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Die Seele heilen

Die Seele heilen

Titel: Die Seele heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wehner-Zott , Hubertus Himmerich
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ein bisschen mehr Verständnis für sie, denn meine Erkrankung und die Therapie haben mich gelehrt, dass hinter unpassendem Verhalten oft große seelische Nöte und unverarbeitete Verletzungen versteckt liegen.

    SABINE WEHNER-ZOTT
Umgang mit schwierigen Situationen
    Im Leben eines jeden Menschen gibt es Tage, an denen man »nicht so gut drauf« ist, weil das Leben nicht so läuft, wie man es sich wünscht. Dagegen ist niemand gefeit, egal ob man eine depressive Phase erlebt hat oder nicht. Wer aber schon einmal in einer echten Depression steckte, ist vielleicht etwas »dünnhäutiger« und muss darauf achten, dass solche Verstimmungen, die nun einmal zu einem jeden Leben dazugehören, nicht zu sehr zu Herzen gehen.
    Negative Gefühle annehmen
    Ich habe festgestellt, dass es für mich zunächst einmal wichtig ist, dem unangenehmen Gefühl, das mich plagt, Raum zu geben. Zu lange war ich immer bemüht, Unangenehmes zuzudecken. Nach dem Motto: »Ist ja nicht so schlimm, das vergeht wieder.« Durch die Depression habe ich gelernt, dass negative Gefühle, wenn sie um der Harmonie willen zurückgedrängt werden, umso mehr unter der Oberfläche brodeln. Indem ich nun versuchte, meine negativen Gefühle anzuschauen, sie zu beobachten und genau zu beschreiben, lernte ich, sie sozusagen distanziert von außen zu betrachten und sie als etwas zu sehen, das zwar zu mir gehört, mich aber nicht völlig bestimmt. Und so kann ich besser damit umgehen.
    Ein erster Schritt dazu ist, genau hinzuspüren, durch welches konkrete Ereignis die negativen Gefühle ausgelöst wurden. Es bedurfte der Schulung meiner Sensibilität, um festzustellen, dass der Frust oft nur in einem Bereich meines Lebens lokalisiert ist, andere Lebensbereiche aber intakt sind. Wenn ich mich zum Beispiel in der Arbeit ärgern muss, dann versuche ich, mir klarzumachen, dass mein Arbeitsplatz der »Ort« des Ärgers ist, dass es aber in der Familie gut läuft. Diese Sichtweise gibt den negativen Gefühlen Raum, verhindert aber, dass sie sich über Gebühr ausbreiten. Ich merkte mit der Zeit, dass ich die Dunkelheit in einem Lebensbereich aushalten kann, ohne dass sich gleich mein ganzes kleines persönliches Universum verfinstert. Und wenn es mir dann noch gelingt, die kleinen netten Begebenheiten, die sich am Wegrand meines Lebens ereignen, zu sehen, dann habe ich viel für mein emotionales Wohlbefinden getan und kann so gestärkt die Bereiche meines Lebens, die nicht nach meinen Wünschen laufen, besser annehmen und aushalten.
    Doch jeder Mensch wird immer wieder von unangenehmen Emotionen geplagt, die nicht nur in der Situation begründet sind, sondern durch unsere negativen Gedanken über diese Situation hervorgerufen werden. Einige Beispiele sollen das verdeutlichen.
    Konflikte
    Wenn wir mit Menschen zusammenleben, wird nie ständig Harmonie herrschen, sondern es wird immer mal wieder Auseinandersetzungen und Missstimmungen geben und man muss sich ärgern. Auch hier gibt es Strategien, die verhindern können, dass sich aus dem Ärger ein emotionales Tief entwickelt.
    Wenn ich mich ärgern muss, tut es mir gut, mich kurz zurückziehen und es mir zu gönnen, ganz unreflektiert ein paar Sekunden ohne Zensur alles zu denken, was mir zu der Person einfällt, die mich verletzt hat. Nach diesem innerlichen Zorngewitter, bei dem gelegentlich auch Tränen fließen, versuche ich, einen Schritt zurückzutreten und mich quasi von der Milchstraße aus zu beobachten. Dann versuche ich, meinen Ärger zu analysieren. Dabei hilft es mir, folgende Fragen zu beantworten:
    1. Wie war die konkrete Situation?
2. Ärgere ich mich über die Sache oder über das, was ich hineininterpretiere?
3. Ist die Sache wirklich so schlimm, wie ich sie derzeit einschätze, oder übertreibe ich die negativen Folgen?
4. Bausche ich den Ärger so auf, weil eine alte Verletzung dahintersteckt?
5. Welche Motive hat mein »Gegner«?
    Die erste Frage können nur Sie selbst beantworten, denn nur Sie kennen die Situation. Bei der Beantwortung der anderen Fragen können folgende Überlegungen hilfreich sein:
    Interpretation: Wenn es eher meine Interpretationen sind, die mich verletzen, als die Sache selbst, dann frage ich mich, ob die Interpretationen der Realität entsprechen. Ein Beispiel: Eine Freundin vergisst meinen Geburtstag (Sache). Ich glaube deshalb, dass ich für sie nicht mehr wichtig bin (Interpretation). Sie hat jedoch zurzeit enormen Stress und hat deshalb das Datum übersehen (Realität).

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