Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
Vom Netzwerk:
diese Urgicht gelas in dem Gericht, da saß sie nahe bei dem Gericht auf einem Karrn, gebunden beim Hals, in der Mitten und an den Füßen, und sie hub an mit eingebissnem Mund und sprach also: Nein, der keins gesteh ich, ich habs vor großer bitter Marter wegen alles bekennt, ich hab ir keins getan. Da bracht man die Fragherrn und Schreiber her, die dabei gewesen warn, die sagten auf ihrn Eid, daß sie alles auch nach der Marter noch einmal bekannt hett, gantz ohne Schmertzen.
Item dieweil hat der Hencker das Holtz an die Feuerstatt gehäufet und ein Sitzstatt zugericht. Und darnach, da setzet sich der Henker selber an dieselbige Statt und schocket auf und nieder und wollt versuchen, ob es gut gemacht sey. Da hub die Frau auf dem Karrn an und lachet daß es sie schüttelt. Und sah auf gen Himmel mit andechtiger Gebärd, als ob sie begehret, das Feuer sollt vom Himmel kommen und ihn vor ihr verprennen.
Item darnach da band der Hencker die Frau loß und schob sie zur Feuerstatt und setzt sie dahin. Und er riß ihrn Ärmel ab und machet einen Ringk daraus und setzet ihr den auf den Kopff. Und nahm viel Pulvers und schüttet es ihr oben auf ihr Haupt und auch ein gut Teil in ihrn Busen. Und hat sie einen schön Leib und weiße Brüst gehabt.
Item ehe man das Feuer angezündt, da sprach ein Pfaff – es warn drei dabey –: Ihr liebe Frau, seid stet in christenlichem Glauben und sterbt als ein Christenmensch. Sie sprach: Ich will sterben als ein Christenmensch. Sie sprachen: Wenn man das Feuer anzündt, so schreit mit Andacht und mit lauter Stimm mit uns: Jesus Nazarenus rex Judeorum, Herr erbarm dich über mich. Das tat sie also lang sie mocht, bis sie nimmer vor Rauch und Hitz geschreien konnt, und sie gab große Anzeigung, daß sie ein gute Christin und christenliche Andacht gehabt hat.
Item sie war die Haußfrau des Bürgermeisters, und hatt ein Sohn, der auch in Verhaft saß und wollt ein Hexer seyn.
Dieß war der erste Brand zu Bambergk.

Geyerswörth, Anfang Mai 1627
    Im Lustgarten der Bischofsresidenz war der Frühling immer die schönste Zeit. Dann war die Luft erfüllt vom Duft blühender Büsche, und alle nur denkbaren Nuancen von Grün tauchten den Park in einen Farbenrausch, der den Augen wohltat. Das kleine steinerne Brünnlein mit seinem Wasserspiel plätscherte, im Rasen lagen wie himmlische Farbtupfer Nester von Blausternchen verstreut, und die Vögel versorgten geschäftig ihren frischgeschlüpften Nachwuchs. Die ersten Bienen und Hummeln brummten und senkten ihre winzigen Rüssel tief in die weißen und rosa Blüten des Spalierobstes, das seine Äste wie gichtige Finger an der Mauer entlangstreckte.

    »Neue Todesurteile sind gefällt, Eminenz. Dieses Weib aus Hallstadt, die alte Rieglin, zwei Bamberger Bürgerinnen aus der Inselstadt und ein Knecht vom Kaulberg.« Friedrich Förner schlenderte entspannt an der Seite des Fürstbischofs über den feinen grauen Kies. Seine schwarze Kutte bauschte sich im warmen Maiwind und streifte an der niedrigen Buchsbaumhecke entlang, die den Weg säumte.
    Dornheim schnupperte an einer Apfelblüte, die er unterwegs gepflückt hatte. »Fürwahr, mein Freund, ich fürchte, das wird in jeder Hinsicht ein heißer Sommer.«
    »Inzwischen haben wir fast dreißig Hexen und Drudner in Haft«, überschlug Förner und zog dabei nachdenklich seinen Spitzbart lang. »Der Turm ist schon lange voll, und die Stadtknechte wissen bald nicht mehr, wohin mit den Leuten. Wir haben einige sichere Räume in der alten Hofhaltung freigemacht, aber das ist auf Dauer keine Lösung.«
    »Dann muss das mit den Todesurteilen eben schneller gehen.« Der Fürstbischof warf seine Blüte weg und bog in einen der schmalen Seitenwege ein, die symmetrisch von der Mittelachse des Gartens abzweigten.
    »Ganz meine Meinung«, pflichtete Förner bei. »Übrigens, hat man Euch schon über die öffentliche Rede der Bürgermeister Junius und Neudecker berichtet?«
    »Ihr meint, diesen unsäglichen Aufruf, den die beiden eine Woche nach der ersten Hinrichtung vom Rathausfenster aus an die Leute gerichtet haben? Ja, natürlich. Sie haben den Bambergern schlichtweg verboten, mit Hexenanschuldigungen zum Rat zu kommen. Und sie haben indirekt behauptet, das Ganze sei die Inszenierung wirrer Hirne. Meinen die am Ende damit uns? Ich habe mich so darüber aufgeregt, dass ich Magenschmerzen bekam. Wer glauben die zwei, dass sie sind? Hört, Förner, das können wir uns so nicht bieten lassen.«
    Der Angesprochene

Weitere Kostenlose Bücher