Die Seele heilen
am Abend gekommen ist. Leider hält der positive Effekt meist nur ein oder zwei Tage an und die Behandlung muss dann wiederholt werden. Häufig ist es aber ganz wichtig für die Therapie, dass ein Patient die Erfahrung macht, überhaupt noch eine freudige Stimmung empfinden zu können, auch wenn diese nur kurz anhält. Schlafentzug sollte nicht selbst ausprobiert werden, sondern nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen, da es einige medizinische Gründe gibt, die gegen einen Schlafentzug sprechen!
Lichttherapie : Die Lichttherapie kommt vor allem bei der »Saisonal Abhängigen Depression« (SAD) oder Winterdepression ( siehe [→] ) zum Einsatz. Ausgelöst wird die SAD vor allem durch den Lichtmangel in der trüben Jahreszeit: Ohne Licht fährt der Körper die Serotoninproduktion herunter. Bei der Lichttherapie sitzen Sie vor einer Lampe oder Lichtwand oder in einer Lichtkammer und schauen in das Licht hinein, das weitgehend dem Tageslicht entspricht. Denn nur wenn das Licht auf die Netzhaut des Auges fällt, wird über den Sehnerv die Serotoninproduktion im Gehirn erhöht.
Meistens erfahren die Patienten dadurch innerhalb von wenigen Tagen eine Besserung hinsichtlich Antrieb, Stimmung und Interesse. Die Lichttherapie hat keine Nebenwirkungen, sie kann gut mit der Schlafentzugsbehandlung und mit der Behandlung durch Antidepressiva kombiniert werden.
Elektrokrampfbehandlung : Wenn sich die Depression auch auf mehrere medikamentöse oder psychotherapeutische Therapieversuche hin nicht bessert, wird Ihnen ihr Arzt vielleicht eine Elektrokrampfbehandlung (EKT) vorschlagen. Dabei wird in Kurznarkose durch Strom ein auf das Gehirn begrenzter epileptischer Anfall ausgelöst, was häufig schon nach der ersten Anwendung zu einer deutlichen Besserung der gesamten depressiven Symptomatik führt.
Eine deutliche Wirkung tritt nach ein bis drei Wochen ein, wenn pro Woche drei Behandlungen durchgeführt werden. Das größte Problem der EKT ist die hohe Rate früher Rückfälle in die depressive Erkrankung nach der Akuttherapie, die durch eine Erhaltungstherapie mittels EKT zwar deutlich verringert, aber nicht beseitigt werden kann.
Die möglichen Nebenwirkungen, etwa Gedächtnis- oder Herzrhythmusstörungen, sind Thema eines Aufklärungsgespräches, das der behandelnde Facharzt vor der EKT mit Ihnen führen muss.
Wenn nichts zu helfen scheint – Therapiealgorithmen
Wenn jemand auf zwei Behandlungsversuche mit einem Antidepressivum nicht anspricht, dann gehen viele Kliniken und Fachärzte nach Therapiealgorithmen vor. Das bedeutet, dass in einer erfahrungsgemäß sinnvollen und vorher festgelegten Art und Weise verschiedene antidepressive Strategien nacheinander eingesetzt werden.
In einem Therapiealgorithmus gibt es verschiedene Stufen mit je einer bestimmten Therapie oder einer Kombination aus zwei oder mehreren Therapien.
Die erste Stufe eines Behandlungsalgorithmus könnte eine Behandlung mit einem Serotonin-Rückaufnahme-Hemmer ( siehe [→] ) sein.
Wenn nach vier Wochen keine Besserung eintritt, wird auf der zweiten Stufe weiterbehandelt, zum Beispiel mit dem SSRI von Stufe 1 und Lithium ( siehe [→] ).
Wenn wiederum nach vier Wochen keine Besserung erfolgt, könnten zwei Antidepressiva miteinander kombiniert werden, zum Beispiel das bereits bekannte SSRI und ein Rezeptorblocker.
Zeigt auch diese Behandlung nach vier Wochen keine Wirkung, könnte man auf der nächsten Stufe den MAO-Hemmer ( siehe [→] ) Tranylcypromin einsetzen oder eine Elektrokrampftherapie ( siehe [→] ) durchführen.
Selbstverständlich kann ein Behandlungsalgorithmus auch mit spezifischen Psychotherapieformen durchgeführt werden oder eine Kombination aus einem Antidepressivum und Psychotherapie beinhalten.
Es gibt verschiedene psychotherapeutische Verfahren , deren Wirksamkeit bei Depressionen sehr gut belegt ist. Psychotherapie ist damit neben den Medikamenten die zweite wichtige Säule bei der Behandlung von depressiven Erkrankungen.
PROF. HIMMERICH
Psychotherapie bei Depressionen
Leichte bis mittelschwere Depressionen ( siehe [→] und siehe [→] ) können allein mit Psychotherapie behandelt werden. Das heißt, die psychotherapeutische Behandlung setzt in der Akutphase ein, ohne dass gleichzeitig oder vorab Antidepressiva verabreicht werden. Bei sehr schwer ausgeprägten depressiven Symptomen sind aber die Konzentrationsprobleme und die Grübelneigung der Betroffenen in der Regel so stark, dass man allein durch Psychotherapie keine
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