Die Seele heilen
Das Prinzip dieses Vorgehens entspricht dem ABC-Modell der Gefühle nach Albert Ellis ( siehe [→] ).
Alte Verletzungen: Oft haben aktuelle Situationen ihre Wurzeln in einer Situation aus der Vergangenheit, die noch nicht aufgearbeitet ist. So kann es zum Beispiel passieren, dass jemand, der von seinem Partner wegen eines konkreten Anlasses kritisiert wird, sich in dieser Situation wieder fühlt wie das kleine Kind, das er einmal war und das erfolglos die Aufmerksamkeit und Liebe der Eltern zu erringen suchte.
Weil im Erwachsenen noch dieses frustrierende Gefühl aus der Kindheit steckt, weckt jede Kritik unbewusst wieder die Angst, nicht angenommen zu sein. Es hilft in diesem Fall, die konkrete Situation von alten Verletzungen abzukoppeln. (Eine gute Therapie kann helfen, diesen ungünstigen Zusammenhang aufzulösen.) Wenn das gelingt, kann man sich schneller von der gegenwärtigen Verstimmung erholen. Versuchen Sie deshalb, beim aktuellen Anlass zu bleiben und niemanden für Ihre schlechten Erfahrungen bezahlen zu lassen. Denn was können Ihre Mitmenschen schließlich für Ihre Kindheit?
Motive des »Gegners«: Wenn ich mich in meinen »Gegner« hineinversetze, kann ich erspüren, welches wahrscheinlich seine Motive in der Konfliktsituation sind. Dieser »Perspektivenwechsel« hat den Vorteil, dass nicht mehr mein verletztes Selbstwertgefühl im Zentrum meines Denkens steht, und das macht den Blick auf die dem Konflikt zugrunde liegenden Inhalte klarer. Lesen Sie dazu auch den Abschnitt » Das Verhalten der anderen richtig deuten «.
Wenn ich die Situation, die mich verletzt und verärgert hat, auf diese Art analysiert habe, fällt es mir leichter, nicht zu emotional zu reagieren, und ich kann in einer Art und Weise Stellung beziehen, die der Sache dienlich ist. Und das tut mir und meinem Gegenüber gut.
Sorgen
»Dass die Vögel des Kummers und der Sorge um dein Haupt fliegen, kannst du nicht ändern. Aber dass sie Nester in deinen Haaren bauen, das kannst du verhindern.« Dieses chinesische Sprichwort enthält viel Wahrheit: Es gibt nun mal in jedem Leben Sorgen, aber wir sollten ihnen nicht mehr Raum geben, als ihnen zusteht. Die Begabung, unsere Probleme aufzubauschen, haben wir, glaube ich, alle. Oft zweifeln wir an unseren Fähigkeiten und malen uns schreckliche Konsequenzen aus und wie diese Konsequenzen dann unser ganzes Leben beeinträchtigen könnten. Wir »katastrophieren«.
Um meine Sorgen nicht überzubewerten, hilft es mir, sie ganz genau anzuschauen. In der Therapie übte ich, das Problem isoliert wahrzunehmen, das heißt allein den Sachverhalt, ohne meine negativen Gedanken und Schlussfolgerungen dazu. Das ist
wichtig, denn oft ist die Sache, die uns bedrückt, nämlich gar nicht so groß. Was uns Sorgen macht, sind die düsteren Folgen, die wir uns ausmalen. Wenn wir es schaffen, diese wegzulassen, schrumpfen manche Probleme wie ein Luftballon, aus dem man die Luft lässt.
Um den größten Sorgen meines Lebens ihre Spitze zu nehmen, übte meine Therapeutin, als ich mich schon besser fühlte, noch eine andere Methode mit mir. Wir entwickelten schrittweise, was im allerschlimmsten Fall passieren könnte, wenn alle meine Befürchtungen eintreten würden. Als ich unter therapeutischer Führung wagte, diese Schritte zu gehen, regte sich in meinem Inneren ein Hoffnungsschimmer. Denn als ich mir das Allerschlimmste ausgemalt hatte, wurde mir zum einen klar, dass es mit größter Wahrscheinlichkeit nicht eintreten würde. Zum anderen konnte ich mit meiner Therapeutin zusammen Strategien für diesen »worst case« ausarbeiten. So lernte ich zu sehen, dass es selbst dann noch möglich ist, sinnvoll darauf zu reagieren.
Unerfüllte Sehnsüchte
Nicht aller Ärger oder alle Sorgen lassen sich aus dem Weg räumen. Und im Leben bleiben auch manche Sehnsüchte unerfüllt. Das ist nun einmal so und ist auch an sich nicht tragisch. Unerfüllte Sehnsüchte machen an sich auch nicht depressiv. Es ist vielmehr die Einstellung dazu, die uns psychisch krank macht. Ich denke hier zum Beispiel an eine Mitpatientin, die sich immer dringend einen Partner und viele Kinder gewünscht hatte. Jetzt, mit Mitte 40, musste sie feststellen, dass ihre biologische Uhr bezüglich Kinderwunsch am Ablaufen war. Die Versteifung auf dieses eine für sie nun unerreichbare Lebensziel hatte dazu beigetragen, dass sie in eine Depression rutschte.
Die Kognitive Verhaltenstherapie ( siehe [→] ) hatte bei ihr gute Erfolge. Sie lernte
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