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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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verdiente – sie hatte vorhin etwas wie Verachtung im Blick des Bürgermeisters aufblitzen sehen. Außerdem kannte sie etliche der Verhafteten, deren Zahl inzwischen auf über zwanzig angewachsen war, und wie ihr Vater verfolgte sie dieses Hexenunwesen mit Skepsis und Misstrauen. Wie gerne hätte sie jetzt getanzt, um die unangenehmen Gedanken zu vertreiben – sie tanzte für ihr Leben gern. Aber ihr Verlobter hockte steif wie ein toter Fisch neben ihr und machte keine Anstalten, sie aufzufordern. Sie wippte mit den Füßen im Takt und sah sehnsüchtig den lustig hüpfenden Gestalten auf der Tanzfläche zu.
    »Jungfer Wolff, darf man Euch zum Reigen führen, ohne dass der Haussegen schiefhängt?«
    Johanna blickte sich überrascht um. »Cornelius, oh, nein, ich meine ja!« Sie warf einen schnellen Blick auf Schramm, der erst etwas verkniffen dreinsah und dann eine Handbewegung machte, die wohl seine Zustimmung signalisieren sollte. Dann sprang sie auf und ließ sich von dem jungen Arzt an der Hand nehmen. Verschwörerisch grinsend führte er sie weg. »Dein lustiger Verlobter geht wohl in den Keller zum Lachen, was? Ich hab euch schon die ganze Zeit beobachtet.«
    Erst wollte Johanna eine schnippische Antwort geben, doch dann besann sie sich eines Besseren. Heute war ein so schöner Tag, und sie wollte ihn genießen! Und wenn der Hans nicht mit ihr tanzte, bitte schön, dann tanzte sie eben mit anderen! Die beiden reihten sich ein und ließen sich von der fröhlichen Ringbranle mitreißen. Schnelle Schrittfolgen und Drehungen wechselten sich ab, und bald hatte Johanna ihren Verlobten vergessen. Wie die anderen Mädchen ließ sie sich kreischend herumschwenken, drehte sich mit Cornelius im Kreisel, bis sie schwindlig war, ließ sich um die Taille fassen und hochheben. Endlich geriet sie so außer Atem, dass sie eine Pause brauchte.
    »Ich kann nicht mehr«, keuchte sie lachend, wischte sich eine kleine Schweißperle von der Stirn und taumelte von der Tanzfläche.
    »Komm, wir trinken einen Schluck.« Cornelius zog sie in eines der Nebenzimmer, wo die Büttner ihre Fässer aufgebaut hatten. Er reichte Johanna einen gläsernen Noppenbecher mit frisch gebrautem Bier, und sie trank durstig.
    »Wo hast du so gut tanzen gelernt?«, fragte er.
    »Schmeichler!« Sie kicherte. Das Bier und der Wein, den sie schon zum Essen getrunken hatte, taten ihre Wirkung. »Sag was auf Italienisch«, forderte sie ihn auf.
    Er überlegte ganz kurz. »Sei la piu bella ragazza e ti voglio bene, carina«, sagte er mit einem Lächeln.
    »Und was heißt das?« Sie zwinkerte ihn übermütig an.
    Er sah ihr mit treuherzigem Blick in die Augen. »Das heißt: Guten Tag, schönes Wetter heute, wie geht es dir?«
    »Aha.« Sie nahm noch einen großen Schluck Bier und fühlte sich leicht und beschwingt. »Lass uns weitertanzen, ja?« Ist mir doch egal, was der Hans sagt, dachte sie.

    Irgendwann, nach etlichen Allemanden und Gagliarden, tippte ihr Thea auf die Schulter. »Meinst du nicht, du solltest wieder an deinen Tisch gehen? Der Hans sitzt da und sieht aus, als ob er in eine Limoni gebissen hätte.«
    Johanna seufzte. »Ich muss aufhören«, sagte sie zu Cornelius. »Bringst du mich zurück?«
    Galant nahm er sie am Arm und führte sie an ihren Platz. Dort machte er eine übertriebene italienische Verbeugung und wedelte dabei so komisch mit beiden Armen, dass sie in prustendes Gelächter ausbrach. »Ich danke für den Tanz, Jungfer Wolff«, sagte er. »Es war mir ein großes Vergnügen.« Dann war er in der Menge verschwunden.
    Schramms Augen schossen Blitze. »So ein aufgeblasener Wichtigtuer! Und ausgerechnet mit dem musst du tanzen!«
    »Na, du hast mich ja nicht aufgefordert.«
    »Hätt ich schon noch getan«, knurrte er. »Aber jetzt hab ich keine Lust mehr.«
    Die Stimmung war verdorben und Johanna plötzlich wieder nüchtern. Sie fühlte sich bemüßigt, den restlichen Abend bei ihrem beleidigten Verlobten sitzen zu bleiben, aber der richtete kein Wort mehr an sie. Schließlich hatte sie ein so schlechtes Gewissen, dass sie froh war, als endlich der dicke Hochzeitslader das Ende des Festes und den Zug zum Haus des Bräutigams verkündete.

    Alles stürmte die Treppe hinunter und zum Hochzeitshaus hinaus. Gott sei Dank war es draußen nicht allzu kalt. Ein scharfgeschnittener, fast voller Mond glotzte weiß aus dem klaren schwarzen Nachthimmel, und die Sterne funkelten. Unter lautem Gejohle und heiterem Gelächter bewegte sich der

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