Material im Überfluss verzierten, kehrte ein Hauch seiner zuvor zur Schau getragenen Faszination wieder zurück. Das Licht der bunten, orientalischen Messinglaternen hauchte weiche Schatten auf sein Gesicht und verlieh ihm sinnliche Weichheit. Überall hingen Gemälde, die Oasen und Wüstenlandschaften zeigten. Beduinen und Kamele zogen durch den Sonnenuntergang, Löwen ruhten auf goldenen Dünen, weiße Gerfalken hockten auf den Armen archaisch aussehender Krieger. Kjell schien seine düsteren Gedanken zu vergessen und sah sich begeistert um.
    „Ich habe von der Wüste gelesen. Ich würde sie so gerne einmal sehen. Danke, Fae. Das war ein wunderschöner Tag.“
    „Ja, das war er.“ Eine überwältigende Zärtlichkeit überflutete sie. „Trotzdem wirkst du traurig. Wegen diesem Bild, nicht wahr?“
    Er zuckte die Schultern und schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln. „Es ist nichts, mach dir keine Gedanken.“
    „Doch, es ist etwas. Ich sehe es dir an.“
    „Nur Erinnerungen. Nichts weiter. Vieles, das ich vergessen habe, taucht nach und nach wieder auf. Als ich den Namen des Malers und den von dieser Frau in der Zeitung gelesen habe, passierte genau das.“
    Fae wollte gerade eine Frage dazu stellen, als die Bedienung an ihrem Tisch auftauchte. Es war ein exotisch aussehendes, berückend schönes Mädchen mit rabenschwarzem Haar und einer Haut wie Milch und Honig, dessen dunkelbraune Mandelaugen sich kaum von Kjell losreißen konnten.
    „Was kann ich Ihnen bringen?“, kam es träumerisch über ihre Lippen. „Haben Sie sich schon entschieden?“
    Fae nahm Kjell die Karte ab. Auf sechs Seiten tummelte sich eine schier unüberschaubare Auswahl. „Wir würden gerne etwas Warmes trinken. Was können Sie empfehlen?“
    Das Mädchen reagierte nicht. Sie starrte auf Kjell, als hätte er sie, ohne einen Blick auf sie zu werfen und ohne ein Wort an sie zu richten, auf geheimnisvolle Weise mit einem Bann geschlagen.
    „Entschuldigung, Miss?“
    Ein Blinzeln, eine fahrige Handbewegung, mit der sie ihr Haar zurückstrich, und die Bedienung richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Fae. Ihr Blick war verwirrt, ihr Gesichtsausdruck der einer Schlafwandlerin. Kjell schien sich seiner Wirkung nicht bewusst zu sein. Mit unbewegter Miene beobachtete er die Menschenmenge. Unglücklicherweise schien Henrys Glanzleistung langsam nachzulassen, möglicherweise war es auch das Laternenlicht, das den metallischen Glanz seiner Haare ebenso sehr betonte, wie es das kristallene Türkis seiner Augen intensivierte. Wirkte er trotzdem noch menschlich genug, um nicht allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen? Das entrückte Starren der Bedienung und einiger Besucher in der Nähe ihres Tisches beantworteten Faes Frage mit einer Antwort, die sie nicht hören wollte.
    „Den … äh … Gewürztee mit Schuss“, wisperte das Mädchen. „Er ist … ähm … fantastisch und heute sogar im Angebot.“
    „Mit Schuss?“ Fae lenkte Kjells Aufmerksamkeit mit einer wedelnden Handbewegung auf sich. „Wie verträgst du Alkohol? Schon mal probiert?“
    „Alkohol?“ Sein Blick verdüsterte sich, während er aussah, als stiegen ihm die Wärme und das vielstimmige Raunen langsam zu Kopf. Fae biss sich auf die Zunge. Mist! Erst jetzt fiel ihr ein, dass er bezüglich dieses Zeugs über ungute Erfahrungen verfügte.
    Vorher denken, dann reden, Fae!
    „Tut mir leid. Ich habe nicht

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