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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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abzählen kann.«
    Flock, der direkt neben ihm saß, pflichtete ihm bei. »Jedes Geständnis zieht neue Verhaftungen nach sich. Der Turm ist jetzt schon voll belegt; wenn noch mehr Hexen eingeholt werden, müssen wir sie woanders unterbringen.«
    »Aber wir dürfen ja gottfroh sein, Freunde, dass diese Hexenverschwörung aufgeflogen ist. Stellt euch nur einmal vor, das hätte ungestört so weitergehen können. Der Teufel hätte mit seinem gräulichen Gefolge irgendwann die ganze Stadt vernichtet. Jetzt kommt es doch darauf an, die ganze Verschwörung aufzudecken und das Ungeziefer mit Stumpf und Stiel auszurotten. Wir müssen herausfinden: Wer ist noch mit dem Satan im Bund? Und das ganz schnell. Je eher wir dem Spuk ein Ende bereiten, desto eher kehrt wieder Ruhe ein.« Das war Adam Rehm, reichster Weinhändler der Stadt, wegen seiner Leibesfülle auch »der Walfisch« genannt. Er trug eine kleine, mit Weihwasser gefüllte Phiole an einem Lederbändchen um den Hals, um sich vor dem Zugriff des Teufels zu schützen.
    »Zu mir kommen schon Leute, um andere als Hexen zu verdächtigen«, meinte Jakob Dietmayer in seiner bedächtigen Art. »Und ich fürchte, denen geht es weniger um den guten Zweck, sondern um Missgunst, Neid, Eifersucht und was weiß ich noch. Da wird die Nachbarin beschuldigt, mit der man im Streit liegt, da will sich einer an seinem Nebenbuhler rächen, da nimmt jemand von einem unliebsamen Verwandten das Schlimmste an. Die Zeitlerin will die Wirtin vom Großkopf neulich bei Vollmond im Hof gesehen haben … «
    »Fragt sich bloß, was die Zeitlerin, die alte Krähe, bei Vollmond selber draußen zu suchen hatte … «, warf Abdias Wolff ein.
    » … der bucklige Veit vom Sand gibt an, dass im Stadel seines Nachbarn nachts seltsame Lichter herumflackern. Die Nieblerin erzählt herum, sie hätte ihre Schwiegertochter dabei beobachtet, wie sie nach der Kommunion die Hostie aus dem Mund genommen hat.«
    »Jeder weiß doch, dass die Nieblerin und ihre Schwieger sich am liebsten gegenseitig die Augen auskratzen würden«, grinste Junius.
    »Schon«, sagte Neudecker und kratzte sich am Hinterkopf. »Aber jetzt wird’s schon gefährlicher: Heut erzählt mir meine Frau, dass über die Hebamme getratscht wird. Irgendjemand behauptet, dass sie ungewöhnlich viele Kinder tot auf die Welt geholt hat.«
    »Das ist doch Unsinn!« Abdias Wolff hieb mit der Faust auf den Tisch. »Die Elisabeth ist die beste Wehfrau, die ich je gekannt hab. Sie weiß über die Wirkung von Kräutern Bescheid und hat lange Jahre Erfahrung in Frauenheilkunde.«
    »Die kleinen Kinder des Paternostermachers von der Dominikanergasse sind aber alle kurz nach der Geburt immer weniger geworden und dann gestorben. Eins nach dem anderen. Und die hat alle die Elisabeth geholt!« Das war wieder Adam Rehm.
    »Und wie viele hat sie geholt, die gesund und munter sind? Deine vier Bälger doch auch, Adam, oder?« Alexander Wildenberger schüttelte den Kopf.
    »Darum geht’s doch hier gar nicht!« Rehm trank aus und stand auf. »Ich verschwinde. In diesen Zeiten sollte man vor Einbruch der Dunkelheit daheim bei seiner Familie sein.«
    »Pass auf, dass deine Alte nicht auf einem Besen durch den Kamin ausfährt, wenn du heimkommst!« Die anderen lachten ihm nach.

    »Ernsthaft, jetzt wo der Adam weg ist«, meinte Junius. »Wir sollten uns überlegen, wie wir das Ganze so in den Griff bekommen, dass uns nicht die ganze Stadt verrückt wird. Ich jedenfalls werde keine Beschuldigung an die Rechtskommissare weitergeben, die an mich herangetragen wird. Und das sollten alle vom Rat so halten.«
    »Vielleicht sollten wir bei der Sitzung morgen Nachmittag ein Mandat aufsetzen, das die Bürger zu Ruhe und Besonnenheit aufruft. Das kann der Ratsdiener dann vor dem Sonntagsgottesdienst verlesen.« Das war Hans Lambrecht, der dienstälteste Rat der Stadt. Die anderen stimmten einhellig zu.
    Heinrich Flock erhob sich und warf ein Geldstück auf den Tisch. »Ich geh dann auch. Muss heute noch im Kontor die Rechnungen durchschauen.«

    Abdias Wolff verließ das Wirtshaus als Letzter. Draußen war es längst dunkel geworden, der Mond verbarg sich hinter einer dicken Wolkenschicht. Kein Mensch war mehr auf der Straße. Bald würden die Nachtwächter die Sperrketten quer über die wichtigsten Gassen legen, und vorher wollte Abdias noch die Obere Brücke erreicht haben. Er knöpfte seinen Mantel zu und tastete sich dicht an den Hauswänden entlang in Richtung Grüner

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