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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Schweinearsch.« Mit einem Ruck schnitzte Antoni einen kräftigen Splint ab, der Schramm direkt vor die Brust flog. Brüsk drehte sich der Schreiber weg und stapfte durch den Garten davon. Er warf das Tor hinter sich zu, dass es krachte.

    Der nächste Weg führte ihn zu Jakob Dietmayer. Eine ältere Magd mit einem faustgroßen Kropf unterm Kinn ließ ihn ein, als er klopfte. Von Maria war nichts zu sehen.
    Der Bürgermeister saß in der Stube und ging Rechnungen durch, wie es einmal in der Woche seine Gewohnheit war. Er hatte ein Krüglein mit gewürztem Wein neben sich stehen, an dem er hin und wieder nippte.
    »Ei, der Herr Schreiber. Tretet ein, mein lieber Schramm und nehmt Platz. Auch einen Schluck?«
    Schramm lehnte höflich ab. Er hatte noch nie Alkohol vertragen und verabscheute das Trinken.
    »Was bringt Euch her?« Dietmayer räumte seine Papiere zusammen und sah seinen Besucher erwartungsvoll an. »Wie steht’s in der Stadtschreiberei?«
    »Äh, ich bin nicht in offiziellen Sachen hier, Meister Dietmayer, sondern eher privatim, wenn Ihr erlaubt«, antwortete Schramm.
    Der Bürgermeister hob erstaunt die Augenbrauen, bedeutete seinem Gegenüber aber mit einer Geste weiterzusprechen.
    »Wie Ihr wohl wisst«, fuhr Schramm fort, »stehe ich schon über zehn Jahre in Lohn und Brot bei der Gemeinde und habe seit längerem das Amt des Ersten Stadtschreibers inne. Ich bin gut katholisch, aus anständiger Ehe geboren und darf behaupten, dass mein Ruf tadellos ist.«
    Dietmayer schwante etwas. »Nur weiter«, sagte er.
    »Ich weiß, dass mein Stand dem Euren nicht entspricht. Allerdings, mein Verdienst ist, wie Ihr vielleicht aus den Kanzleirechnungen wisst, durchaus ansehnlich. Und seit Kurzem gehört mir eines der schönen Häuser in der Langen Gasse, groß genug, um eine Familie aufzunehmen.« Schramm hielt inne, forschte im Gesicht des Bürgermeisters. Was er sah, gefiel ihm nicht. Trotzdem redete er weiter. »Nun habe ich vor einigen Monaten Eure liebreizende Tochter kennengelernt. Meine Neigung zu ihr ist tief und aufrichtig, und auch ich bin ihr nicht gleichgültig. Mit ihrem Einverständnis bin ich heute hier, um Euch in allen Ehren um ihre Hand zu bitten.«
    »Maria!« Dietmayers Stimme klang zornig. Er beherrschte sich nur mühsam. Dieser Mensch, dieser Schreiberling, dieser Knecht auf der Soldliste der Malefizkommission erdreistete sich tatsächlich, seine Tochter heiraten zu wollen! Ein Habenichts, der durch den Tod vieler zum Emporkömmling geworden war! Was bildete sich dieser Tintenkleckser ein!
    Maria erschien, aufgeregt und mit roten Flecken auf den Wangen. Es war offensichtlich, dass sie gelauscht hatte. Sie sah erst sorgenvoll Schramm an und blickte dann ängstlich auf ihren Vater.
    »Du gibst dich mit diesem jungen Kerl ab, ja?«, fragte Dietmayer schroff.
    Sie nickte.
    »Ist da was gewesen?«
    Schramm warf sich in die Brust. »Ich versichere Euch, dass wir nur in Ehren miteinander umgegangen sind. Ich würde niemals … «
    Mit einer Handbewegung schnitt der Bürgermeister ihm das Wort ab. »Stimmt das, Maria?«
    »Ja, Vater. Wir sind nur spazieren gegangen.« Ihre Stimme klang dünn.
    »Dann hört mir gut zu, junger Mann. Ich rechne es Eurer Jugend und Eurer Unerfahrenheit zu, dass Ihr heute dieses Ansinnen an mich stellt. Ich habe nur eine einzige Tochter, und sie gehört dem vornehmsten Bürgerstand an. Sie wird einmal mein Vermögen erben, das beträchtlich ist. Zu Euren Gunsten gehe ich davon aus, dass diese Überlegung für Euch keine Rolle gespielt hat. Nein, sagt nichts! Ich hab die Maria im Kloster erziehen lassen, habe ihr die teuerste Ausbildung angedeihen lassen, die ein Mädchen heutzutage bekommen kann. Sie ist eine der besten Partien Bambergs. Es tut mir leid, mein Junge, aber Ihr entsprecht weder von Eurer Herkunft noch von Eurem Vermögen, noch von Eurem Einfluss in der Stadt her dem, was ich mir als Schwiegersohn vorstelle.«
    »Vater … «
    »Du bist still, Maria. Ich hätte besser auf dich aufpassen sollen, damit du keine Dummheiten machst. Dir halte ich zugute, dass du ein junges, unerfahrenes Fohlen bist, und deinem Freund hier seine Gefühle für dich. Deinem Liebreiz kann wohl kaum einer widerstehen, das sehe ich schon. Ich mach dich nicht gern traurig, aber denk doch einmal nach: Du kannst ganz andere Männer haben! Jeder reiche Bürgersohn in der Stadt würde dich mit Freuden zum Altar führen. Sogar einer aus dem niederen Adel käme in Betracht. Da wirst du dich

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