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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Menschen unter wesentlich besseren Bedingungen als in der bürgerlichen Stadt. Sie zahlten keine Steuern, ihre Märkte waren abgabenfrei, und sie standen nicht unter städtischer Gerichtsbarkeit. Jeder Bamberger, der einigermaßen seine sieben Sinne beieinanderhatte, zog in eine dieser Muntäten, wenn es ihm möglich war. Oft waren es gerade die Besten, die dorthin abwanderten. Die Stadt blutete langsam aber sicher aus, und die Ungleichheit ihrer Bürger sorgte für immerwährende Konflikte. Das war dem Rat verständlicherweise ein Dorn im Auge.
    »Euer Eminenz werden sich am Tag des Heiligen Nikolaus doch nicht von ein paar Bamberger Zwiebeltretern aus der Ruhe bringen lassen«, antwortete der Weihbischof Förner. »Wenn denen die besten Handwerker und Steuerzahler verloren gehen, dann ist das nur gut für uns. Der Rat verliert dadurch letztendlich an Einfluss. Dass die civitas dei und die civitas terrena nicht miteinander leben können und doch auf Gedeih und Verderb aneinandergebunden sind, ist seit jeher die Tragik der Stadt. Aber irgendwann wird die Zeit kommen, in der sich der jahrhundertealte Machtkampf zwischen geistlicher und bürgerlicher Herrschaft endgültig entscheidet.«
    »Und das hoffentlich bald, mein Lieber«, pflichtete Dornheim ihm bei. »Es regt mich auf. Immer dieselben Streitereien um Gerechtsame und juristische Zuständigkeiten. Ein einziges Ärgernis. Und die Bamberger werden immer unverschämter. Wenn ich schon dieses Rathaus sehe, das sie mir auf der Oberen Brücke frech vor die Nase gesetzt haben … «
    »Einem Eurer Vorgänger«, warf Förner ein.
    »Ja, ja. Es kommt schließlich auf dasselbe hinaus. Eine Unverfrorenheit! Und die Stadtmauer, die sie gegen den Willen der Fürstbischöfe gebaut haben! Ich könnte mir manchmal den Hintern aufreißen und dabei kotzen.«
    »Ihr habt ja recht, Eminenz. Allerdings, wenn Ihr erlaubt, ich käme heute in einer etwas anderen Sache … «
    Der Fürstbischof hob die Brauen. »So? Was gibt’s denn?«
    Förner trat näher an den Kamin und wärmte sich die Hände. »Habt Ihr noch nichts von dieser Satansgeschichte gehört?«
    »Klärt mich auf, Förner.« Dornheim beugte sich in seinem Sessel nach vorn.
    »Nun, da ist dieser Junge, der behauptet, er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen … «
    Der Fürstbischof lehnte sich wieder zurück und winkte gelangweilt ab. »Ach Gott, das Gleiche wie in Zeil. Haben die dort nicht schon genug Leute verbrannt? Ich höre übrigens, dass sie, seit es so viel regnet und schneit, eine Art Backofen für die Hinrichtungen verwenden … «
    Förner wandte sich um. »Nein, Eminenz, ich denke, es ist nicht ganz so wie in Zeil. Diesmal handelt es sich bei dem Geständigen nämlich um den Sohn des Bürgermeisters Moorhaupt.«
    »Na und?« Dornheim schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich so etwas in Bamberg haben will.«
    »Und ich glaube doch.« Der Weihbischof blies die Backen auf. »Wie Ihr bereits richtig bemerktet, steht die geistliche Herrschaft in der Stadt in ständigem Konflikt mit einem immer selbstbewusster handelnden Bürgertum, das sich, wo immer es geht, Eurer Macht entziehen will. Nun, eine Hexenverschwörung wie die in Zeil würde den Bürgern vor Augen führen, wie sehr sie den Anfechtungen des Teufels ausgesetzt sind. Sie werden den Beistand der Kirche herbeiflehen. Und sie werden erkennen, dass ihre Obrigkeit ihnen beim Kampf gegen den Satan nicht helfen kann. Euer Einfluss auf die Menschen wird wachsen. Und der des Rats … « Er breitete die Arme aus. »Manchmal arbeitet der Teufel seinen Feinden in die Hände, wie meint Ihr, Eminenz?«
    »Hm.«
    Fuchs von Dornheim hievte seinen massigen Körper aus dem Sessel hoch und machte ein paar Schritte durch den Raum. Die dicken, weichen Teppiche, ein Geschenk des katholischen Habsburgerkaisers zu seiner Ernennung, dämpften den Klang seiner Stiefelabsätze. Bedächtig trat der Fürstbischof an das Erkerfenster, wo auf einem steinernen Bänkchen schon die ganze Zeit über der Mohr gesessen hatte.
    »Was schnitzt du denn da, Caspar, mein Guter?« Liebevoll legte er dem jungen Schwarzen die Hand auf die Schulter. Der legte sein Messer weg und zeigte ihm ein kleines Figürchen aus Lindenholz, das schon große Ähnlichkeit mit einer Giraffe aufwies.
    »Ein Tier aus meiner Heimat, Herr«, lächelte er stolz und entblößte dabei eine Reihe makellos weißer Zähne.
    »Sehr hübsch. Das können wir zu Weihnachten mit an die Krippe stellen, was?« Er

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