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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Und Ihr müsst warten, bis Seine Heiligkeit das Wort an Euch richtet. Dann sprecht Ihr immer direkt den Papst an, nicht den Übersetzer, den ich bestellt habe.«
    »Ein Übersetzer?«
    »Ja, ein deutscher Mitbruder, der schon seit vielen Jahren in Rom lebt. Seine Heiligkeit hasst es, sich auf Lateinisch unterhalten zu müssen, so wie wir es jetzt tun.«
    Vitelleschi führte Kircher durch ein balustradenbewehrtes Treppenhaus ins obere Stockwerk. Der Bamberger registrierte trotz seiner Nervosität die vielen Schweineskulpturen aus Marmor oder Bronze, die überall auf Podesten, Tischchen und in Wandnischen standen. Schweine zierten sogar als Malereien die Wände, tauchten auf Vorhängen und Teppichen als Motiv auf. Vitelleschi bemerkte Kirchers erstaunte Blicke. »Die Porcari sind stolz darauf, vom altrömischen Geschlecht der Porcii abzustammen«, erklärte er achselzuckend, »und die leiten ihren Namen vom lateinischen ›porcus‹ her.«
    Porcus, das Schwein, dachte Kircher und hätte fast grinsen müssen, wäre er nicht so nervös gewesen. Er ließ sich von Vitelleschi in ein Nebenzimmer führen, das offenbar als Schreibstube genutzt wurde. »Ihr rührt Euch hier nicht weg«, mahnte der Generalvikar. »Ich werde versuchen, Seine Heiligkeit gleich nach dem Essen herzubringen. Der Übersetzer wird auch bald kommen. Und vergesst um Himmels willen nicht: Kein Wort über das Manuskript, das Ihr mitgebracht habt! Das ist allein Sache der Gesellschaft Jesu.«
    Über zwei Stunden später öffnete sich die Tür. Kircher erhob sich hastig aus dem bequemen Sessel, in dem er gewartet hatte. Vitelleschi kam herein, gefolgt von Urban VIII. und dem Dolmetscher.
    »Wenn Spada das erfährt, wird er toben«, meinte der Papst. »Er hat sich neulich in einer Audienz vehement dagegen ausgesprochen, dass Wir Uns in die Angelegenheiten der deutschen Bistümer einmischen. Und er hat mir glaubhaft versichert, dass die Position der Jesuiten in dieser Hexensache eine Gefahr für den Zusammenhalt der Kirche bedeutet.«
    Der Generalvikar lächelte. »Kardinal Spada hat immer noch nicht begriffen, dass Ihr Euch von niemandem in Eure Entscheidungen hineinreden lasst. Ihr seid schließlich das Oberhaupt der Christenheit.«
    Urban warf Vitelleschi einen misstrauischen Seitenblick zu. »So ist es, mein Freund, so ist es. Wir lassen Uns weder von Spada noch von der Gesellschaft Jesu noch durch Schmeicheleien beeinflussen. Aber Wir hören an, was man Uns zu sagen hat. Wo ist also nun dieser deutsche Pater?«
    Vitelleschi winkte Kircher und den Dolmetscher heran. Kircher fiel ehrfürchtig vor der weißgekleideten, hoheitsvollen Gestalt auf die Knie. Der Papst hielt ihm die rechte Hand hin, an deren Zeigefinger ein Ring mit einem taubeneigroßen Rubin steckte. Ergriffen küsste der kleine Jesuit aus Bamberg den Stein und verharrte dann mit gesenktem Kopf in seiner Position. Er empfand in diesem Augenblick tiefste Ehrfurcht und Scheu, aber auch Stolz und Glück. Wie viele Menschen durften schon dem Stellvertreter Gottes auf Erden von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten? Sein Herz klopfte wie wild, und er spürte, wie seine Hände schwitzten.
    »Nun, mein Sohn«, begann Urban und musterte seinen deutschen Besucher dabei neugierig, »berichtet mir von Euren persönlichen Erfahrungen mit den Hexen.« Der Dolmetscher übersetzte.
    Kircher hatte sich genau zurechtgelegt, was er sagen wollte, aber nun fiel ihm plötzlich nichts mehr ein. So etwas war ihm noch nie passiert, nicht einmal in seinen Schüler- und Studienjahren! Sein Kopf war leer, alles war weg. Himmel, wie sollte er nur beginnen? Er überlegte fieberhaft; quälend lang blieb er stumm. Und schließlich entfuhr ihm in seiner Not ein Satz, der Vitelleschi fast in Ohnmacht fallen ließ. Er sagte: »Euer Heiligkeit, wenn die fast fünfhundert Unglücklichen, die ich bis zum Tod begleitet habe, Hexen waren, dann seid Ihr und ich auch eine.«
    Kaum hatten diese Worte seine Lippen verlassen, wäre Kircher am liebsten im Boden versunken. Bei allen guten Geistern, was war nur über ihn gekommen! Er packte die Hand des Dolmetschers – aber zu spät, der hatte bereits übersetzt.
    Der Papst hatte sich erstaunlich gut in der Gewalt. Er hob nur leicht die linke Augenbraue. »Das werdet Ihr mir schon näher erklären müssen«, meinte er und nahm auf einem grünsamtenen Sofa Platz. »Ich habe allerdings nur Zeit bis Mitternacht.«
    Vitelleschi tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn,

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